Glaswelt – Was war die besondere Herausforderung bei der Software für Glas Marte?
Markus Fischer – Glas Marte (www.glasmarte.at) hatte in der Vergangenheit eine Software-Landschaft aus mehr als 20 Programmen entwickelt. Die Themen Schnittstellen, Datenqualität, Redundanzen und Sicherheiten kosteten viel Aufwand im daily business.
Glaswelt – Und bildet das auch die beiden Standorte ab, die 300 km auseinanderliegen?
Fischer – Ja, es gibt eine „große, ganzheitliche“ Lösung. Bregenz ist das Headquarter und die konzernweite Auftragsverarbeitung findet hier statt. Itter ist als verlängerte Werkbank zu sehen. Je nach Produkt bzw. anderen Bedingungen werden die Aufträge intern verschoben. Dies geschieht automatisch im Hintergrund zwischen den zentralen Produktionsservern.
Glaswelt – Gehen Sie Schritt für Schritt bei der Implementierung vor?
Fischer – Ja. Wir sind derzeit in der Implementierungsphase, die schrittweise vonstattengeht. Nachdem zwei große Softwarepakete unterschiedlicher Hersteller zu einer homogenen Gesamtlösung verschmelzen, werden zunächst die Grundfunktionalitäten geschult und die Systeme in der Konfiguration angepasst. Parallel dazu finden Schnittstellenworkshops statt, an denen die Produktverantwortlichen bei Glas Marte sowie die Entwickler gemeinsam mit den Kunden neue Arbeitsabläufe und Prozesse definieren. Dadurch lassen sich nach der Basis-Implementierung die beiden Softwaresysteme verschmelzen und die Prozesse schrittweise testen und in Betrieb nehmen.
Glaswelt – Ist diese Software modular und später noch erweiterbar?
Fischer – Ja, beide Softwarepakte sind modular strukturiert und können so flexibel zu einem späteren Zeitpunkt ausgebaut werden.
Glaswelt – Glas Marte bietet sowohl Glas- als auch Metall- und Beschlagprodukte an. Wie beeinflusst das die IT-Verknüpfung?
Fischer – Dieser Punkt war das Hauptentscheidungskriterium für die Wahl unseres Angebots, denn hier gab es entscheidende Unterschiede zu einem klassischen glasverarbeitenden Betrieb. Die Verantwortlichen wollten ein System, das die Vorzüge eines allgemeinen ERP Systems, inklusive CRM, Fibu, Lager, Projektmanagement, Dokumentenmanagement, Zeiterfassung, Zoll-Programme usw. mit einer speziellen Glaslösung vereint. Diese Anwendung gab es so bisher noch nicht und wird nun erstmals in dieser Form realisiert.
Glaswelt – Die Software bildet die Produktion ab, schließt das auch die Lagerhaltung und den Versand mit ein und wenn ja, wie?
Fischer – Lisec ist für die Glasagenden zuständig und reportet an das übergeordnete System. Informationen bezüglich Glas-, Metallfertigungen und die weiteren Dienstleistungen laufen dort zentral zusammen.
Glaswelt – Wie laufen Auftragserfassung und Preiskalkulation ab?
Fischer – Kommt ein Auftrag herein, wird er im ERP System erfasst. Handelt es sich bei einer Position um Glas, so wird automatisch die Glaseingabe von Lisec in den Vordergrund geschaltet. Hier werden klar unsere Erfahrungen im Glas genutzt. Neben der Preiskalkulation werden auch freie Kapazitäten (aus dem Lisec PPS) und Herstellkosten ermittelt sowie Materialien im Lager reserviert bzw. bereitgestellt. Wird ein Beschlag gewünscht, greift das System auf das Master-ERP, also Asseco zu und setzt hier die Auftragseingabe fort. So führt das übergeordnete ERP Programm alle Auftragsdaten, egal ob Glas, Metall oder andere Materialien sowie Dienstleistungen aller Mandanten bzw. anderer Geschäftsbereiche.
Glaswelt – Allgemein gefragt, wissen die Verarbeiter heute um die Potenziale eines Updates ihrer Abläufe bzw. der eingesetzten Software für ihren Betrieb?
Fischer – Lassen Sie es mich so sagen: Ich bin mir sicher, dass jeder Betrieb – unabhängig davon, ob er Glas, Fenster oder Fassaden im Angebot hat – ungenutzte Potenziale besitzt. Unsere Analysen ermöglichen dem Glasverarbeiter einen Blick von außen und geben ihm so eine andere Perspektive. Und eines kann ich mit Sicherheit sagen, bisher konnten wir noch jedem unserer Kunden helfen, effizienter zu arbeiten.
Glaswelt – Wo sehen Sie Knackpunkte, die solch ein Update bremsen?
Fischer – „Alte“ Abläufe werden meiner Ansicht nach bei vielen Betrieben nicht mehr und nicht gründlich genug hinterfragt. Dadurch werden häufig bestehende Prozesse seit Jahrzehnten als gegeben hingenommen. Dabei würde eine geringfügige Änderung im Ablauf (oft IT-gestützt) eine gesamtheitliche Verbesserung der Betriebsabläufe mit sich bringen.
Glaswelt – Welche Potenziale ergeben sich durch ein Update bzw. ein Upgrade der Software für den Glasverarbeiter?
Fischer – Jeder Glasverarbeiter, der nicht nur rein im Glas aktiv ist, hat die gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Anforderungen, wie sie jetzt bei dem hier vorgestellten Projekt auftreten. Das Unternehmen wäre sicher froh, wenn sich auch andere Geschäftsbereiche (oder weitere Firmen einer Gruppe) mit einer homogenen Software-Lösung abbilden lassen und sich so die anfallenden Daten aus allen Bereichen (Sales, Produktion, Transport etc.) vereinen und verarbeiten lassen. Denn das bringt wirkliche Effizienz.—
Die Fragen stellte Matthias Rehberger.
GM Railing Geländer-Konfigurator
Mit GM Railing hat Glas Marte ein formschönes und schnell montierbares Glasgeländer zur Absturzsicherung entwickelt. Dank des flexiblen, werkseitig vorgefertigten Modulprinzips lässt sich die Brüstung an quasi jede Einbausituation anpassen. Um bei dieser breit gefächerten Auswahl den Überblick zu behalten, hat Glas Marte einen Online-Rechner für die universelle Baureihe GM Railing Uni gelauncht.
Unterstützt von dem zugehörigen Planungshandbuch kann der Verarbeiter so in wenigen Schritten fehlerfrei das gewünschte Geländermodul mit allen Komponenten konfigurieren und ein Angebot kalkulieren. Der Konfigurator ist genau auf die Glas Marte Produktionsmöglichkeiten und die Anwendungstechnik des Glasgeländermoduls abgestimmt. Der Verarbeiter oder auch der Verkäufer erhalten dadurch eine absolut realistische Einschätzung der Möglichkeiten und Kosten der Anwendung. Somit können sie jederzeit ein Angebot erstellen, da der Online-Rechner 24 Stunden am Tag bereitsteht.
Die Rückmeldungen zum neuen Tool seitens der Anwender seien durchweg positiv. Das Kalkulations-Tool sei ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung. Sehr positiv wurde auch bewertet, dass die Verarbeiterkunden während des gesamten Bestellvorgangs den Überblick haben und ständig alle Kosten im Blick behalten. Kurz gesagt, durch die Kalkulationshilfe sei der Planungsprozess noch effizienter geworden. Hier der Link zum Online-Rechner