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Dekor-Designgläser Für Fassaden

Es lebe die bunte Hülle

_ Bereits im Mittelalter wurde Farbglas eingesetzt, um bei Kirchenfenstern biblische Botschaften zu vermitteln. Auch heute wird bei der Fassadengestaltung wieder zunehmend auf Designgläser, sprich auf Farb- und Ornamentgläser zurückgegriffen, etwa als Erkennungsmerkmal bei Firmengebäuden im Rahmen eines Corporate Brandings. Für solche Anwendungen in der Fassade gewinnen Strukturgläser zunehmend an Bedeutung.

Das charakteristische Merkmal vieler Gussgläser ist eine ausgeprägte Ornamentierung ihrer Oberfläche, man spricht deshalb auch von Ornamentglas. Das Design solcher Gläser entsteht dabei durch Einprägen von Mustern in die heiße Glasmasse.

Nach dem Zuschnitt lassen sich diese Scheiben weiterverarbeiten, indem sie mechanisch oder manuell veredelt werden. Die planen Oberflächen von Ornamentgläsern können wie beim Floatglas mit unterschiedlichen Techniken weitergestaltet werden, beispielsweise mit Emaillierung, Siebdruck oder Digitaldruck. Ornamentgläser von Saint-Gobain Glass, die über eine glatte Seite verfügen, können problemlos zu ESG und VSG weiterverarbeitet werden. Zudem sind Designgläser für die Verarbeitung als 2-fach- oder 3-fach-Isolierglas fast ausnahmslos geeignet. Grundsätzlich unterscheidet man in diesem Segment zwischen den Standard-Ornamentgläsern und speziell designten kundenspezifischen Ornamentgläsern, die beide im Gussglasverfahren hergestellt werden. Darüber hinaus gibt es noch die individuell kreierten Ornamentgläser, deren Herstellungsverfahren abhängig ist von der gewünschten Optik und den technischen Möglichkeiten des jeweiligen Verarbeiters.

Diese spezielle Form der Fassadengestaltung wird hier nachfolgend anhand von zwei Beispielen vorgestellt.

Eine Fassade voller Filmszenen

Spektakulär stellt sich das niederländische Institut für audiovisuelle Medien im niederländischen Hilversum dar: dessen Fassade besteht aus 2244 Glasscheiben (aus SGG Crea-Lite), die 374 unterschiedliche Filmszenen darstellen.

Um das gewünschte Relief für die Fassade zu bekommen, wurde eine spezielle Software entwickelt, die die ausgewählten Filmszenen in Schablonen übertragen kann. Die farbigen Bilder wurden dabei in verschiedene Schwarzschattierungen transformiert. Die Intensität der Schwarzschattierungen bestimmt die Tiefe des Reliefs. Für die Gestaltung der Scheiben-Innenseite wandelten die Techniker die Fotowerte in RGB um (also von vier Farben in drei Farben).

Diese Daten wurden in einem komplett digitalisierten Prozess zur Farbmischung genutzt. Dann wurde jedes Bild zunächst dem Motiv entsprechend mit Emaillefarben gepulvert. Anschließend wurde mit der Holzschablone im Vorspannofen der Abdruck in Sand vorbereitet. Beim Schmelzprozess von rund 800 °C sinken die Farbpigmente in das Glas und gleichzeitig das Glas in die Schablonen. Im letzten Schritt wurde jede Scheibe zu Einscheiben-Sicherheitsglas – einschließlich Heat-Soak-Test – weiterverarbeitet. Insgesamt wurden 748 unterschiedliche Relief-, Guss- und Farbformen hergestellt.

Jedes Motiv erscheint dreimal an unterschiedlichen Stellen der Fassade – und jede Scheibe hat ihren eigenen, genau festgelegten Platz in der Fassade.

Die Farbe stammt von Scherben

Ein herausragendes Beispiel für den Einsatz von Ornamentglas ist die tiefblau schimmernde Fassade des Zentrums der muslimischen Gemeinde im oberbayerischen Penzberg. Konstruiert wurde die Glasfassade aus blauen Flaschenscherben, sodass das einfallende Licht den dahinterliegenden Raum in tiefes Blau taucht.

Die Anregung dazu gab ein vom ClimaPlusSecurit-Partner Glaskontor Erfurt errichteter Obelisk aus punktgehaltenen Glastrapezen. Dieser Obelisk ist mit blauen Flaschenscherben beklebt und bei Nacht schimmert er blau, wenn er innen beleuchtet wird.

Um diese Technik für den Fassadenbau einzusetzen, mussten für den Glasaufbau und die Verklebung neue Lösungen gefunden werden. So brauchte es ausreichend blaue und andersfarbige Flaschen für die benötigte Anzahl und Größe der Scherben. Um den gewünschten Lichteffekt zu erzeugen, wurden die Scherben im Mischungsverhältnis 80 % blau zu 20 % weiß und pro Quadratmeter einige wenige rote, ebenfalls von Hand, auf eine ESG-Scheibe geklebt, bis sie eine undurchsichtige Fläche bildeten.

Mit Spiegelrohglas auf der Innenseite und einem Wärmeschutzglas auf der Außenseite wurden die Glaselemente dann zu einem 3-fach-Isolierglas (hier SGG Climatop) aufgebaut. Das Ergebnis ist eine vom technischen Aufbau und in der Wirkung einzigartige blau leuchtende Glasfassade, die das neue Islamische Forum in das passende Licht rückt (Bilder unten).—

Evamaria Nickel, Saint-Gobain Glass Deutschland

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