_ Die Haltestelle Graf-Adolf-Platz der neuen Wehrhahn-Linie wurde von Künstler Manuel Franke in Anlehnung an einen gläsernen Achat-Edelstein gestaltet und gemeinsam mit Glas Trösch umgesetzt.
Der U-Bahnhof befindet sich mitten in der Düsseldorfer Innenstadt und wird täglich von mehreren Tausend Fahrgästen frequentiert und bildet heute einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt im neuen Verkehrsnetz der Stadt.
Drei Treppenaufgänge führen aus unterschiedlichen Zugangsrichtungen zunächst auf eine Verteilerebene innerhalb der Station. Dieses baulich sehr offen gestaltete Galeriegeschoss ist Teil des architektonischen Konzeptes. Die Bahnsteige sind vollständig einsehbar, was eine einfache Orientierung ermöglicht sowie, unterstützt von heller Beleuchtung, Sicherheit beim Betreten der Bahnhofshalle gibt.
Die Galerieebene überspannt die Fahrröhre und führt die Fahrgäste über zwei breite Festtreppen mit einer Breite von jeweils 2,40 m hinab zu den Gleisen. Der Künstler Manuel Franke nutzte die aus der städtebaulichen Umgebung gewachsene Form „seines“ Schnittraumes vollständig aus. In detailreicher Handwerkskunst ließ er unterirdische Strukturen auf gläserner Oberfläche entstehen.
Leuchtend grün, durchbrochen von einem pulsierenden Linienschwung in Violett, lässt er einen begehbaren Farbraum entstehen. An jedem der drei Zugänge beginnt ein solcher Farbstrom, jeweils an der außenseitig liegenden Treppenwand. So umfasst der Achat den gesamten Bahnhof und entfaltet von der Straße über die Zwischenebene bis auf den Fahrsteig seine Wirkung. Als ruhiger Gegenpol steht den dynamisch gestalteten Wandtafeln mit all ihren Schattierungen und Verwerfungen eine monochrome Farbfläche im gleichen Grünton gegenüber, die ebenso Teil des Gesamtkunstwerkes darstellt.
„Mein Ziel war es, den Weg unter die Erde bewusst zu machen. Wie bei einem Achat, der durch seine vielschichtigen Ablagerungen diese besondere Tiefe und spannende Formenvielfalt erhält, begleitet ein sogenannter Linienstrom in Farbe die Fahrgäste bis zum Bahnsteig und lädt sie gleichzeitig dazu ein, sich in der Betrachtung der Wandgestaltung zu verlieren“, so Manuel Franke über sein Kunstwerk, das er auf einer Wandfläche von ca. 1000 m2 farbig gestalteter Glastafeln geschaffen hat.
Handarbeit im Herstellungsbetrieb
Künstler Franke arbeitete von Anfang an eng mit Glas Trösch zusammen. Zu Testzwecken sollten bei dem Glasveredler vorab verschiedene Musterplatten bearbeitet werden. Das Unternehmen erklärte sich bereit, sich auf die Versuche ohne sicheren Ausgang einzulassen und öffnete dem Künstler seine Türen.
Nach Erprobung des Verfahrens folgten zahlreiche Farbmuster sowie eine sorgfältige Überarbeitung des Linienstromes. Als das Projekt schließlich zur Ausführung kam, verbrachte Manuel Franke mehrere Wochen im Werk von Glas Trösch.
„Es war ein langer und teilweise mühsamer Weg. Aber auch an kritischen Punkten haben wir immer wieder gemeinsam Lösungen gefunden und das Ergebnis zeigt deutlich, dass sich die Arbeit gelohnt hat“, so Architektin Daniela Buck von Glas Trösch, die dem Künstler beratend zur Seite stand.
Glasgestaltung mit Lösungsmittel, Pressluft und Bürsten
Da die zu gestaltenden Scheiben nicht als komplette Wandabwicklung nebeneinander gelegt werden konnten, erfolgte die künstlerische Gestaltung abschnittsweise in Bearbeitung von jeweils sechs Scheiben.
Der Linienstrom springt über die Fugen der Glastafeln mit einer Größe von 0,95 × 1,70 m hinweg und lässt sie mit dieser übergreifenden Bewegung zusammenfließen. Glas in der Weiterverarbeitung als VSG bot aufgrund seiner Mehrschichtigkeit das ideale Trägermaterial.
Die grüne Farbe wurde vollflächig auf der Rückseite der vorderen Scheibe aufgetragen. In noch flüssigem Zustand entstand der Linienstrom durch die Subtraktion der Farbschicht, also vor dem Einbrennen der keramischen Beschichtung, auf 170 der insgesamt knapp 750 im U-Bahnhof verbauten Glastafeln.
Dazu setzte der Künstler Lösungsmittel, Pressluft, Bürsten, Spachtel und weitere Werkzeuge ein. Nach dem Trocknen der Farbschicht wurden die Platten erneut mit Spachtel-Messern und den Händen bearbeitet. Die aufgebrochenen Bereiche geben den Blick auf die zweite, monochrom violette Farbebene frei, die rückseitig auf der hinteren Scheibe aufgetragen wurde. Zwischen den beiden Farbebenen schafft die Glasstärke von 10 mm Raum für detailreiche Schattenwürfe.
Erst nach der aufwendigen manuellen Bearbeitung wurde das Glas zum eigentlichen VSG verbunden.
Unsichtbar an der Wand befestigt
Ein Punkthaltesystem an der hinteren Scheibe, das zusammen mit Glashandel Pritz für das Projekt entwickelt wurde, ermöglicht die unsichtbare Befestigung der Wandtafeln am Bau.
Die gläsernen Wandelemente der U-Bahn-Haltestelle am Graf-Adolf-Platz zeigen deutlich, dass eine gute Kommunikation und die enge Zusammenarbeit von Architekten, Künstlern und Industrie neue Wege aufmachen und besondere Projekte hervorbringen können. —
Bautafel
Bauherr: Landeshauptstadt Düsseldorf
Architekt: netzwerkarchitekten, Darmstadt
Künstlerisches Konzept und Ausführung Station „Graf-Adolf-Platz“: Manuel Franke, Leni Hoffmann (nur Ausführung), Düsseldorf
Objektberatung: Daniela Buck, Glas Trösch
Montage: Glashandel Pritz (Planung und Montage), Engelskirchen
Glaslieferant: Glas Trösch