Die glasstec, die größte internationale Glasmesse, wird im Oktober 2014 in Düsseldorf einmal mehr zum Treffpunkt der Glasbranche. Wie in den Jahren zuvor zählen die Sonderschau „glass technology live“ und das zugehörige Fachsymposium zu den Messehöhepunkten.
Nach Auskunft der Messe Düsseldorf sind beide Events Impulsgeber für die Branche, denn sie zeigen die zukunftweisende Potenziale des Werkstoffes auf. Das diesjährige Motto lautet „Intelligent Glass“.
Wollen wir hoffen, dass das angekündigte Glas intelligenter ist, als es einige der großen Branchen-Player vor ein paar Jahren waren. Und dass es klüger ist, als die EU-Kommissare in Brüssel.
Warum? Das ist ganz einfach. Beide Gruppen haben in einer Art und Weise gehandelt, die unsere Branche sehr viel Geld gekostet hat, für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich ist und dringend benötigte Innovationsschübe der Glasbranche massiv ausgebremst hat.
Zuerst zur EU-Kommission: Diese hat die europäische Glasindustrie für ihre Absprachen bestraft. Aber gegen das Preisdumping bei vielen PV-Produkten von chinesischen Firmen tun die Kommissare nichts.
Was ist das denn für eine Gerechtigkeit, wenn chinesische Firmen gegen unsere Gesetze verstoßen, ohne dass dies geahndet wird und darüber hinaus damit als Konsequenz das Sterben vieler europäischer Solarfirmen ausgelöst wird.
Jetzt zu den großen Playern: Aufgrund von verbotenen Preisabsprachen hagelte es 2008 von der Kartellbehörde aus Brüssel massive Strafen in Milliardenhöhe. Das hat nicht nur weh getan, die Folgen spüren wir noch heute. Denn es hat zu einer sehr schlechten Abstimmung der Kapazitäten geführt, da sich die Glashersteller kaum noch gemeinsam besprechen, aus Angst vor der Kartellbehörde.
Die Folge sind große Überkapazitäten mit einem ruinösen Preisverfall. Um dem beizukommen wurden 19 Float-Wannen in Europa geschlossen. Und heute haben wir Engpässe für mache Glasprodukte.
Weiter haben die Strafzahlungen dazu geführt – und das ist für mich mindestens genauso schädlich – dass die Hersteller in den letzten Jahren massiv sparen mussten, da die Töpfe leer waren. Und aus diesen Töpfen flossen einst die Gelder für Forschung und Entwicklung sowie einen verbesserten Kundenservice. Das hat die gesamte Branche ausgebremst.
Allerdings gibt es auch etwas Positives an dieser Situation: Kleine und mittelgroße Betriebe in kooperativen Zusammenschlüssen wie dem Flachglas Markenkreis, Uniglas und Isolar, haben die Gunst der Stunde genutzt und sich mit gutem Service und neuen, verbrauchernahen Produkten näher am (End-)Kunden positioniert.
Will die Branche attraktiv für die Verbraucher sein, brauchen wir innovative Produkte. Vergessen Sie deshalb nicht, auf der glasstec einen Blick auf das intelligente Glas zu werfen, vielleicht bringt Ihnen das ja neue Impulse.
Als gelernter Bauingenieur ist Paul Bastianen seit 1981 in der Glasbranche tätig. Der Niederländer füllt im Wechsel mit anderen Branchenkennern diese Gastkolumne. Sein Fokus zielt auf die europäische und internationale Glasbranche. Schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Gastkommentar: glaswelt@glaswelt.de