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Klagelied eines Sachverständigen

Nicht immer ist die Montage das Problem

_ Ist ein Bewohner mit neu montierten Fenstern konfrontiert, wird immer häufiger über Zuglufterscheinungen sowie Feuchtigkeitseintritte geklagt. In 70 Prozent aller begutachteten Fälle ist dies einer sehr schlechten Montage geschuldet: Dichtheitsebenen – also das klassische Dreiebenen-Modell wird nicht eingehalten – oder es werden Abdichtungen im erdberührten Bereich durchgeführt, die schon bei der Leistungserbringung Schwachstellen aufweisen. Massive Undichtigkeiten stellen wir bei PVC-Fenstern – und hier insbesondere bei Anschlagdichtungsprofilen – speziell im Stulpbereich fest. Klar ist, dass die Werte auf der Leistungserklärung in diesen Fällen niemals mit dem Bauteil vor Ort übereinstimmen können.

Der Feuchtigkeitseintritt in die Fensterkonstruktion geht im Regelfall über die Bereiche am Flügelecklager und auch oft über den Stulpbereich. Das Wasser dringt dann über teilweise mangelhaft bzw. nicht fachgerecht verschraubte Profile in die Hauptkammer, Anschlussprofile für Fensterbänke und Fußbodenaufbau und tritt über die seitlichen Fugen der Anschlussprofile wieder aus. Teilweise sind die Feuchtigkeitsansammlungen im Falzbereich des Blendrahmens so hoch, dass das Wasser nicht mehr über die Entwässerungen abgeführt werden kann und die Feuchtigkeit unter die Verschraubung der Schließplatten in die Hauptkammer des eigentlichen Kunststofffensterprofils eindringt.

Viele Betriebe führen eine mangelhafte Montage durch – auf Angeboten, Auftragsbestätigungen und Rechnungen wird oftmals sogar die „RAL-Montage“ als vertragsgegenständlich und somit geschuldete Leistung vereinbart. Das Erscheinungsbild vor Ort sieht jedoch oft völlig anders aus.

Nicht immer ist die Anschlussfuge zum Baukörper das Problem

Es muss also nicht zwangsläufig die Baukörperanschlussfuge sein, die Undichtigkeiten aufweist, auch wenn sie im ersten Moment augenscheinlich nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Oftmals sind es die eigentlichen Fensterkonstruktionen, die für den massiven Feuchtigkeitseindrang verantwortlich sind. Um dann den Nachweis im Detail führen zu können, ist es unumgänglich, Fenster auszubauen, um den Aufbau der Anschlussfuge letztendlich komplett beurteilen zu können. Im weiteren Verlauf müssen aufwendige Dichtheitsprüfungen am Prüfstand durchgeführt werden, um letztendlich einen Vergleich bzw. einen Beweis zu erhalten, ob die deklarierte Leistung wirklich mit dem Produkt eingehalten wurde. Im Ergebnis kann die komplette Bewertung der erforderlichen, geplanten, vertraglich geschuldeten und tatsächlich erbrachten Werkleistung bewertet werden.

Luftdicht, aber nicht schlagregendicht

Im Ergebnis ist es oft so, dass die Elemente die Luftdichtheit und Winddichtigkeit zwar grenzwertig, aber knapp erreichen. Allerdings sind beim Schlagregen bei 95 Prozent aller Prüfungen bereits nach kürzester Zeit und im ersten Durchgang bei der drucklosen Beregnung schon die Wassereintritte festzustellen. Woran liegt das? An unsauber verarbeiteten Profilsystemen. Beispielsweise werden Dichtungslippen und Stulpendkappen nicht systemkonform eingebaut. Oftmals ist es so, dass nicht die vom Systemgeber vorgegebenen Originalteile verwendet werden, sondern günstigere Zukaufteile – beispielsweise aus Fernost.

Im Bereich der Holzaluminiumfenster sind geringere Schäden festzustellen. Hier handelt es sich oftmals um kleinere Beanstandungen von Kunden, die im Regelfall auf optische Beeinträchtigungen zurückzuführen sind. Im Bereich der reinen Holzfenster können wir feststellen, dass bei ca. 85 Prozent der Hersteller die Verblockungsluft vom äußeren Falzbereich nicht den konstruktiven Vorgaben aus den Werkzeugzeichnungen entspricht. Hier sind oftmals Spaltmaße von bis zu 2,5 mm und 3 mm festzustellen. Dies in Kombination mit einem Stulpfenster, bei dem die Dichtung im Stulpbereich nicht durchgeht (Verwendung von Stulpendkappen), führt auf einem Prüfstand schon bei druckloser Beregnung nach kürzester Zeit zu Undichtigkeiten.

Einige Holzfenster-Hersteller scheinen es aber auch mit der vereinbarten Holzart nicht so genau zu nehmen – gerade bei deckenden Anstrichen.

Im Bereich der Aluminiumfenster sind sehr wenige, bis fast keine Schadhaftigkeiten am Fensterprofil als solches festzustellen. Allerdings wird auch hier die Montagequalität manchmal vernachlässigt.

Ein Appell

Jedem Fensterverkäufer und -hersteller ist es nur dringend zu empfehlen, die Verarbeitungsrichtlinien der Systemgeber einzuhalten. Des Weiteren ist jedem zu empfehlen, sich gemäß der DIN 18055, der EN 14351-1:A1 2010 und der ift Einsetzempfehlungen sowie dem RAL Leitfaden genauestens zu informieren, wo das Fenster montiert werden soll und was es können muss.

Das wird oft falsch bzw. gar nicht berücksichtigt. Jedem sollte klar sein, dass Fenster, die auf den vorgelagerten Inseln der Nordseeküsten montiert werden, andere Leistungseigenschaften und auch entsprechende Materialeigenschaften (Korrosionsschutz) vorweisen müssen als ein Fenster in Freiburg, das einer hoher Sonnendisposition ausgesetzt ist. Das ist aber auch bei der Planung der Montage zu berücksichtigen. Da können auch Abdichtungsbänder schnell an ihre Grenzen kommen. Und ein Bauteil welches bei „druckloser Beregnung“ nach kürzester Zeit Wasser in den Innenraum führt, ist nicht gebrauchstauglich.—

Der Autor

Alexander Dupp ist ö.b.u.v. Sachverständiger für das Tischlerhandwerk mit den Schwerpunkten Fenster und Türen, Sicherheitstechnik sowie das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk.

www.sachverstaendiger-tischler.de

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