_ Wir hatten schon letztes Jahr über die Befestigungsprobleme bei den modernen Baustoffen geschrieben, die mit Hochdruck auf bauphysikalische Höchstwerte getrimmt werden und dabei leider ganz vergessen wird, wie man bei den immer geringer werdenden Auszugslasten etwas sicher befestigen soll. Diese Frage wird umso wichtiger, wenn wir über das Thema Einbruchsschutz sprechen, denn die Befestigung nach RC-Klassen setzt entsprechende (hohe) Werte bei den Auszugskräften voraus. Dazu kommen natürlich auch die Anforderungen durch Normen und Richtlinien wie auch den neuen RAL-Leitfaden zur Montage. Alles zusammen ergibt eine äußerst schwierige Gemengelage, in der sich Fachbetriebe und damit in letzter Instanz die Monteure auf der Baustelle auseinandersetzen müssen. In der Praxis bedeutet das viele Montagen, die einer Nachprüfung durch einen Sachverständigen nicht standhalten würden.
Wissen ist Macht
Gerade weil die heutigen thermisch optimierten Mauerwerksteine über deutlich mehr Kammern verfügen, werden die Wanddicken kontinuierlich dünner. Da den Monteuren bei der Montage auf der Baustelle diese Probleme durchaus bewusst werden, kompensieren sie diese Problematik sehr oft mit der Verwendung längerer Schrauben. Eine Erhöhung der Anzahl von Befestigungspunkten ist nicht unbedingt zu erkennen. Hier zeigt sich deutlich, dass die Befestigungsproblematik nicht erst auf der Baustelle gelöst werden darf, weil sie damit von dem im Montagewagen vorhandenen Material oder einem möglicherweise schlecht geschulten Monteur abhängig ist.
Bereits bei der Planung und Beratung muss auch die Befestigungssituation besprochen und geklärt werden, um ggf. in diesem Stadium auch höhere Montagepreise berücksichtigen zu können. Gerade, wenn dieser Punkt nicht erfüllt wird, steigt die Gefahr, dass in vielen Fällen bewusst fehlerhaft montiert wird deutlich an, wenn die Befestigungsproblematik erst auf der Baustelle zur Kenntnis der Montagekolonnen gelangt.
Produkthersteller haben die Probleme bereits erkannt
Zwei sehr unterschiedliche Lösungsansätze zeigen, dass die Hersteller von Rollladen- und Sonnenschutzherstellern die Montageprobleme erkannt haben und sehr ernst nehmen. Mit den angebotenen Lösungen können die Fachbetriebe sicher planen und fachgerecht montieren.
Beck+Heun bietet dazu einen Leibungsziegel für die statisch und bauphysikalisch sichere Befestigung von Fenstern. Der Stein ist mit einem Phonotherm-Funktionswerkstoff für die zugfeste Aufnahme von Standard-Schrauben versehen. Zusätzlich soll er dem behelfsmäßigen Herstellen des Fensteranschlags ein Ende bereiten, da dieser bereits Systembestandteil ist. Für eine möglichst optimale Dämmung sorgen Kammern mit Neopor-Verfüllung ( = 0,032 W/mK) sowie eine thermische Trennung. Das Ergebnis soll eine wärmebrückenfreie Leibung sein, die sogar Minus-Psi-Werte erzielt. Auch angenommen hat man sich dabei der zugfesten Verbindung von Fenstern mit gefüllten Ziegelsteinen, bei denen auch mit extralangen Schrauben in der Regel maximal zwei Ziegelstege erreichen. Um den stabilen Sitz des Fensters unter Berücksichtigung von Eigenlast, Wind- und Nutzlast zu gewährleisten, wird ein 30 mm dicker Phonotherm-Funktionswerkstoff an der Fensterseite des Laibungsziegels aufgebracht, der hinsichtlich seiner Schraubenzuglast geprüft sein soll. Durch seine konische Form sitze dieser fest im Stein und lasse die statisch sichere Fenstermontage mit handelsüblichen Schrauben (Schraubenzugfestigkeit 3500-3800 N, 6x60 Holz) erwarten.
Einen ganz anderen Weg beschreitet Hella, ein internationales Unternehmen mit Stammsitz in Österreich. Sein im Frühjahr vorgestelltes Travframe-System soll die bauphysikalisch sichere Montage von Fenstern mit Sonnenschutz erleichtern. Travframe wird dazu als fertiges Bauteil in die Fensteröffnung des Rohbaus eingesetzt und soll später das Fenster und den Sonnenschutz aufnehmen. Wärmebrücken, Putzrisse oder andere Konstruktionsfehler sollen so ausgeschlossen werden, die Energiewerte überträfen dabei die gesetzlichen Forderungen deutlich.
Da zur Befestigung des Rahmensystems deutlich mehr Möglichkeiten bestehen sollten, über eine Erhöhung der Befestigungspunkte ins Mauerwerk auch die erforderlichen Auszugskräfte von Führungsschienen etc. zu erfüllen, sollte hier ein interessanter Ansatz gefunden worden sein, um die Befestigungsproblematik zu vereinfachen.
Auch die nach RAL-Montageleitfaden erforderliche Befestigung von Fenstern und Rollladenkästen nach oben könne mit Travframe ohne Probleme erfüllt werden.—