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Rosenheimer Familientreffen

Fenstertage im ift-Jubiläumsjahr

_ Es gab hervorragende Tagungsbeiträge und auch solche, die die Erwartungen nicht erfüllten. Es gab wie immer intensiven Diskussionsbedarf in den Gängen und vor dem Veranstaltungszentrum. Und es gab den zünftigen bayerischen Festabend. Dennoch: Einiges war auch anders auf den Jubiläums-Fenstertagen letzte Woche in Rosenheim.

Die herausstechende Änderung auf dem Branchentreff: Diesmal wurde das Publikum bei den Vorträgen mit einbezogen. Schon Prof. Sieberath wagte in seinem Einführungsvortrag das Experiment mit dem Smartphone: Via App hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Meinung zu bestimmten Fragen zu äußern. Die dann gewonnenen Erkenntnisse: Die Nachhaltigkeit ist bei den Teilnehmern ein Thema und einbruchhemmende Produkte sind für rund 2/3 der Besucher ein Thema. Im Nachhinein betrachtet ein noch ausbaufähiges und interessantes Tool auf den Fenstertagen – schön wäre es, wenn die Abfrageergebnisse auch im Nachhinein in der App abrufbar wären.

In seinem Eröffnungsvortrag ging Prof. Sieberath auf wichtige Meilensteine in der Geschichte des Fensterinstitutes in Rosenheim ein. Für ihn ist klar, dass wichtige Themen immer wieder in der Agenda erscheinen – besonders wenn wir es mit Megathemen, wie die Sicherheit und Energieeffizienz oder die globalisierte Bevölkerung zu tun haben.

Was das Institut von Anbeginn angetrieben hatte war der Anspruch, die Qualität von Fenstern und Bauelementen allgemein zu sichern und zu verbessern. Und auch jetzt noch ist „es schon erstaunlich, wie schmerzfrei manchmal gebaut wird“, bedauerte Prof. Sieberath mit einem Hinweis auf die Berichte der ift-Sachverständigen aus dem Markt.

Was das Qualitätsbewusstsein angeht, wies der Institutsleiter darauf hin, dass man nur Kunden zufriedenstellen könne, wenn auch wirklich die gesamte Qualitätskette berücksichtigt wird. „Die Zulieferprodukte, die Fertigung und die Montage haben wir recht gut im Griff. Nachholbedarf gibt es aber bei der Vor- und Nachsorge in dieser Qualitätskette.“

Mit den Worten „Wir können in Deutschland alles außer billig“, brachte er die Herausforderungen der nächsten Jahre auf den Punkt. Hierfür brauchen die Unternehmen Wissen, Erfahrung, Kreativität und unternehmerischen Mut, um mit passenden Produkten aktuelle Trends erfolgreich zu nutzen. Hierzu zählen modulare Lösungen für umnutzbare, energieeffiziente und bezahlbare Wohnbauten genauso, wie die digitale Transformation und die praxistaugliche Automatisierung von Fenstern und Türen.

Der Blick über den Tellerrand

Nach einem vollgepackten Vortragsmarathon am ersten Veranstaltungstag lieferte der Klimaforscher Mojib Latif dann noch als krönenden Abschluss den Blick über den Tellerrand unserer Branche. Sein Aufruf an die Politik („Wir haben kein Erkenntnis-Problem, sondern ein Handlungs-Problem!“) hat der Träger des prestigeträchtigen Deutschen Umweltpreises verbunden mit der Hoffnung, die „Kurve noch zu kriegen“: „Wir haben es selbst in der Hand, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, wie von der Staatengemeinschaft Ende 2015 in Paris vereinbart. Dazu bedarf es des Umbaus der Weltwirtschaft in Richtung der Erneuerbaren Energien noch in diesem Jahrhundert und einer globalen Energieeffizienzoffensive.“

Viele weitere Vorträge widmeten sich den unterschiedlichen Facetten dieser Herausforderung und zeigten Lösungen und Details, wie auch Bauherren, Investoren, Handwerker und Fensterbauer von einer dezentralen Energieversorgung und nachhaltigen Entwicklung profitieren. Hierzu zählen die Vorträge „Thermografie – Qualitätssicherung von Wärmestandards bei Fenstern und Fassaden“ von Benjamin Standecker, „Meilenstein EnEV 2016 – Was kommt danach?“ von André Hempel, „Die nächste Generation von Gebäuden: gesund – flexibel – circular – werthaltig“ von Dr. Peter Mösle, sowie „Mobile Messung von Ug-Werten“ von Alexander Frenzl und Konrad Huber.

Der Freitag stand im Zeichen von Recht, Marktzahlen, digitalen Chancen und Risiken sowie Tipps aus der ift-Praxis. Mit der Technik der 3D-Drucker steht eine weitere Technologie vor der Tür, mit der sich nicht nur Produkte, sondern auch Prozesse und Geschäftsmodelle ändern werden.

Mit dem Fused Deposition Modeling (FDM) und dem Selective Laser Sintering (SLS) stellte Nikolas Zimmermann zwei Verfahren vor, die auch für Produkte der Fenster- und Fassadenbranche geeignet sind.

Dass Investitionen in Energieeffizienz nicht mehr Geld kosten müssen, zeigte Dr. Andreas Hermelink eindrücklich anhand einer Analyse der Baukosten der letzten 30 Jahre. Hans Dieter Hegner erläuterte am Beispiel der 1013 Fenster im neuen alten Berliner Stadtschloss, wie man mit moderner Fenstertechnik alte Fenster und Fassaden nachbildet und dabei höchste Anforderungen an Design, Energieeffizienz und Sicherheit erfüllt.

Die Präsentationsfolien, Abstracts und Fachartikel zu den 29 Vorträgen findet man im Tagungsband, der für 39 Euro zzgl. MwSt. im ift-Literaturshop (www.ift-rosenheim.de/shop) erhältlich ist.

Am bayerischen Festabend gab es übrigens auch noch eine Überraschung: statt zünftige Volksmusik gab es Rock vom Feinsten von „the cube“ – einer Formation, die sich komplett aus der Branche gebildet hatte – featuring Winfried Heusler.

So hatte man beispielsweise die Gelegenheit, Prof. Dr. Heusler, der wenige Stunden vorher noch mit Anzug und Krawatte über die Zukunftsperspektiven im Fassadenbau berichtete, erneut in Lederjacke und T-Shirt an der Gitarre zu erleben.—

Daniel Mund

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