
Prof. Sieberath geht, Prof. Lass kommt
Eine weitere Zäsur kündigt sich auch personell in der Branche und vor allem am wichtigen Fensterinstitut in Rosenheim an: Prof. Sieberath, der seit nunmehr 37 Jahren als international anerkannter Fensterfachmann das ift Rosenheim geprägt hat, verkündete auf den Fenstertagen seine ganz konkreten Rückzugspläne: Sieberath werde wohl in zwei Jahren die Institutsleitung an Prof. Jörn P. Lass übergeben. Und dazu kommt der just verkündete und vollzogene Generationswechsel im ift-Vorstand: Der langjährige Vorsitzende Bernhard Helbing wollte aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. An seiner Statt wurde der langjährige Vize Oskar Anders zum Vorsitzenden gewählt.
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Prof. Jörn P. Lass wird 2020 Institutsleiter am ift Rosenheim - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT"
Teilnehmerzahl geht deutlich zurück
Blicken wir zurück auf die Fenstertage, lässt sich hinterfragen, ob diese Zäsur auch an der Teilnehmerzahl ablesbar wird: Waren es vor einigen Jahren einmal fast 1000 Teilnehmer, die sich nach Rosenheim aufmachten, so sind es diesem Herbst nur knapp über 700 gewesen. Prof. Sieberath jedoch findet diese Entwicklung angebracht: „Die Anzahl der teilnehmenden Fensterbaufirmen ist nicht gesunken, nur die sonst großen Gruppen der Systemhäuser sind kleiner ausgefallen. Ich bin glücklich über die Entwicklung, wir haben das angestoßen.“
Diskussion um das Tagungsprogramm
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Prof. Sieberath beschäftigte sich mit dem Begriff “Grenzenlos“ im Zusammenhang mit unserer Branche. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT"
Bereits im Vorfeld wurde ein Themenblock als „Fenstertage-untypisch“ angekündigt. Tatsächlich konnte der Veranstalter hier nicht überzeugen: Zwei Vorträge waren angesetzt, einer davon fiel aus und einer fiel eher auf als wenig informative Werbeveranstaltung für den dort vertretenen Anlagenhersteller.
Positiv hervorzuheben aber ist der Beitrag des Institutsleiters selbst: Prof. Sieberath beschäftigte sich mit dem Begriff „Grenzenlos“ im Zusammenhang mit unserer Branche. Dabei hielt er allen noch einmal vor Augen, wo unsere Grenzen liegen: die Ressourcen sind endlich, die Anzahl der Wohnungen decken nicht den Bedarf und im Prinzip klagt jeder über mangelnde Fachkräfte. Als ständige Grenzgänger gerieren sich auch die Politiker: Man setzt sich beispielsweise ökologische Grenzen und Klimaziele – gleichzeitig würde diese Grenzen leichtfertig überschritten. Schlimmer noch: Die Grenzüberschreitungen interessierten niemanden.
Beklagt hat er auch die bedenkenlose Überschreitung der Systemgrenzen von Bauelementen. Als plakativer Beweis folgte die Abfrage im Zuhörerkreis: Rund 40 Prozent haben tatsächlich häufig Systemgrenzen überschritten. Und nur knapp über 10 Prozent halten sich an diesen Systemgrenzen.
Natürlich wurde auch von Sieberath ein Statement zur Dauerdiskussion um die DIN 18008 erwartet. Sein Kommentar und Rat: „An der Novellierung führt kein Weg mehr vorbei und bitte lassen Sie die Finger von der darin enthaltenen Risikoabschätzung“.
Alle Jahre wieder kommt das Vakuumisolierglas
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Eine Teilnehmerreaktion beim Vortrag von Karin Lieb vom ift: Fensterbauer Jan Sehlmann freut sich, dass das Thema VIG wieder Fahrt aufnimmt, damit die Fenstermacher ein leichteres Produkt hantieren können. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT"
0-Schwelle oder nicht
Einen weiteren bemerkenswerten Vortrag hielt Knut Junge. Der selbst stark sehbehinderte Mitarbeiter am ift brachte einen ganz neuen Ansatz zum Thema Nullschwelle ins Spiel: Nicht die Schwellenhöhe ist entscheidend, sondern die Überrollbarkeit des Hindernisses. Gleichzeitig stellte er ein Messverfahren vor, welches die objektive Beurteilung von Schwellen in Form einer Klassifizierung ihrer Überrollbarkeit ermöglichen soll.
Nicht das Fenster verkaufen, sondern die Nutzung
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Prof. Dr. Michael Braungart zögerte nicht, die Teilnehmer in Gänze und auch im Speziellen zu beschimpfen, die Dinge einfach nicht intelligent genug anzupacken. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT"
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Martin Langen von B+L Marktdaten:Ohne viel Dreck und ganz schnell muss die Sanierung klappen. Das wäre ein Mega-Erfolgsmodell. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT"
Daniel Mund