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Interview mit Ralf Vornholt

Auf diese Trends sollten Sie achten

Glaswelt – Herr Vornholt, wird es bei Glasbeschichtungen noch Quantensprünge geben?

Ralf Vornholt – Bei den rein funktionalen Eigenschaften, werden in Zukunft kaum Quantensprünge zu erwarten sein – und wenn, dann sind diese nur mit sehr hohem technologischen Aufwand zu realisieren. Wenn man z. B. bei 2-fach-Isoliergläsern auf die Beschichtung der Position 4 verzichtet und die wirtschaftlich sinnvolle Variante der Argon-Gasfüllung vorsieht, ist bei einem Ug-Wert von 1,0 W/(m²K) die Grenze des Machbaren erreicht. Darüber hinaus ist festzustellen, dass die neuesten Produkte – zum Beispiel das Wärmeschutzglas SGG Eclaz – im Bereich der strahlungsphysikalischen Eigenschaften wie Lichttransmission und g-Wert im 3-fach-Aufbau fast die gleichen Werte wie 2-fach-Isoliergläser erreichen.

Auch bei den Sonnenschutzgläsern ist seit einiger Zeit eine komplette Produktpalette mit Selektivitäten >2 erhältlich. Das bedeutet: Eine sehr hohe Lichtdurchlässigkeit bei sehr niedrigem g-Wert ist mittlerweile problemlos machbar, jedoch nähern wir uns auch hier bereits einer physikalischen und somit unverrückbaren Grenze.

Glaswelt – Was heißt das für die künftigen Glas- bzw. Beschichtungsprodukte?

Vornholt – Diese Entwicklungen bedeuten, dass andere Produkteigenschaften eine zunehmend wichtigere Rolle spielen werden. Ich denke hier an die Glasästhetik. Aber auch die Verarbeitbarkeit der beschichteten Gläser beim ISO-und/oder beim Sicherheitsglashersteller ist ein spannendes Feld. Dabei geht es vor allem um die Reduzierung der Glasverluste in der Weiterverarbeitung sowie die Lagerhaltung beim Glasverarbeiter. Hier bieten etwa One-Stock Produkte – also Produkte, die der Verarbeiter zu ESG vorspannen kann, aber nicht muss – zukünftig ein großes Entwicklungspotenzial.

Glaswelt – Welche Fortschritte erwarten Sie bei der Farbneutralität?

Vornholt – Durch ständig verfeinerte Fertigungsprozesse können wir davon ausgehen, dass sich die Farbneutralität von beschichteten Gläsern weiter verbessern wird. Insbesondere bei hochselektiven Sonnenschutzgläsern sehe ich Potenziale.

Glaswelt – Immer öfter fragen Architekten die gleiche Farbe für die Fassadengläser der unterschiedlichen Gebäudeseiten an, auch wenn diese unterschiedliche Werte erfüllen müssen. Wie gehen Sie als Beschichter damit um?

Vornholt – Dazu gibt es leider noch keine einfache Lösung. Unterschiedliche technische, statische oder baurechtliche Anforderungen, erfordern oft verschiedene Glaskompositionen und/oder Glasdicken. Die stets vorhandene Eigenfarbe des Basisglases spielt hier eine Rolle. Auch ist es oft ein Unterschied, ob etwa VSG mit einer bestimmten Dicke oder einer erhöhten Anzahl an Zwischenlagen aus PVB eingesetzt werden muss oder nicht. Verbesserte Farbneutralitäten der Beschichtungen werden künftig auch in diesen Fällen für Fortschritte sorgen.

Glaswelt – Welches Potenzial für beschichtete Gläser sehen Sie bei Interieur-Anwendungen?

Vornholt – Das ist noch ein weites Entwicklungsfeld. So gewinnen Gläser mit Korrosionsschutzbeschichtungen für Nass- und Sanitärbereiche immer mehr an Bedeutung. Ebenso eröffnen neutrale Entspiegelungen und kratzfeste Oberflächen neue Möglichkeiten, etwa für den Möbel- und Vitrinenbau sowie im Bereich der Stadtmöblierung. —

Die Fragen stellte Matthias Rehberger

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