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Im Gespräch mit Albert Schweitzer

Wo ist das Ende der Fahnenstange?

Glaswelt – Herr Schweitzer, vor einigen Jahren hieß es noch, Glasbeschichtungen seien an ihre physikalischen Grenzen gestoßen, wie bewerten Sie diese Aussage heute?

Albert Schweitzer – Diese Aussage darf man sicher nicht als allgemein gültig ansehen. Viel mehr zielt diese Aussage auf das Emissionsvermögen respektive die Wärmedämmeigenschaften einer Verglasung ab. Mit den bestehenden LowE-Schichten bewegt man sich in der Tat an der Grenze des physikalisch Machbaren. So wird durch den Einsatz nur einer gängigen LowE-Beschichtung im Referenzaufbau 4/16 Ar/4 wohl kaum ein besserer Ug-Wert als 1,0 W/(m²K) zu erzielen sein.

Glaswelt – Und wie sieht es bei 3-fach-ISO aus, das ja heute in Deutschland Standard ist?

Schweitzer – Bei Isoliergläsern im 3-fach-Aufbau ist beim Einsatz von zwei niedrig emittierenden Beschichtungen ein Ug-Wert von 0,5 W/ (m²K) als (vorläufiges) Ende der Fahnenstange anzusehen.

Glaswelt – Welche Qualitäten und Eigenschaften werden aktuell von Beschichtungen für Fenster- und Fassadengläser am häufigsten nachgefragt?

Schweitzer – Eine Verglasung für den Fassadeneinsatz muss multifunktional sein. Neben der Forderung nach sehr guten Eigenschaften bei Lichttransmission, g-Wert und Wärmedämmung gesellen sich regelmäßig Anforderungen von Seiten der Planer/Bauherren hinsichtlich Schalldämmung, Absturzsicherung, Vogelschutz, etc. dazu.

Auch Sonderprodukte wie arcon topview, ein anisotropieoptimiertes, thermisch vorgespanntes Glas, erfreuen sich einer deutlich gewachsenen Beachtung.

Glaswelt – Sagen Sie noch etwas zu diesem Glastyp.

Schweitzer – Das Thema Anisotropie wird immer häufiger in Spezifikationen von Fassadengläsern behandelt. Meist sind die Angaben qualitativer Art. Konkrete Angaben oder gar Grenzwerte wurden in der Regel nicht festgelegt, da bislang keine Möglichkeiten einer messtechnischen Bewertung existierten. Die Bewertung von Mockups ist unserer Meinung nach nicht geeignet und gegenüber keiner Partei zu vertreten, da Anisotropien in Abhängigkeit von der Lichtpolarisation unterschiedlich stark sichtbar sind. Durch die Entwicklung einer Messapparatur hat arcon die Voraussetzung für eine objektive Bewertung geschaffen. Für ESG und TVG in der Qualität arcon topview sichern wir Isotropie-Werte 95 % zu.

Glaswelt – Und wie sieht es mit dem Farbdesign der Schichten aus?

Schweitzer – Seit einigen Jahren ist – abgesehen von punktuellen Abweichungen – ein klarer Trend in Richtung neutrale Beschichtungen zu verzeichnen. Insbesondere in außereuropäischen Märkten spielen aber darüber hinaus ausgefallenere Reflexionsfarben wie Gold oder Bronze nach wie vor eine bedeutende Rolle.

Glaswelt – Sie sind vor noch nicht all zu langer Zeit mit einem neuen Schichtkonzept auf den Markt gekommen. Was ist das Besondere daran?

Schweitzer – Mit den A-Typen unserer Sonnenschutzproduktlinie sunbelt ist es uns als erstem Beschichter gelungen, vier Sonnenschutzbeschichtungen farblich so aufeinander abzustimmen, dass der kombinierte Einsatz in nur einem Gebäude möglich ist – sprich bei optisch gleichem Erscheinungsbild, lassen sich an den unterschiedlichen Gebäudeseiten verschiedene Gläser einbauen. So kann man an der Südfassade Gläser mit hohem Sonnenschutz einplanen und an der Ost- und Westseite ein Glas mit geringerem Sonnenschutz, ohne dass es optisch auffällt. Das eröffnet – neben der hervorragenden Performance bei der Lichttransmission und dem Gesamtenergiedurchlass – vielfältige Möglichkeiten hinsichtlich eines bedarfsgerechten Sonnenschutzes.

Glaswelt – Kommunizieren Sie das auch an die Fassaden- und Fensterbauer? Wenn ja, wie?

Schweitzer – Hier kommen unsere Objektberater ins Spiel, die mit einer kompetenten individuellen Beratung gemeinsam mit Fassadenplanern und Architekten maßgeschneiderte Lösungen erarbeiten. Nicht selten werden unsere neuen Sonnenschutzgläser vor der Beschichtung mit einer Teilbedruckung versehen. Dadurch werden Lichttransmission und Gesamtenergiedurchlass Funktionen des Bedruckungsgrades. Mehr Individualität bei Sonnenschutzglas geht nicht.

Glaswelt – Und wie profitiert der Verarbeiter durch solche Gläser?

Schweitzer – Mit den A-Typen hat der Glasverarbeiter alle Optionen. Wir bieten die Sonnenschutzgläser als härtbare Beschichtungen oder in Bandmaßqualität. Durch die Option der Festmaßbeschichtung bietet arcon die komplette Bandbreite an Lösungen, um solche Verglasungen zu beziehen. Und das bietet wiederum dem Weiterverarbeiter beziehungsweise dem ISO-Hersteller ein Maximum an Flexibilität.

Glaswelt – Welche Trends sehen Sie mittelfristig bei der Schichtentwicklung?

Schweitzer – Hier gibt es immer wieder gute Anregungen aus dem Markt und von unseren Kunden, die wir gerne aufnehmen und prüfen. Aufgrund der komplexen Anforderungen dauert die Marktreife solcher Ideen oftmals mehrere Jahre. Anhand unserer sunbelt A Produktpalette beweisen wir, dass sich Entwicklungs-, Vertriebs- und Marketingkonzepte perfekt aufeinander abstimmen lassen. Viele von unseren Verarbeitern leiten hieraus ihre eigenen Firmenstrategien ab.

Aktuell arbeiten wir an sehr interessanten Themen, die wir demnächst in die Öffentlichkeit bringen werden.

Glaswelt – Und woran arbeitet arcon aktuell?

Schweitzer – Aktuell laufen die finalen Schritte der Entwicklung des Wärmedämmglases arcon N34. Dieses Wärmedämmglas zeichnet sich neben einer hohen Wärmedämmung durch deutlich verbesserte lichttechnische Eigenschaften aus. In diesem Marktsegment bieten wir mit diesem Glas die höchste Lichttransmission. Mit der Variante arcon N34 HT ist ein farbkompatibles vorspannbares Glas erhältlich, wobei wir auch hier eine Festmaßbeschichtung anbieten und wie schon angesprochen eine maximale Flexibilität.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

Spezialgläser für das “K“

Das neue Einkaufszentrum „K“ ist Teil des Projekts „Neue Stadtmitte Kaiserslautern“. Die Anforderungen an die sehr großen Scheiben umfassten Siebbedruckung, Aufbauten mit VSG und hochwertige Sonnenschutzbeschichtungen sowie Absturzsicherung. „Alle Gläser wurden mit der DIN 18008 geplant und gerechnet“, so Albert Schweitzer, arcon-Vertriebsleiter Architektur. „Statische Nachweise und hohe Qualität waren hier maßgeblich.“

Zum Einsatz kommt beim K-Zentrum die sunbelt Produktlinie von arcon. Doch der Anbieter überzeugte die Architekten und Bauherren zudem mit seiner Beratungsleistung zu allen technischen Fragen. Bereits in der Planungsphase unterstützte die Objektberatung bei der Klärung der technischen Details. Die Ausführungszeit für die Gläser konnte so stark verkürzt werden und war nach wenigen Wochen abgeschlossen.

Heute tragen die Gläser entscheidend zur Energieeffizienz des Objekts bei. Bei der 400 m2 großen Dachverglasung liegt der g-Wert der Gläser bei 21 %. Die Gläser für das Dach erhielten zudem per Siebdruck feine Punktraster und sind mit der sunbelt A 70 Sonnenschutzbeschichtung veredelt. Diese trägt mit den Punktrastern dazu bei, dass auch an Sonnentagen das Gebäudeinnere nicht überhitzt. Die Beschichtung ist neutral und gibt dem Glas eine hohe Brillanz, so Anbieter arcon.

Diese energetischen und optischen Vorteile prägen auch die Eingangsfassaden. Hier kommen auf 600 m2 Verbundsicherheitsgläser aus TVG zum Einsatz. Weiter sind die Vordächer der Eingangsfassaden auf 160 m2 aus VSG hergestellt.

Wer auch die Aussicht auf die Innenstadt genießen will, kann dies vom 1. OG aus tun. Für einen Blick nach draußen gelangen die Besucher auf begehbarem, rutschhemmendem Verbundsicherheitsglas direkt bis an die Fassadenfront.

„Die Vielzahl der Glaskonstruktionen über vier Geschosse war eine Herausforderung. Hier musste alles passen und in kürzester Zeit geliefert werden. Das hat alles reibungslos funktioniert“, sagt Fassadenplaner Siegmar Christ von dem Planungsbüro „Euro-Fassadentechnik“ aus Bad Hersfeld.

www.arcon-glas.de

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