_ So sieht der Alltag aus: Der Handwerker geht auf die Baustelle, macht ein Aufmaß und erstellt dann eine Handzeichnung. Diese dient als Grundlage für die darauffolgende CAD Konstruktion, welche wiederum die Basis für die Produktion bzw. die Glasbestellung darstellt.
Leider kommt es beim händischen Konstruieren immer wieder vor, dass sich trotz äußerster Präzision auf dem Papier ein Fehler einschleicht oder ein Maß beim Aufnehmen vergessen wird.
Dann stellt der Handwerker mit Schrecken fest, die mit viel Mühe erstellte Zeichnung ist praktisch wertlos. Und wenn nicht, ist es dennoch aufwendig, die Handzeichnung in eine maschinenlesbare CAD-Zeichnung zu übertragen.
Dazu kommt, dass manche Glasverarbeiter für einen solchen Übertrag, also für die Digitalisierung, zusätzlich eine Gebühr berechnen.
Damit solch ein Malheur nicht mehr vorkommt, hat sich Glasermeister Mirko Meyer ein praktisches Tool ausgedacht, das auf handelsüblichen Smartphones und Tabletts läuft und das Aufmaß auf der Baustelle leichter und sicherer macht. Diese Anwendung ist ein Glas-Konfigurator, funktioniert mobil und ohne Internetverbindung.
Gleichzeitig lassen sich hiermit Projekte erstellen, in denen dann Glaspositionen in Form von Stücklisten eingefügt werden können.
Zudem lassen sich Bearbeitungen vor Ort oder später im Büro einfach an den jeweiligen Bezugspunkt schieben und in einem zweiten Schritt werden nur noch die passenden Koordinaten eingegeben. Mit dem Zeichentool können die Maße von Glaspositionen exakt erfasst werden.
Neben Standard-Glasausbrüchen wie Lochbohrungen, lassen sich auch Eckausschnitte, Randausschnitte und andere komplizierte Ausbrüche festlegen und konfigurieren. Ebenfalls kann die Glasart sowie die Kantenbearbeitung individuell bestimmt werden.
Selbst eine vergessene Schrägseite lässt sich im Nachhinein noch platzieren. Diese digitale Zeichnung kann auch in andere Formate wie DXF und PDF überführt werden. Hierzu ist eine Synchronisation erforderlich. Diese erfolgt ganz einfach per Knopfdruck in der App.
Die mit der App erstellten Aufmaße werden anschließend auf dem Glasmaß-Server abgelegt, der von überall auf der Welt aus erreichbar ist. Ab diesen Zeitpunkt können die Kollegen in der Werkstatt oder aus der Auftragsbearbeitung darauf zugreifen und die Aufmaße einsehen.
Zudem können alle Daten bei Bedarf abgerufen und geprüft werden. Gleichzeitig lassen diese sich, falls nötig, anpassen, bevor dann die Exportdateien erstellt werden, die für die CNC Bearbeitung in der Produktion bzw. für die Glasbestellung notwendig sind.
Schnittstelle zur Veras-Warenwirtschaft
„Das Zeichentool bietet heute zudem eine Schnittstelle zum Warenwirtschaftssystem Veras. Dieses erlaubt es, die erstellten Glaspositionen nahtlos in die Veras-Software zu importieren, um einen Auftrag mit nur wenigen Klicks zu erstellen“, unterstreicht Mirko Meyer.
Das Aufmaß-Tool soll dem Handwerker nicht nur helfen das Aufmaß bzw. das Erstellen von Zeichnungen auf Baustellen zu vereinfachen, sondern auch die Auftragsbearbeitungszeit zu beschleunigen sowie den Informationsfluss zu fördern bzw. zu verbessern.
Weiteres Ziel der Entwicklung des Glasermeisters ist es, die Fehlerquote bei der Maßaufnahme und der Auftragsbearbeitung auf ein Minimum zu reduzieren.
Das Zeichentool ist aber nicht als ein Produkt zu verstehen, das man auspackt, es ist vielmehr eine Dienstleistung, die ständig weiterentwickelt wird. Dabei arbeiten die Entwickler eng mit den Anwendern zusammen, um immer in Bezug auf die jeweiligen Marktbedürfnisse up to date zu sein.
Alle Infos mit dabei
„Für mich ist ein Aufmaß auch ein Mittel der Kommunikation“, so Entwickler Mirko Meyer. Das Tool ist für ihn zudem eine Informationsbasis für den Auftrag, denn das Aufmaß-Tool hilft, die ausgeführten Arbeiten zu dokumentieren.
So lässt es sich durch die Eingabe von Texten und Bildern wie ein kleines Baustellentagebuch nutzen und es können damit auch Absprachen mit dem Bauherren/Architekten oder Handwerkern sowie (Zusatz-)Leistungen dokumentiert werden. Beim Öffnen des Projektes kann sich der Anwender mit solchen eingebetteten Informationen ein adäquates Bild vom Fortschritt auf der Baustelle machen, da ihm alle Informationen auf einen Blick vorliegen.
Mit der App und der zugehörigen Software lässt sich nach Erfahrung des Entwicklers die Auftragsbearbeitungszeit massiv beschleunigen.—