Heute sieht Uwe Niepel seine Herausforderungen und seine Chancen in der Sanierung: „Als vor einigen Jahren die Eigenheimzulage wegfiel war mir klar, dass sich die Neubautätigkeit bei privaten Einfamilienhäusern drastisch reduzieren würde. Das war damals mein Kerngeschäft. Dazu kam der sehr harte Preiskampf im Neubau. Dem wollte ich mich nicht mehr aussetzen.“ Weiter störte es ihn, von den Vorgewerken abhängig zu sein, da diese oft die Absprachen und Termine nicht einhielten.
Die Montage bei Bestandsgebäuden sei jedoch wesentlich komplexer und schwieriger auszuführen als im Neubau, so Niepel. „Ich liebe die Herausforderung und mag keine 08/15 Arbeiten. Als Fachbetrieb ist mir aber auch klar, dass eine fachgerechte Montage in der Sanierung so ziemlich das Schwierigste ist, was man in unserer Branche bewältigen kann. Was allerdings momentan von den Regelwerken gefordert wird, ist allein schon bei den Planungsaufgaben gar nicht praktikabel.“
Auf die Frage, ob er ein RAL-zertifizierter Betrieb sei meint Niepel: Wenn es nach ihm ginge, müsse eine Zertifizierung schon bei der Beratung anfangen. Weiterhin gehöre die Fremdkontrolle der Montage und der Nacharbeiten dazu sowie jährliche Punkte für Weiterbildungsmaßnahmen, die der Betrieb sammeln müsse. „Diese Ansätze sind aber nur ein kleiner Teil, den ich von einer Stelle erwarten würde, die eine Zertifizierung ausstellt und prüft. Und das sehe ich aktuell bei keiner Zertifizierungs-Möglichkeit. Zudem hat mich in meinen vielen Verkaufsgesprächen nie ein Kunde auf eine RAL-Zertifizierung angesprochen.“
Dabei sieht der Fenstermonteur sich den Grundsätzen des „Leitfadens zur Montage“ verpflichtet, denn dieser stellt die allgemein anerkannten Regeln der Technik dar. Allerdings frage er sich oft, ob viele Montageunternehmen überhaupt den Leitfaden besitzen. Auch wenn der Montageleitfaden praktische Tipps, inklusive Montagezeichnungen u.v.m. bereithalte, sei die Umsetzung in der Praxis nicht immer einfach.
Um allen Anforderungen der Montage, der Bauphysik und den Regeln der Technik gerecht zu werden, müsse ein Betrieb seine Mitarbeiter ständig weiterbilden.
Die Monteure müssten für mögliche Probleme sensibilisiert werden und zudem die Courage haben, beim Kunden nötige Mehraufwendungen sachlich anzusprechen.
Damit seine eigenen Mitarbeiter immer up to date sind in Fragen der technischen Möglichkeiten und bei deren Umsetzung, gehören Trainings und Schulungen zum festen Programm in seiner Firma. Niepel: „Wir wollen immer mit den neuesten Materialien und Werkzeugen arbeiten. Und das geht nicht ohne Fortbildung. Dabei muss jeder Mitarbeiter auf dem gleichen Stand sein, das schließt auch unsere Verkaufskollegen mit ein. Das ist allein schon deshalb notwendig, damit die Verkaufsberater dem Kunden den Stand der Technik entsprechend kommunizieren können?“
Das wird häufig falsch gemacht
„Die häufigsten Fehler bei der Montage hätten ihren Grund darin, dass es so viele verschiedene Materialien für Befestigung, Lastabtragung und Abdichtung gibt. Diese müsste der Monteur eigentlich immer alle im Wagen haben, um fachgerecht auf jede Einbausituation reagieren zu können“, so der Fachmann. „Nehmen Sie sich 100 frei gewählte Firmen, die in der Sanierung Fenster auswechseln. Schauen Sie sich die Bestückung der Autos an und Sie wissen, wie die Situation um die fachgerechte Montage bestellt ist. Ich frage mich, warum es noch keine Studie gibt, bei der stichprobenartig Montagen in der Sanierung ausgewertet wurden. Dann wüsste man, wie die Situation am Bau tatsächlich aussieht und vor welchen Herausforderungen Fensterbauer stehen, die ihren Betrieb nicht durch eine fachlich falsch ausgeführte Montagearbeit riskieren wollen.“
Aus Sicht des Fensterfachmanns sei die Montage mindestens so wichtig, wie ein neues Fenster: „Die Fenster sind dichter und schwerer geworden. Bei falscher Montage ist eine einwandfreie Funktion nicht gewährleistet. Zudem können durch falsche Abdichtungen der Fensterfugen langfristig Bauschäden entstehen.
Die gewünschte Qualität einer Fenstermontage ergibt sich aus dem Zusammenspiel vieler einzelner Arbeitsschritte, Komponenten sowie beteiligter Gewerke und Personen. Deshalb müsse der Kunde über viele Details beraten werden, z.B. über mögliche Beschlaglösungen, die eingesetzten Gläser, die Farbwahl, den Rollladenkasten sowie über den optische Eindruck aller Maßnahmen. Das erfordere viel Zeit.
Die Wertigkeit der Anschlussfuge
Dazu komme, dass eine fachgerechte Abdichtung dem Kunden vermittelt werden muss. Man müsse ihm erläutern was dahintersteckt, dass die Anforderungen der EnEV verpflichtend sind, dass eine entsprechende Anschlussfuge teurer ist, als das reine Ausschäumen. Hier braucht es teilweise viel Überzeugungsarbeit unterstreicht Niepel.
„Wir versuchen unseren Kunden die Wertigkeit der fachgerechten Montage zu kommunizieren sowie den erhöhten Schutz vor Bauschäden. Da das Gros unserer Auftraggeber im eigenen Haus wohnt, stoßen wir meist auf großes Interesse. Die Verbraucher sehen nach eingehender Beratung meist den eigenen Vorteil. Schwierig ist, dass es Anbieter gibt, die solche Zusatzkosten scheuen und entsprechend die Montage wesentlich günstiger anbieten. Dagegen müssen wir jeden Tag angehen und mit guten Argumenten antworten.“
Doch das hat auch seinen Preis: Insgesamt kann es bis zur Auftragserteilung zwei bis drei Gespräche mit dem Kunden geben (zwei bis vier Stunden). „„„chtig ist, dass wir immer schon in der Angebotsphase das Gebäude und die Bausituation vor Ort begutachten. Nur so lassen sich realistische Aussagen treffen bzgl. der Profile, Gläser und Abdichtungen. Über das Telefon lässt sich das nicht machen.“
Eine sorgfältige Herangehensweise ist bei Niepel Programm: „Baustelleneinrichtung, Bauleitung und Materialfluss werden von uns immer bereits ab Aufmaß geplant. Wichtig ist, dass man bevor es losgeht, immer die Fahrzeuge so ausstattet, dass möglichst viele Unwägbarkeiten abgedeckt werden können.
Um für alle Fälle gerüstet zu sein, wenn wir sehen, was hinter den alten Fenstern zum Vorschein kommt, haben wir immer viel mehr Material an Bord als geplant.
Die Spezialisten von Fensterbau Düren sehen es als ihre Aufgabe an, den Fenstertausch für den Auftraggeber so kundenfreundlich wie möglich umzusetzen: „Wir reden offen darüber, was die Kunden wirklich erwartet, sorgen dafür, dass die Kunden alles mit Planen abdecken und legen dann unsere Arbeitsbereiche immer mit Malervlies aus, ebenso die Laufwege. Selbstverständlich verlassen wir die Baustelle besenrein, und das jeden Tag.
Im Nachgang der Montagearbeiten soll so wenig wie möglich Renovierungsaufwand entstehen. Am besten nur streichen und selbst das sei oft nicht mehr notwendig, so der Fensterbauer.
Mit der Bauabnahme bekommt jeder Auftraggeber von Niepel und seinen Leuten eine Gebrauchsinformation für die neuen Fenster und Türen in Form einer mehrseitigen Broschüre überreicht. Dort werden Fragen zu Wartung, Reinigung und Instandhaltung beantwortet.
Erhält der Betrieb einen Wartungsauftrag, kommen die Monteure einmal jährlich vorbei, justieren die Fenster bei Bedarf nach, etc. Für eine Weiterempfehlung, die zu einem Auftrag führt, erhalten Kunden einen Warengutschein.
Umsetzung in der Praxis
Um sich ein Bild davon zu machen, wie die Fenstermontage, die die Anforderungen der EnEV erfüllt, vom Team von Fensterbau Düren umgesetzt wird, hat die GLASWELT die Monteure für einen Tag auf der Baustelle begleitet.
Bei diesem Projekt handelt es sich um einen KfW-geförderen Fensterwechsel. Die energetischen Maßnahmen wurden von einem Gebäudeenergieberater begleitet und später durch diesen kontrolliert.
Bei dem Einfamilienhaus wurden 15 Fenster (einschließlich zwei Fenstertüren) ausgetauscht. Dafür wurde ein 82 mm Fenstersystem mit Mitteldichtung und 3-fach-Verglasung (mit Warmer Kante) eingebaut, um die vorgegebenen KfW-Werte von einem Uw-Wert von 0,9 W/m2 zu erfüllen. Die RC2 Fenster wurden mit verdeckt liegenden Beschlägen eingebaut, die alten Rollläden wurden automatisiert. Bestandteil des Auftrags war die EnEV-konforme und kontrollierte Montage, die auch von der KfW gefordert wird (DIN 4108-7). Darüber hinaus wurde ein Lüftungskonzept erstellt und berechnet.
Abschließend meint Uwe Niepel, er könne jedem Kollegen nur raten so wie es gefordert ist, sorgfältig und nach Stand der Technik zu arbeiten, auch wenn das Mehrkosten für den Kunden bedeutet.
Tipp der Redaktion: Den gesamten Ablauf der im Beitrag angesprochenen Fenstermontage findet man Schritt für Schritt in einer Bilderserie auf https://www.glaswelt.de/. Im Suchfeld rechts oben den Webcode 1153 eingeben.