_ Das 2003 fertiggestellte dreigeschossige Gebäude mit seinem nahezu quadratischen Grundriss (70 × 80 m) wird durch die vier begehbaren, rechteckigen Innenhöfe aufgelockert. Dadurch erhalten alle Hörsäle Tageslicht mit Sicht in die Innenhöfe, in denen Bäume in großen gelben „Blumentöpfen“ gepflanzt sind. Die Beschattungsanlage wurde erstmalig mit dem damaligen Neubau fertiggestellt, um den Aufenthalt in den Innenhöfen wie in den Innenräumen während der warmen Jahreszeit erträglich zu machen. Colt International realisierte den Umbau der vorhandenen Anlagen durch eine individuelle Sonnenschutzlösung mit Sonnensegeln und Edelstahl-Drahtseilen.
Optimaler Sonnen-/Blendschutz
Als Schutz gegen Hitzeeinwirkung und Wärmeentwicklung in den Innenräumen sowie als Blendschutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung dienen vier ausfahrbare Sonnensegel, die jeweils über den Innenhöfen angebracht sind. Bei einer durchschnittlichen Höhe von 9,50 Metern betragen die zu beschattenden Flächen der Innenhöfe Südwest und Nordost jeweils ca. 780 m2 bzw. jeweils ca. 870 m2 für die Innenhöfe Nordwest und Südost.
Für den Behang der neuen Konstruktion entschied man sich für Segeltuch vom Typ Soltis 92 des Herstellers Serge Ferrari. Colt stattete das aus Bahnen verschweißte und perforierte Segeltuch aus Polyester mit Querkedern aus. Um sicherstellen zu können, dass bei einem Schaden nicht eine ganze Bahn ausgetauscht werden muss, unterteilte man das Segeltuch in Teilstücke von 7,10 × 1,78 Meter. In die nach DIN EN 573-3/EN AW 6060 gepressten Kederschienen aus eloxiertem Aluminium wurden in die Tücher eingeschoben und dienen dort der Stabilisierung und Führung des Behangs.
Drahtseile aus verzinktem Stahl
Als Tragseile kommen Drahtseile aus verzinktem Stahl mit einem Durchmesser von 12,1–14 mm zum Einsatz, die auf der Parkseite in einer passenden Seilhalterung am Stützenkopf befestigt worden sind. Auf der Gegenseite nutzte man die vorhandenen Durchführungen, um die Befestigung mittels entsprechender Seilterminals mit Gewindeanschluss zu gewährleisten.
Seilterminals mit Gewindeanschluss wurden auch mithilfe geeigneter Befestigungshülsen zu einem umlaufenden Seil verbunden und dienen so den Sonnenschutzdächern als Zugseile. An der Stütze der Parkpositionsseite befinden sich jeweils ein Stehblock für Drahtseile sowie eine Rolle mit einem Durchmesser von 200 mm. Eine weitere Umlenkrolle mit einem Durchmesser von 100 mm sorgt mit Stehblock und rückwärtiger Gewindestange auf der Gegenseite für die reibungslose Durchführung des Zugseils durch die Stütze. Durch diese Konstruktion wurde zudem berücksichtigt, dass die Befestigung ein Nachspannen der Seile erlaubt.
Starke Motoren garantieren dauerhafte Funktionalität
Die zentrale Steuerung für die vier Sonnenschutzanlagen der Fakultät Informatik umfasst pro Anlage jeweils einen Motor mit zugehörigem Steuerungstableau aus dem Hause Colt. Von Anfang April bis Ende Oktober eines Jahres wird die Anlage automatisch gesteuert. Bei Sonneneinstrahlung sorgt ein Optomelder für die optimale Beschattung der Innenhöfe. Die integrierten Wind- und Regenwächter garantieren, dass die Sonnenschutzdächer bei Überschreiten der zulässigen Windgeschwindigkeit bzw. Regenmenge automatisch eingefahren werden.
Dabei erlaubt die Größe der Drehstrommotoren auch den mehrfachen Betrieb innerhalb eines kurzen Zeitraums ohne automatische Abschaltung. Die Motoren wurden so ausgelegt, dass ein vollständiges Einfahren der Behänge selbst bei gleichzeitigem Impuls des Wind- bzw. Regenwächters und nach mehrfachem Auf- und Zufahren dauerhaft gewährleistet ist. Zusätzlich zur Automatiksteuerung kann die Anlage auch per Hand über die Unterverteilung im 1. OG betrieben werden. Im Zeitraum zwischen Ende Oktober und Ende März des jeweiligen Folgejahres erfolgt der Betrieb bei Bedarf ausschließlich über die manuelle Steuerung.
Optimale Bedingungen
Nach 10-jähriger Nutzung der Sonnensegel wies die bestehende Anlage starke Verschleißerscheinungen auf. Zudem war die Wartung der Antriebsmotoren mit einem hohen Aufwand verbunden. Die weitere Nutzung erforderte auch den Austausch sowohl der Antriebs- und Zugseile als auch der Bespannung aller vier Sonnenschutzanlagen. Bei der Demontage der horizontalen Sonnenschutz-Segeltücher wurde gleichzeitig in jedem Innenhof die Trag- und Haltekonstruktion auf der Parkpositionsseite überprüft. Der Austausch der Sonnenschutzanlage an der Universität Stuttgart wurde von Ernst2 Architekten betreut. Unter Einbindung der vorhandenen Infrastruktur wurde der komplette Umbau der individuellen Sonnenschutzlösung im laufenden Betrieb umgesetzt. Insgesamt 18 Institute für Informatik, Elektrotechnik, Medientechnik und IT mit rund 2700 Studenten der Universität Stuttgart nutzen das Gebäude in Vaihingen. Mit der Erneuerung der horizontalen Segeltuchanlage der Fakultät Informatik gewährleistet der Klever Hersteller für Sonderlösungen den zuverlässigen Sonnenschutz und damit die optimalen klimatischen Bedingungen in den Innenräumen dauerhaft zu jeder Jahreszeit für die auf insgesamt drei Geschossen befindlichen Hörsäle, Seminar- und Institutsräume, die Informatik-Bibliothek sowie Büros und Räume für die Gebäudetechnik. Als Bauherr zeichnete die Vermögen und Bau Baden-Württemberg, vertreten durch das Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim.—