Wohin entwickeln sich Fassaden? Die fünfte Auflage der Konferenz “The Future Envelope“ am 19. Mai in Delft zeigte, wie sich Bauprozesse verbessern und Fassaden durch Wissenstransfer weiterentwickeln lassen. Fachreferenten aus verschiedensten Disziplinen gaben Anregungen für neue Fassadenmodelle und -anwendungen.
„Ein kalter Tag im Winter erfordert ganz andere Fassaden-Eigenschaften als ein heißer Sommertag, darauf muss die Gebäudehülle reagieren“, so Prof. Andreas Fuchs, FH Rhein-Main in Wiesbaden (www.fat-lab.de): Ein solches System sei das 2 ° Concept von Schüco, das er mit entwickelt hat. Es diene der Wärmedämmung, dem Sonnenschutz und der Energiegewinnung.
Durch flexible Layer-Technologie (Schichten-Technologie) kann man das Gebäude entsprechend Jahres -und Tageszeiten mehr oder weniger öffnen oder schließen, um die Heiz- und Kühlenergie zu minimieren. Dies erfolge mittels lichtdurchlässiger Funktionselemente mit integrierten PV-Modulen, die gleichzeitig zur Verschattung und Stromgewinnung genutzt werden können.
Man muss nicht alles selbst entwickeln
Anne Beim, Kopenhagen, untersuchte die Frage, wie man industrielle Prozesse in nachhaltige Designstrategien um- bzw. übersetzt. Die Entwicklungsprozesse am Bau dauern zu lang. Das Minimum liegt bei 10 Jahren: „Warum können wir Häuser nicht so bauen wie Autos?“
Die Anwort: Auch wenn es bei Fassaden zunehmend Bestrebungen gebe, Fertigungsweisen aus der Automobilindustrie zu adaptieren, Gebäude sind keine Massenprodukte, sondern Maßanfertigungen, die vielfach in Handarbeit erstellt werden. Gleichzeitig arbeiten aber auch ganz verschiedene Gruppen zusammen, die sehr oft in ihren Arbeitsweisen nicht vergleichbar sind, etwa der Beton- und der Fassadenbauer. Für die Optimierung werde die Vorfertigung zunehmen interessanter. Dazu brauche man künftig aber genaue definierte Schnittstellen, die koordiniert werden müssen.
Nicht für den GU planen
An diesem Punkt setze Fassadenberater Lars Anders von Priedemann, Berlin (www.priedemann.de) an. Von der Planung bis zur finalen Umsetzung darf nichts verloren gehen, sobald das Projekt dem Generalplaner übergeben wird. Die planenden Ingenieure sollten deshalb in Zukunft für die praktische Umsetzung mehr Verantwortung übernehmen. Allerdings muss der Ingenieur wissen, wovon er spricht, damit die Planung im Bauprozess nicht gekippt wird. Anders: „Wir bauen oft auf eigene Kosten ein Fassaden-Mock-up (1:1 Modell). So belegen wir, was man umsetzen kann und haben auch die Kostenfrage im Griff.“
Prof. Dirk Broer, TU Eindhoven, zeigte Potenziale von organischen Nano-Materialen auf: Man könne Nano-Oberflächen zur Energiegewinnung und Steuerung von Bauteilen nutzen. Sowie Anwendungen, die bei Regen elektrische Impulse ausstoßen, um die Fenster zu schließen oder bei zu hoher CO₂-Konzentration diese öffnen. Man arbeite an Materialien, die sich bei hoher Sonneneinstrahlung aufstellen und bei Strahlungsrückgang zusammenziehen. Solche Systeme könnten für selbsttätige Sonnschutzlammellen eingesetzt werden. Die Herausforderung werde darin liegen, die Nano-Anwendung aus dem Labor in die Fassadenpraxis zu überführen.
Matthias Rehberger
Fassadenfachbücher bestellen
Und die Buch-Serie "Prinzipien der Konstruktion" von U. Knaack, T. Klein, M. Bilow und Th. Auer, erschienen bei Birkhäuser, umfasst zwei Bücher: Fassaden sowie Komponenten und Verbindungen. Das dritte Buch zu Systemen wird in Kürze erscheinen. Erhältlich Sind die Bücher in den drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Niederländisch; Chinesisch ist geplant.
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