2010 ist noch einmal ein schwieriges Jahr für die deutschen Glasmaschinenhersteller. “Allerdings läuft es für uns besser als zu Jahresanfang erwartet - wir scheinen nach der Krise die Kurve bekommen zu haben “, sagte Dr. Bernd-Holger Zippe, Vorsitzender des VDMA Forums Glastechnik auf einer Pressekonferenz heute in Düsseldorf.
Bei den Unternehmen gehen wieder deutlich mehr Aufträge ein, die Umsätze befinden sich aber immer noch im Minus. In den ersten sieben Monaten des Jahres sind die Auftragseingänge im deutschen Glasmaschinenbau preisbereinigt um 13 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen. Das wird sich zeitverzögert günstig auf die Umsatzentwicklung auswirken. Zum Jahresende 2010 erwartet die Branche einen Gesamtumsatz von rund 600 bis 650 Millionen Euro. Das entspricht in etwa dem Ergebnis von 2009. „Grund zur Euphorie besteht aber nicht“, stellte Zippe fest. Von dem Umsatzniveau, das die Branche 2008 erreicht hatte, sei man weit entfernt.
Rund zwei Drittel ihres Umsatzes erwirtschaften die deutschen Hersteller im Ausland. Die Aufträge von dort tragen den leichten Aufschwung. Nachdem die Auslandsorders 2009 dramatisch um bis zu 70 Prozent eingebrochen waren, befinden sie sich nun wieder auf einem guten Kurs. Von Januar bis Juli 2010 stiegen sie um 57 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Der Bestelleingang aus dem Inland hinkt hinterher und liegt gegenüber 2009 noch im Minus.
Eine starke Nachfrage verzeichnet die Branche vor allem aus dem Nahen und Mittleren Osten, aus Indien, China und Südamerika. Vor allem Brasilien mit seiner wieder wachsenden Bauwirtschaft und seiner konsumfreudigen Bevölkerung boomt. Indien hat auch über die nächsten Jahrzehnte hinweg einen immensen Bedarf an Glas und birgt großes Potential für den Maschinenbau. China läuft für die Unternehmen, die vor Ort sind, immer noch rund, auch wenn chinesische Billigangebote es ihnen zunehmend schwerer machen, sich am Markt zu behaupten. „Wir versuchen, uns dem harten Preiswettbewerb zu entziehen und über Qualität und Service zu punkten. Das sind unsere Stärken“, sagte Zippe. Die Hauptabsatzmärkte für die Hochtechnologiebranche liegen aber auch zukünftig vor allem in Europa.
Für 2011 ist die Branche zuversichtlicher gestimmt. Laut einer aktuellen VDMA-Konjunkturumfrage unter den deutschen Unternehmen, erwartet über die Hälfte der Befragten, dass sich ihre Geschäftslage deutlich verbessern wird, keiner der Befragten rechnet mit einer weiteren Verschlechterung. So wollen die Unternehmen auch über 2010 hinaus, ihr Personal halten; ein Viertel der Befragten plant sogar, es mittelfristig aufzustocken.
Wettbewerbsfaktor Energieeffizienz
Der Maschinen- und Anlagenbau sei das Zugpferd und die Schlüsselindustrie für Energieeffizienz im produzierenden Gewerbe und in der Energieumwandlung betonte Zippe. Glas erfüllt hier eine Doppelfunktion. Einerseits sorgt der deutsche Glasmaschinenbau mit seinen Innovationen dafür, dass energieeffiziente Qualitäts-Endprodukte hergestellt werden können, zum Beispiel Glas für Photovoltaikanwendungen, multifunktionale Fassadengläser, die Energie gewinnen, aber gleichzeitig vor Sonneneinstrahlung schützen oder Vakuumisolierglas, das leicht und dünn so gut dämmt wie eine Außenwand.
Anderseits stellt er dem produzierenden Gewerbe auch energieeffiziente Produktionstechnik zur Verfügung. In den letzten 80 Jahren ist der durchschnittliche Energieverbrauch bei der Herstellung einer Tonne Glas von etwa 6000 Kilo-Wattstunden (kWh) um 75 Prozent auf ca. 1500 kWh gesunken. Möglich gemacht haben das, so Zippe, neue Technologien, optimierte Verfahren, optimaler Material- und Rohstoffeinsatz, Systemsteuerung und Konstruktion. Energieeinsparpotential gäbe es immer noch, allerdings sei dieses im Solarglasbereich deutlich höher als im konventionellen Glasbereich, stellte Zippe fest. Ein vielversprechender Weg, den Energieeinsatz hier noch signifikant zu senken, ist die bessere Nutzung der Abwärme von Glaschmelzwannen zur Vorbereitung des Schmelzgutes. Innovationen in diesem Bereich versprechen Energieeinsparungen von 10 bis 17 Prozent und gelangen nun langsam zur Marktreife. Sie werden auf der glasstec zu sehen sein.
Angesichts der ambitionierten Klimaziele der Politik eröffnet das Thema Energieeffizienz der Exportbranche Glasmaschinenbau hervorragende Wachstumsperspektiven. „Unsere Kompetenz führt zu einem zentralen Differenzierungsfaktor im Wettbewerb“, stellte Zippe fest. Letztendlich sei Energieeffizienz aber ein Triple-Win-Geschäft: für den Maschinenbau ein Wettbewerbsfaktor, für den Kunden bedeute es Energiekosteneinsparung und für die Gesellschaft die massive Vermeidung von CO2 Ausstoss.