Die VBH Holding AG, Europas größtes Handelshaus für Fenster- und Türbeschläge, erzielte nach den Rückgängen der Vorjahre in 2010 wieder einen Konzernumsatz von rund 800 Mio. Euro und übertrifft damit den Vorjahreswert (755,1 Mio.) um 5,9 Prozent. Der Status Quo scheint sich zu manifestieren: Deutschland hui, "übriges" Westeuropa pfui. Daniel Mund von der GLASWELT Redaktion fragte bei der VBH nach.
Das bereinigte operative Ergebnis vor Steuern (EBT) konnte um rund 33 Prozent auf 13,2 Mio. Euro gesteigert werden. Durch Einmaleffekte wie Korrekturen auf Firmenwerte und die Aufgabe des australischen Marktes ergibt sich im Konzern ein Jahresfehlbetrag von 1,2 Mio. Euro, dies teilten heute der Vorstandsvorsitzende Rainer Hribar und Finanzvorstand Frieder Bangerter auf der Bilanzpressekonferenz mit.
Bangerter: "Wir haben in Russland, England und in den Baltischen Staaten deutlich bessere Renditen erzielt, als im Vorjahr, dagegen sind die Märkte in Westeuropa, insbesondere in Irland, Belgien, Italien, Griechenland und Spanien für uns relativ unbefriedigend gelaufen." Die Umsätze in Westeuropa fielen nochmals um 7,4 Prozent (Vorjahr: -21,3 Prozent).
Umsätze in Deutschland ausgebaut
In Deutschland konnten die Umsätze von 382 Mio. Euro auf 411 Mio. Euro nachhaltig ausgebaut werden – mit einer Steigerung um 7,6 Prozent war die Entwicklung deutlich besser als der Gesamtmarkt (4,9 %). Aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung habe der deutsche Markt am Gesamtumsatz der VBH wieder deutlich mehr Anteil gewonnen. Jetzt werden über 50 Prozent der Produkte und Dienstleistungen in dem heimischen Bauelementemarkt umgesetzt. Rainer Hribar schätzte den VBH-Marktanteil in Deutschland auf der Pressekonferenz auf rund 40 Prozent. Hier hätte man gerad in den letzten Monaten deutliche Zuwächse erzielen können.
Die Eigenkapitalquote liege im Konzern nach 37 Prozent im Vorjahr weiterhin stabil bei nunmehr 36 Prozent.
„Unsere 3-Säulen-Strategie – eine breite internationale Aufstellung, eine erfolgreiche Sortiments- und Eigenmarkenpolitik sowie unser Alleinstellungsmerkmal durch umfangreiche Dienstleistungen – ist belastbar und hat sich in den vergangenen wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt.“ Als Ankerpunkt innerhalb der Sortimentspolitik und schneller als erwartet hat sich die Eigenmarke greenteQ am Markt etabliert.
greenteQ Produkte auf dem Vormarsch
Mit mittlerweile mehr als 1.800 Artikeln erreichte der Umsatzanteil der greenteQ Produkte bei der VBH Deutschland GmbH 6 Prozent des Gesamtumsatzes. VBH wird die Stärkung der Eigenmarke als Ergänzung zum VBH Produktportfolio mit den starken Herstellermarken konsequent fortsetzen und die Marktdurchdringung der greenteQ Produkte in den internationalen Märkten weiter forcieren. Auf die Frage der GLASWELT, ob auch durch die Eigenmarke Fremdmarken aus dem Programm genommen würden, antwortete Hribar: "Sicher haben wir einige Lieferanten ausgelistet - Hauptmarken werden wir aber natürlich immer weiter im Programm behalten. Und es ist auch klar: Durch greenteQ wird es nicht zu einem Lieferantensterben kommen."
Differenzierung durch Dienstleistungen
Ebenso führen die VBH Dienstleistungsangebote zu einer klaren Differenzierung im Wettbewerbsumfeld, wie zum Beispiel die am Markt einzigartige und gemeinsam mit dem IFT Rosenheim entwickelte Systemplattform CE-fix, mit der Hersteller und Zulieferer von Fenstern und Türen alle notwendigen CE-Unterlagen einfach und schnell online erstellen können. Auch die VBH Wissensdatenbank oder die mobile logos-App zur Materialbestellung für Smartphones erfährt großen
Zuspruch. „Wir versuchen kontinuierlich, unseren Kunden, Partnern und Lieferanten die tägliche Arbeit einfacher zu machen“, so Rainer Hribar.
Die GLASWELT wollte noch von Rainer Hribar wissen, ob man sich denn auch neuen Produktthemen widmen wolle: "Wir halten immer Ausschau nach neuen Produktfeldern. Momentan sehen wir weiteres Potenzial im Haustüren-Systemangebot, bei der Montage und im Panikbereich bzw. in der gesamten Sicherheitsbereich," so seine Antwort.
Innovationswettbewerb soll neue Produktideen fördern
Mit dem „Innovationswettbewerb Hauseingänge der Zukunft“ gehe man aktuell gemeinsam mit Architekten, Türenherstellern und Designern der Frage auf den Grund, welchen Herausforderungen sich Hersteller und Planer künftig stellen müssen. So sollen Innovationen in diesem Bereich vorangetrieben, neue Techniken und Materialien vereint und die Hersteller mit neuen Produktideen unterstützt werden.
Im Geschäftsjahr 2011 erwartet der Vorstand der VBH Holding AG im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht steigende Umsätze im Segment Deutschland, während die Umsätze in den Segmenten West-/
Südeuropa stagnieren und sich in Osteuropa deutlich erholen sollten. Auch 2011 wird die Bauwirtschaft in einigen Ländern von staatlichen Investitionsprogrammen sowie von Investitionsanreizen für klimaeffizientes Bauen profitieren. Der Fenstermarkt in Deutschland befindet sich auch aufgrund der aktuellen Energiediskussionen weiterhin in einer Sonderkonjunktur. „In der
Summe erwarten wir deshalb ein erfolgreiches Jahr 2011. Insgesamt ist für die VBH-Gruppe von einem Umsatzwachstum im einstelligen Bereich auszugehen“, so Rainer Hribar.
Daniel Mund