In Österreich und Südtirol stottert die Konjunktur, die Schweizer Schreiner leiden unter der Stärke der eigenen Währung. Und wie ist die Lage in Deutschland? Hier begünstigen die äußeren Einflüsse die Situation und deutsche Tischler- und Schreinerbetriebe freuen sich über eine gute Auslastung — also kein Grund zur Klage für den Spitzenverband des Gewerks oder doch?
Zahlen und Daten sind ein wichtiges Instrument zur Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage, aber sie verraten wenig über die Zukunftsfähigkeit eines Gewerks. Verlässliche Standortbedingungen sind hingegen eine zentrale Bedingung für nachhaltiges Wirtschaften. Umso enttäuschter zeigte sich Tischler Schreiner Deutschland (TSD) auf der Vierländertagung Anfang Juli in Berlin von den politischen Entscheidungen der jüngsten Zeit. Nach wie vor gebe es viele offene Fragen, beispielsweise beim gesetzlichen Mindestlohn und der Erbschaftssteuerreform, heißt es in einer Pressemitteilung. Zugleich zeigten die politischen Vorstöße derzeit nur wenig Verständnis für den Mittelstand.
Während Tischler Schreiner Deutschland bei der Einbindung des Handwerks in kommunale Strukturen großen Nachholbedarf sieht - insbesondere was die bürokratische Hürden betrifft -, scheint man in der Schweiz schon einen Schritt weiter: Die Eidgenossen stärken ihre regionalen wirtschaftlichen Leistungsträger und stufen beispielsweise handwerkliche Ausbildungsbetriebe bei öffentlichen Ausschreibungen besser ein als Unternehmen, die keinen Beitrag zur Absicherung des Fachkräftebedarfs leisten. Ein Modell, welches auch in Deutschland sinnvoll wäre, meinen die Verbandsvertreter.
Neben der jeweiligen Wirtschaftssituation und der politischen Rahmenlage standen beim Treffen dieses multinationalen Netzwerks im Tischler- und Schreinerhandwerk aber auch die nationalen Strategien in den Bereichen Produktionstechnik, Bildung, Qualifikation und Marketing auf dem Programm. Eine ganze Reihe gemeinsamer Interessen trat zu Tage, die es auch auf europäischer Ebene zu vertreten gilt – wie den Erhalt des Meisterbriefs als Qualifikationsmodell.
Dass man in Deutschland beim Thema Meisterbrief durchaus mit der Politik im Konsens ist, erfuhren die Delegierten derweil im Bundestag, wo Dr. Philipp Birkenmaier, Geschäftsführer des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, den deutschen Spitzenverband und seine internationalen Gäste willkommen hieß. Auch im Kanzleramt durfte sich die Tagungsgesellschaft umsehen und einen Blick auf den politischen Betrieb werfen.