Eine heute vorgestellte Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der EnEV 2009 auf Fenster sowie mit der geplanten Verschärfung der Richtline. Es wird klar deutlich: Wenn 2010 die EnEV höhere Anforderungen fordert, "steht die Verkleinerung der realisierbaren Fensterflächen im Raum“, so BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs. Seine Forderung: Nutzbare Wärmegewinne der Fenster müssen berücksichtigt werden.
Rund 200 Gäste verfolgten am Dienstag, 1. Juni 2010, in Fulda die Vorstellung einer gemeinsamen Studie des Bundesverbandes Flachglas (BF), des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz (BVRS) und des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF) zur Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV).
Hier geben wir einige Zitate der Referenten wider (eingesammelt durch Matthias Rehberger):
Die Veranstaltung wurde von Jochen Grönegräs eröffnet, der einen positiven Blick richtete auf das gemeinsame Agieren der drei Verbände: "Das Siegerteam aus Isolierglasbranche, Fenster- und Rollladenbauer hat es geschafft, dass die energetischen Gewinne durch Fenster in der EnEV 2009 berücksichtigt werden. [...] Der U-Wert ist nicht alles. Wir dürfen nicht nur die Wärmedämmung sehen, sondern auch den Energieeintrag durch Fenster und Glas und das Wohlfühlen durch der Blick nach draußen."
Frank Koos (VFF) leitete die Entwicklung der EnEV 2009 und ihre Anforderungen her und erläuterte die Hintergründe der Studie, die vom Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser durchgeführt wurde. Hierbei stand u.a. die realistische Berücksichtigung der solaren Einträge im Fokus der Untersuchung. Koos: "Man sollte im Hinblick auf die weitere Verschärfung der Anforderungen vorsichtig sein. Man muss das technisch machbare im Auge behalten."
Gerhard Rommel vom BVRS referierte über die Bedeutung des Sonnenschutzes für die Energieeffizienz von Gebäuden: "Zur Heizenergieeinsparung sollte der g-Wert hoch sein, im Sommer niedrig. D.h. der g-Wert muss variabel sein. Bei Neubauten ist der Sonnenschutz im Gebäudeenergieausweis nachzuweisen - man muss belegen, dass die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz erfüllt ist. Laut Norm sind außenliegende, bewegliche Lamellen, die hinterlüftet sind, der beste Warmeschutz, innenliegender am wenigsten gut. Auch ohne direkte Sonneneinstrahlung können Räume überhitzen, sofern der Sonnenschutz nicht genutzt wird. [...]Vergessen Sie auch nicht den Blendschutz. Dieser ist bei Arbeitsplätzen vorgeschrieben und insbesondere bei Computerarbeitsplätzen wichtig. Auch beim aktivierten Sonnenschutz sollte der Blick nach außen gegeben sein."
Prof. Anton Maas hat federführend die Studie im Ingenieurbüro Hauser erstellt. Maas: "Unsere Fragen waren u.a. Wie wirkt sich die EnEV auf Wohngebäude sowie auf Nichtwohngebäude aus? Wie wird in der 2012 Glas sinnvoll auch hinsichtlich Wärmeschutz eingesetzt. Welchen Handlungsbedarf gibt es? Und wie lässt sich das bei künftigen Novellierungen umsetzen? Wir haben bei der Studie mit Mustergebäuden mit verschiedenen Fensterflächenanteilen gearbeitet. Weiter sind unterschiedliche Randbedingungen berücksichtigt worden, wie Gebäudeausrichtung, Verglasung (2fach, 3fach) und Lüftung, ebenso die Kühlung oder Heizung in Form von Haustechnik sowie Sonnenschutz und Raumbeleuchtung und deren beider Steuerung. Ergebnis: Ein großes Fenster (mit effektivem Sonnenschutz) ist für die Energiebilanz immer besser als gar kein Fenster."
Ministerialrat Peter Rathert vom Bundesbauministerium blickte in die Zukunft und vermittelte die Planungen, wie es mit der EnEV weitergeht bei Glas, Fenstern und dem Sonnenschutz. Rathert: "Der private und gewerbliche Stromverbrauch hierzulande steigt, auch deshalb brauchen wir einen wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien. Aber wir brauchen gleichzeitig auch High-tech in der Fassade. Für mich wird das Fenster als Hightech-Produkt über lang oder kurz zum TGA-Bauteil. Die Klimarichtlinie für Bundesgebäude zielt auf die Reduzierung / Vermeidung maschineller Kühlung in normalen Büroräumen. Und: Wir brauchen eine Einrichtung nationaler Kontrollsysteme, mit der sich die Umsetzung der energetischen Maßnahmen kontollieren lässt. Ob die Novellierung der EnEV für 2012 eine Verschärfung bringt ist noch nicht gewiss und wenn, ob dies dann 30% ausmacht ist nicht klar. In diesem Zusammenhang muss geprüft werden, ob sich die Kosten für Energiesparmaßnahmen generell innerhalb der Lebenszyklen dieser Maßnahmen armortisieren."
Und hier noch die offizielle Pressemitteilung der Verbände:
Die Studie beschäftigt sich unter anderem mit den Auswirkungen der EnEV 2009 auf Fenster von Nichtwohn- und Wohngebäuden sowie mit der geplanten weiteren Anhebung der Anforderungen, mit einem Vorschlag zur Berücksichtigung der solaren Gewinne für transparente Bauteile in kommenden EnEV-Novellierungen sowie mit den Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz.
Wesentliches Ergebnis der Untersuchung der Auswirkungen der EnEV 2009 auf Fenster von Nichtwohn- und Wohngebäuden: „Nach Betrachtung der Auswirkungen der Anforderungen und einzelner Einflussgrößen sind nach der EnEV 2009 die aktuellen Fensterflächen noch realisierbar. Bei einer weiteren Verschärfung 2012 steht dann allerdings die Verkleinerung der realisierbaren Fensterflächen im Raum“, so BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs.
Hinsichtlich der Berücksichtigung der solaren Gewinne für transparente Bauteile gelangt die Studie zu einem Vorschlag für die Neuformulierung der EnEV-Nebenanforderung an H’T: „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass mit Blick auf den zu erwartenden Standard gemäß der EnEV 2012 für alle untersuchten Gebäudetypen in nahezu allen praxisrelevanten Fällen dreifach verglaste Fenster eine gegenüber opaken Wandflächen bessere energetische Gesamtqualität aufweisen“, so Grönegräs.
Für eine sachgerechte bauliche Nebenanforderung sei daher eine angemessene Berücksichtigung der nutzbaren Wärmegewinne über Fenster unverzichtbar. „Dies kann durch Rückgriff auf den Heizwärmebedarf geschehen oder durch eine Weiterentwicklung des Hüllflächen spezifischen Wärmeverlustes (H’T) zu einem äquivalenten Hüllflächen spezifischen Wärmeverlust (H’T,eq)“. Ein weiteres Modell ist bereits bei der KfW-Förderung realisiert, indem die solaren Gewinne auf das Referenzgebäude bezogen werden. Das führt sinnvoller Weise zu keiner weiteren Beschränkung der Fensterflächen“, erläutert der Glasexperte.
Bezüglich der Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz kommt die Studie schließlich zum Schluss, dass sich auch große Fensterflächen in Zukunft realisieren lassen. Dazu Christoph Silber-Bonz, Geschäftsführer des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz: „Für nahezu jeden Einsatzzweck gibt es passende innen oder außen angebrachte Verschattungssysteme, die hohen Wärmelasten im Sommer effektiv begegnen können.“
VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn, bringt die zentralen Ergebnisse der Studie auf den Punkt: „Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass unseren transparenten Bauteilen die kostenlosen Gewinne natürlicher Solarenergie in kommenden novellierten Versionen der EnEV zugerechnet werden müssen – das Fenster ist schließlich der einfachste und preiswerteste Sonnenkollektor. Dabei ist allerdings der sommerliche Wärmeschutz planerisch und im Anforderungsniveau der Verordnung zu berücksichtigen.“