Trotz per saldo kräftiger markt- und währungsbedingter Gegenwinde bleibt die Roto-Gruppe auch 2016 auf Kurs. Das schlägt sich nicht zuletzt in einem prognostizierten Gesamtumsatz von rund 620 Mio. Euro nieder, der sich damit knapp auf Vorjahresniveau bewegt. Für 2017 erwartet der Bauzulieferer unter dem Strich erstmals seit Jahren keine weiteren Marktbelastungen, sondern stattdessen „over all“ eine Stabilisierung. Die eigene Entwicklung soll mit einem Umsatzplus zwischen 4 und 5 Prozent spürbar besser verlaufen. Mit diesen Kernaussagen charakterisierte der Vorstand während des 11. Internationalen Fachpressetages Mitte November 2016 Status und Perspektiven des Unternehmens.
Einschätzung der weltweiten Bauwirtschaft
In seiner Analyse der internationalen Bauwirtschaft machte Dr. Eckhard Keill mehr Schatten als Licht aus. Die Negativliste führe Russland an. Die schwere allgemeine Wirtschaftskrise ziehe auch den Bau mit sich. Er leide u. a. unter dem starken Rückgang der staatlichen Bauausgaben, der 2015 und 2016 jeweils 30 Prozent betrage. Dr. Keill: „In Russland ist das Geschäft weiterhin äußerst kritisch – in 20 Monaten hat sich der Markt simpel halbiert.“
Die eindeutig besten Marktinformationen kämen aus den USA. Hier setze die Bauwirtschaft 2016 ihren steilen Aufschwung fort. Speziell der Modernisierungs- und Reparatursektor expandiere stark, während das Wachstum im Neubau geringer ausfalle. Auch für die Folgejahre rechtfertigten etwa die Bevölkerungszunahme und die Alterung des Hausbestandes positive Prognosen. „Ich glaube, dass jetzt aber dort ein Boom zu erwarten ist. Wenn Donald Trump nur ein bisschen von dem tut, was er angekündigt hat, wird er dort tatsächlich für viele Investitionen sorgen und gleichzeitig die Schulden erhöhen“, so Dr. Keill in seiner Analyse.
In Europa überwiege ein moderater Aufwärtstrend. Bei insgesamt günstigen Rahmenbedingungen zeichneten sich aber in der Periode 2016/2017 erhebliche Unterschiede in den einzelnen Ländern ab. Die Spitzengruppe beim Wohnungsbau bestehe aus Irland, Ungarn, Portugal und Spanien. Im Mittelfeld hielten sich u. a. Deutschland und Großbritannien auf. Im Vereinigten Königreich seien die Brexit-Auswirkungen noch nicht „eingepreist“. Am Ende der Skala rangierten Italien und Belgien.
Für Deutschland warnte Keill davor, die stark steigenden Genehmigungszahlen als Garantie für eine entsprechende Entwicklung der Fertigstellungen anzusehen. Die Zielmarke der Politik von 350.000 bis 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr stufte er als „gegenwärtig unrealistisch“ ein.
Wichtig seien zudem generelle, bisher aber kaum thematisierte Branchenprobleme. So führe der anhaltende Konsolidierungsprozess zu sinkenden Unternehmenszahlen. Laut Verbandsstudie gibt es aktuell noch 6.400 Fenster- und Türenproduzenten, nachdem es 2011 noch 6.700 waren. Trotzdem seien erhebliche Überkapazitäten vorhanden, die der Untersuchung zufolge z. B. bei rund 5 Mio. Fenstereinheiten pro Jahr liegen. Der Chef des Bauzulieferers: „Darin steckt für die Zukunft eine Menge Brisanz.“
Stangier: Schwaches 3. Quartal
Finanzvorstand Michael Stangier erläuterte die diesjährige Entwicklung von Roto: 2015 wurde ein Gruppenumsatz von 622 Mio. Euro erzielt. Das Ziel, trotz der anhaltenden Schwäche in Kernmärkten 2016 eine „schwarze Umsatz-Null“ zu schaffen, werde man voraussichtlich nur wegen negativer Währungseinflüsse verfehlen. Im bisherigen Jahresverlauf folgte, wie es hieß, auf ein „noch akzeptables“ 1. Halbjahr ein „extrem schwaches“ 3. Quartal.
Auch die Umsatzentwicklung in Deutschland sei „unbefriedigend“, da Beschläge kaum vom höherwertigen Verkauf (z. B. Dreifachverglasung, Automation) profitierten. Erfreulich sei dagegen der Gewinn von Marktanteilen im Inland.
Im 4. Quartal 2016 rechnet Stangier nicht mit „grundlegenden Veränderungen“. Deshalb prognostizierte er für das ganze Jahr 2016 einen Gruppenumsatz von rund 620 Mio. Euro, der damit knapp das Vorjahresniveau erreiche.
Nächste Akquisition steht kurz vor dem Abschluss
Für Ende 2016 / Anfang 2017 sei im Fenster- und Türbereich eine weitere Akquisition geplant. Es soll sich hierbei um ein Unternehmen außerhalb Europas handeln. Weitere Details wurden bisher nicht bekannt gegeben. Die Finanzierung des Deals erfolge erneut ohne zusätzliche Fremdmittel und untermauere damit „einmal mehr“ die wirtschaftliche Stabilität von Roto.
Die Ertragssituation beurteilen die Vorstände einmal mehr als „klar unbefriedigend“. Als Hauptursachen dafür nannte Stangier die erheblichen marktbedingten Belastungen bei FTT, die ausgeprägten Rohstoffverteuerungen von bis zu 40 Prozent (Zink, Alu) und die per saldo negativen Währungsverschiebungen. All das zwinge zu zeitnahen Preisanpassungen.
Wie geht es weiter?
Wenn Keill auf die kurzfristige Zukunft zu sprechen kommt, dann zeigt er sich zumindest etwas beruhigt, dass von den Märkten per saldo keine weiteren Belastungen zu erwarten seien. In Europa rechnet er überwiegend mit einem moderaten Aufwärtstrend. Im Einzelnen gelte das u. a. für Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Polen. Zu den Verlierern zähle Großbritannien – und das „wohl deutlich“. Alles in allem dürften sich die Fenster- und Türenmärkte 2017 stabilisieren.
Für Roto peilt der Vorstandsvorsitzende ein Umsatzwachstum zwischen 4 und 5 Prozent an. In der Konsequenz heiße das, Märkte und Wettbewerber zu übertreffen. Die Verbesserung der Ertragssituation habe „natürlich ebenfalls Priorität“.