Die Bauzulieferer-Gruppe selbst meldet für 2010 eine “außerordentlich positive Firmenkonjunktur“ und geht davon aus, das Jahr mit einem zweistelligen Umsatzplus abzuschließen. Der Erfolg sei nicht zuletzt auf eine “ausgezeichnete Lieferperformance“ zurückzuführen. Auch für 2011 zeigte sich das Management recht optimistisch.
Der Vorstand der Roto Frank AG stuft das für das Unternehmen relevante internationale Marktumfeld per saldo als „unverändert schwierig“ ein.
Die globale Krisenbewältigung macht nach Auffassung von Dr. Eckhard Keill regional durchaus unterschiedliche Fortschritte. Während die frühere Wachstumslokomotive USA schwächelt, gibt es z. B. in Südostasien eine starke Expansion, betonte der Roto-Vorstandsvorsitzende in Barcelona anlässlich eines Pressetages vor rund 60 Journalisten aus 11 Ländern. Auch die europäische Wirtschaft wachse unter dem Strich lediglich moderat und komme daher „eher mühsam aus der Krise“.
Für „übertrieben“ hält Keill die teilweise euphorische Bewertung der Wirtschaftsbelebung in Deutschland. Das für 2010 erwartete Wachstum von 2 bis 3 % dürfe man nicht isoliert betrachten, denn das Bruttoinlandsprodukt sei 2009 um knapp 5 % gesunken.
Mit Blick auf den europäischen Bausektor sieht sich der Roto-Chef in seiner Meinung bestätigt, dass die Branche mit am längsten unter der Krise leidet. Den jüngsten, für 19 Länder gültigen Euroconstruct-Berechnungen zufolge geht das europäische Bauvolumen 2010 mit –4 % zum dritten Mal hintereinander zurück. Der schärfste Einbruch stehe im Wohnungsneubau zu Buche. Hier fallen, so die Prognosen, die Investitionen im laufenden Jahr etwa 40 % niedriger aus als 2007. Dagegen erweise sich der kontinuierlich leicht wachsende Renovierungsmarkt als nachhaltig krisenresistent und damit als immer wichtigere Stütze der gesamten Bauwirtschaft.
Auch die deutsche Baubranche nehme 2010 an dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung nicht teil. Stattdessen erwarte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) für 2010 (–1 %) und 2011 (–2 %) weitere Umsatzverluste. Erfreulich sei, dass der Wohnungsbau u. a. dank des robusten Modernisierungsgeschäftes erste Besserungstendenzen zeige. Das permanente „Stop and go“ in der staatlichen Förderpolitik erschwert jedoch die speziell im Segment energetischer Sanierungen gewünschte Nachfrageverstetigung, konstatierte Keill. Als Negativbeispiel verwies er hier auf die Abwrackprämie für die Autoindustrie. "Nach den Verkaufserlösen folgt doch zwangsläufig der Absturz auf dem Fuße."
Fenster- und Türenmärkte
Die Entwicklung der internationalen Fenster- und Türenmärkte spiegele im Wesentlichen das allgemeine Baugeschehen wider. Deshalb müsse man hier auch für 2010 per saldo von überwiegend negativen Einflüssen sprechen.
Positive Meldungen für 2010 kämen dagegen erneut aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in „fast schon gewohnter Weise“ aus Asien. Einen Sonderfall stelle Russland dar. Nach dem extremen Einbruch 2009 habe sich der dortige Markt 2010 unter dem Strich bis Ende September „fulminant“ erholt.
In Deutschland könne die Branche ihren „Sonderkonjunktur-Status“ auch 2010 behaupten. Das vom Verband Fenster + Fassade (VFF) zuletzt vorhergesagte Mengenplus von gut 4 % entspreche in etwa dem Vorjahreswachstum. Ab 2011 erwarte er u. a. wegen auslaufender bzw. gekürzter staatlicher Förderungen „schwierigere Zeiten“. Roto sehe die Perspektiven aber „klar positiver“, setze dabei auf die generelle Attraktivität der Fenstererneuerung und plädiere im Übrigen nochmals für eine „ganzheitliche Fenstervermarktung“. Kaufanreize für neue Fenster gebe es genügend und Fenster würden mehr als nur Geld sparen können, so sein kritischer Hinweis auf die Marktanreizkampagne des VFF, die mit dem Slogan "Neue Fenster sparen Geld" überschrieben ist.
Umsatzanstieg bei der Roto Gruppe
Bei der Erläuterung des Abschneidens des Bauzulieferers verwies Finanzvorstand Michael Stangier darauf, dass man 2009 trotz eines Umsatzminus von rund 10 % auf 560 Mio. Euro schwarze Zahlen geschrieben hätte und sich erheblich besser als Märkte und Wettbewerber entwickelt habe. Stangier: „Bei der Prognose für 2010 haben wir uns erfreulicherweise gründlich geirrt.“ Nach einem „schleppenden“ 1. Quartal seien das 2. und 3. Quartal mit einer in ihren Ausmaßen „völlig unerwarteten Nachfragebelebung“ sehr gut verlaufen.
Für die Division Fenster- und Türtechnologie meldete der Finanzvorstand per 30. September einen Anstieg der Verkaufserlöse um insgesamt 16 % gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode. Während das Deutschland-Geschäft danach um rund 5 % wuchs, betrage das Plus im Ausland etwa 20 %. In Spanien etwa habe Roto in einem weiter rückläufigen Markt zweistellig zugelegt. Eine „große Wachstumsdynamik“ meldete Stangier ferner für Russland und Asien. Probleme gebe es dagegen in Südosteuropa, namentlich in Tschechien, Ungarn und der Slowakei.
Ebenfalls einen um ca. 16 % höheren Umsatz verzeichne die Division Dach- und Solartechnologie per Ende September. Auch für die gesamte Roto-Gruppe stehe per Stichtag ein Umsatzwachstum von 16 % zu Buche.
Neue Bestmarke?
Man geht aktuell davon aus, dass der Gruppenumsatz 2010 insgesamt um 12 bis 13 % auf 620 bis 630 Mio. Euro klettere. Die Relation Ausland/Inland werde sich wieder auf zwei Drittel zu ein Drittel einpendeln. Die Möglichkeit, dass Roto am Ende den höchsten Umsatz der Firmengeschichte erziele, sei also durchaus realistisch. Die bisherige Bestmarke (621 Mio. Euro) datiere aus 2008.
Nachdem 2009 im Jahresdurchschnitt 3.750 Mitarbeiter für den in Familienbesitz befindlichen Bauzulieferer tätig waren, nehme ihre Zahl 2010 um rund 7 % auf ca. 4.000 zu.
Sorgen bereiten Stangier „neue Belastungen“ auf der Kostenseite. Die Beschaffungspreise für wichtige Rohstoffe wie Stahl und Zink seien stark gestiegen und näherten sich bereits wieder dem Vorkrisen-Niveau. Das mache auch eine Preisanpassung erforderlich. Ohnehin müsse die Ertragslage als „nach wie vor nicht zufriedenstellend“ charakterisiert werden. Trotzdem zog Stangier ein positives vorläufiges Fazit für 2010. Klare Indizien dafür seien der weitere Gewinn von Marktanteilen.
Als Basis des Erfolges identifizierte Keill in seinem Resümee die „ausgezeichnete Lieferperformance“ durch leistungsfähige Produktions- und Logistiksysteme. Die Tatsache, dass Roto 2010 selbst in Ausnahmemonaten mit sprunghaft gestiegener Nachfrage voll lieferfähig gewesen sei, war „ein überaus wirksamer Wettbewerbsvorteil“. Für 2011 strebe man ein einstelliges Wachstum des Gruppenumsatzes an.
Mehr über die Umsatzverteilung bei Roto und vor allem auch über die neusten Produktentwicklungen des Unternehmens gibt es im Beschlagsthema der nächsten GLASWELT, die am 05. November erscheint.