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Raumglasforum in Essen

Design, Licht und viel farbiges Glas - um diese Themen drehten sich am 22. Juni 2012 die Vorträge des 1. Raumglasforums. Neben technischen Themen ging auch um die künstlerische Anwendung von und mit Glas, wobei ein interessantes Konzept vorgestellt wurde, wie Verarbeiter ihr Angebot bei der individuellen Glasgestaltung erweitern können. Eingeladen hatte der Flachglas MarkenKreis.

Der Veranstaltungsort war passend gewählt. In der Nachbarschaft des Red Dot Design-Museums, hoch oben auf dem Dach der Zeche Zollverein, hörten die rund 120 Teilnehmer interessante Vorträge zu Beschlägen, Sondergläsern und zur Glaskunst für den Innenraum. „Interieurglas und alles was damit zu tun hat, liegt voll im Trend", so Thomas Stukenkemper vom Flachglas MarkenKreis. In diesem Wachstumsmarkt seien viele der über 50 Mitglieder aktiv und wollen ihre Möglichkeiten weiter ausbauen. So hätte es nahegelegen, die vielfältigen Möglichkeiten in diesem Segment aufzuzeigen und dem Themenfeld ein eigenes Forum zu widmen. „Und das Feedback war gut“, ergänzt sein Kollege Michael Scheer. „Aus ganz Deutschland konnten wir neben den Glasverarbeitern auch Architekten und weitere Innenraumprofis begrüßen."

Durch die Veranstaltung f�hrte Horst Harzheim - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Durch die Veranstaltung f�hrte Horst Harzheim - Matthias Rehberger, GLASWELT
Und Informationen gab es reichlich: „Profilbauglas muss nicht grün sein, es biete mit verschiedenen Farben und Oberflächen vielfältige Gestaltungsoptionen ", erklärte Wolfgang Dutt von der Pilkington Bauglasindustrie. Anhand spannender Architekturprojekte zeigte er die ganze Spannbreite, um Profilbauglas als Boden, Wand oder Decke einzubauen. Aufgrund ihrer relativ hohen Masse, könne mit Trennwänden aus Profilbauglas (im 2-schaligen Aufbau) ein bewertetes Schalldämmmaß von RW= 42 db erreicht werden. In 3-schaliger Ausführung könne man sogar bis 57 db erzielen. Dies führe laut Dutt gerade bei öffentlichen Gebäuden oft dazu, sich für solche Gläser zu entscheiden.

Leuchtendes LED-Glas
Dem leuchtenden Glas widmete sich Jürgen Wagner, Geschäftsführer von SWS. Der Beschlagspezialist bietet hierfür eine ganz Reihe von Systemen an, mit denen sich Gläser mittels LEDs beleuchten lassen. „Lassen Sie im Gebäude Licht und Farben sprechen. Licht gibt Innenräumen eine besondere Atmosphäre." LEDs lassen sich heute hinter oder im Glas sowie im Rahmensystem oder in den Beschlägen integrieren.
Wolfgang Dutt von der Pilkington Bauglasindustrie - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Wolfgang Dutt von der Pilkington Bauglasindustrie - Matthias Rehberger, GLASWELT
Damit könne der Nutzer nicht nur Glasflächen beleuchten, sondern über spezielle Steuerungen auch bewegte Farbverläufe abbilden. Die Einsatzmöglichkeiten der LEDs umfassen neben Brüstungselementen und Trennwänden auch Badanwendungen. So lassen sich heute selbst Duschen beleuchten, so der Beschlagfachmann. Ein interessantes Einsatzfeld sah Wagner bei interaktiven Glasanwendungen (für Interieur und Fassade), wo sich über die Einspielung von Werbung auf den Glasflächen Geld verdienen lasse.

Jürgen Dersch von Dorma Glas gab einen Überblick, wie Barrierefreiheit durch Türautomation erreicht werden kann. Generell sieht er einen großen Bedarf an Automatisierungslösungen für Schieb- und Drehtüren. Einsatzorte seien Veranstaltungsräume, Praxen, Büros und Hotels sowie zunehmend auch das private Heim. „Gerade bei Sanierungen im Bestand wünschen Bauherren heute mehr Bequemlichkeit oder sind aus Altersgründen auf eine barrierefreie Wohnung angewiesen“, so der Beschlagspezialist.
Blick aus dem Tagungsraum: Die Teilnehmer lassen vom Dach der Zeche Zollverein ihren Blick �ber das Ruhrgebiet schweifen. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Blick aus dem Tagungsraum: Die Teilnehmer lassen vom Dach der Zeche Zollverein ihren Blick �ber das Ruhrgebiet schweifen. - Matthias Rehberger, GLASWELT


Gestaltungskompetenz in Sachen Glas
Der künstlerischen Glasgestaltung widmete sich Peter Bartsch von der glas+räume GmbH in seinem Vortrag: „Die von einem Künstler gestaltete Fassade bietet einen Mehrwert, bringt eine einzigartige, individuelle Note und steigert die optische Qualität. Gleiches gilt für Glaskunstobjekte, die im Gebäude die räumlichen Qualitäten steigern.“ Der Glaskunstspezialist aus Paderborn stellte ein interessantes Konzept vor, wie Verarbeiter ihr Angebotsspektrum bei der individuellen Glasgestaltung leicht erweitern können.

Das Unternehmen bietet mit dem „Glasart-Service“ Dienstleistungen in Sachen Glasgestaltung von und mit Künstlern an. Bekommt ein Verarbeiter einen Glasauftrag, der auch individuelle künstlerische Elemente beinhalte, könne glas+räume diesen Part übernehmen. Dies reiche von Entwurf und Gestaltung über Umsetzung und Produktion bis hin zur Montage. Dazu bieten die Veredlungsspezialisten einen modular aufgebauten Dienstleistungskatalog an. Das besondere daran ist, dass jedes Projekt individuell bearbeitet wird und so nur Unikate entstehen. Bei der Umsetzung werden alle Arten der Glasveredlung eingesetzt, wobei die verschiedensten Möglichkeiten des Glasdrucks und der Oberflächengestaltung sowie die farbige Glasgestaltung im Vordergrund stehen.

Mehr Farbe im Glas
Patrick Ross von AGC Glass Germany sensibilisierte in seinem Vortrag „Von der Farbe zum Glas“ die Zuhörer für bunte Gläser. Er nahm die Teilnehmer mit auf eine kleine Zeitreise von den 60er Jahren bis heute, und erläuterte dabei die Entwicklung und Gestaltung von (Farb-)Glas und seinen vielfältigen Möglichkeiten. Ross zeigte auf, wo man Farbgläser heute überall einsetzen kann und wie sich mit Farben und Glas die Raumatmosphäre beeinflussen lässt. Er unterstrich, dass dies gezielt bei der Innenraumgestaltung geplant werden kann. Für die Verarbeitung und den Einsatz von Farbglas hat AGC eine eigene Richtlinie erstellt, die Interessierte bei dem Unternehmen abrufen können.

Auch Jörg Schmitz von der thema studio GmbH widmete sich der Kunst und erläuterte anhand von Beispielen, wie man Schrift für die Gestaltung von Räumen einsetzen kann. Und Stephan Gründel von Flachglas Wernberg erläuterte, wie man auch bei großformatigen Floatglas-Scheiben individuelle Glasgestaltung mittels Digitaldruck umsetzen kann. Hierfür stehe jetzt in seinem Unternehmen der neue Glassjet Jumbo bereit, mit dem man in Maxiformaten (3,30 x 6,00 m) licht- und witterungsbeständige Glasdesigns produzieren könne. Die Druckauflösung beträgt max. 360 dpi.

Glasbeschläge mit Zulassung
Die rund 120 Teilnehmer informierten sich auch auf den Ständen der Aussteller. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Die rund 120 Teilnehmer informierten sich auch auf den Ständen der Aussteller. - Matthias Rehberger, GLASWELT
Gernot Weckesser von Glassline stellte Glasbefestigungssysteme mit geprüften Glastypenstatiken vor und erläuterte deren Vorteile für den Verarbeiter: „Wer bei der rahmenlosen Glaskonstruktion mit geprüften Systemen arbeitet, kann nicht nur bei Punkthaltern auf eine Zustimmung im Einzelfall verzichten. Und wir haben entsprechend zugelassene Beschlagsysteme im Programm. Entscheidend ist im jeweiligen Anwendungsfall aber, welches Glas verwendet wird. Abhängig davon müssen unterschiedliche Holmlasten angesetzt werden. Deshalb sind diese bei der Zulassung aufgrund der vielfältigen Glasvarianten nicht mit angegeben.“
Um für das jeweilige Glas die passende Beschlaglösung zu finden, hat Glassline entsprechende Glastypenstatiken unter verschiedenen Parametern erstellt und in einem Glastypenbericht zusammengefasst sowie ein Planungshandbuch (für Punkthalter) erstellt. Der Nutzer hat den Vorteil, dass er mit diesen Werten schnell das passende Glas für den jeweiligen Anwendungsfall ermitteln kann.

Matthias Rehberger

www.flachglas-markenkreis.de