57 Prozent beträgt der Marktanteil der PVC-Fenster am Gesamtmarkt. Auf dem 1. Prowindo Branchenforum Kunststofffenster in Bonn wurde gefragt: Was können wir tun, damit wir über die 60 Prozentmarke springen. Ein Vorschlag: Eine nationale Dachkampagne pro PVC und die Einrichtung einer Stiftungsprofessur.
Fenster der Zukunft – unter diesem Motto fand vom 28. bis 29. September in Bonn das 1. Prowindo-Branchenforum für Kunststofffenster statt. Die von knapp 150 Teilnehmern stand im Zeichen der europaweiten Entwicklung der Fensterbranche und einer wachsenden Bedeutung des Kunststofffensters für den Klimaschutz.
„Das neue Prowindo – Branchenforum erhebt verstärkt seine Stimme in der breiten Öffentlichkeit, um den Stellenwert des marktführenden Produkts gegenüber Verbrauchern, Experten und Politikern zu verdeutlichen“, betonte Andreas Hartleif, CEO der Veka AG und Präsident der EPPA (European PVC Window Profiles Association). „Ohne das Kunststofffenster sind die im Gebäudebereich gesetzten Energiesparziele gar nicht zu erreichen.“ Er konstatierte dem Kunststofffenster einen hohen Marktanteil, der in Deutschland immerhin über 57 Prozent betrage, stellte aber auch die rhetorische Frage an die Teilnehmer: „Was können wir tun, dass unser Marktanteil jenseits der 60 Prozentmarke liegen könnte?“ Um gleich auch die Antwort zu geben: „Wir müssen das Kunststofffenster noch stärker für den Sanierungsmarkt positionieren und weiter an einem guten Image arbeiten.“ Bislang würde man das Kunststofffenster vor allem als gut und günstig betrachten. Wichtig wäre es aber auch die weichen Faktoren wie Nachhaltigkeit, Wohnerlebnis, Design und Gesundheit mit dem Kunststofffenster in Verbindung zu bringen.
Als Fachtagung behandelte das Branchenforum in insgesamt 16 Einzelvorträgen neben übergeordneten Aspekten schwerpunktmäßig technische Themen. Sie umfassten nahezu alle Bereiche und behandelten die neuesten Trends entlang der Wertschöpfungskette des Kunststofffensters vom Rohstoff, über PVC-Fensterprofile, Systemkomponenten, Gütesicherung, Einbau und Montage bis hin zu ökologischen Aufgabenstellungen im Rahmen von Recycling und Wiederverwertung sowie bei der Erarbeitung europaweiter Umweltprodukterklärungen (EPD). Dabei wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass jetzt die EPD für Kunststofffenster verfügbar ist.
So wurden Entwicklungstrends in der Profilextrusion und Maschinentechnik für die Profilummantelung aufgezeigt und Stefan Friedrich von Renolit gab einen umfassenden Überblick über die Normung für kaschierte Folien.
Bernhard Helbing vom VFF sprach über Qualitätsarbeit bei Einbau und Montage ohne dabei nicht seiner Vorliebe für das Material Ausdruck zu verleihen: "Was wäre die Welt ohne Kunststoff?"
Dr. Huck von der profine GmbH gab einen Einblick in die Rezyklatverwendung in Neuprofilen. Er zeigte auf, was mit dem eingesammelten Altfenstern passiert - wie sie in den Prozess wieder integriert werden.Und benannte das Problem „Österreich“: Hier wolle man kein Blei im PVC-Recyclat, deshalb würde auch dort ein Recyclingkreislauf nicht funktionieren (in älteren PVC Fenstern sind Schwermetalle wie z. B. Blei enthalten. In neuen Profilen werden diese Schwermetalle in Deutschland nicht mehr eingesetzt und im Recyclat gebundenes Material sei nicht mehr gesundheitlich bedenklich, so die Meinung vieler Branchenspezialisten). Sein Kompromissvorschlag für Österreich lautete, Blei in der Oberfläche fernzuhalten. Ein besonderes Problem stelle noch Südosteuropa dar: Diese Länder verweigern sich generell dem Recycling und würden nur weißes PVC verwenden.
Dr. Hucks Vorschlag kommentierte Andreas Hartleif: „Wir sollten beim Recycling keinen Eiertanz veranstalten: Im Recyclat ist immer Blei und vielleicht auch Cadmium enthalten und wir müssen den Österreicher sagen, dass ihr wohl dann ein Problem mit dem Recycling generell habt.“
Jürgen Herbe, Sprecher des Marketingkreises des QKE (Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse e. V.) appellierte zum Schluss der Tagung die Anwesenden, dass man sich nicht mit dem Erreichten zufrieden geben solle. Es gelte, das Kunststofffenster weiter nach vorne bringen. Umweltwirkung, Innovationskraft und die technische Leistung würden sich nicht im Endpreis widerspiegeln.
Das Kunststofffenster sei immer noch ein Low-Interest-Produkt, weil die Emotionalisierung nicht stattgefunden hat und weil das Produkt im öffentlichen Diskurs unterrepräsentiert sei.
Er warnte: Auch andere Werkstofforganisationen könnten Marktkampagnen starten und verlorengegangenes Terrain zurückerobern. Und schlug u. a. vor eine Stiftungsprofessur einzurichten: Dadurch könnte die Branche mehr Einfluss auf die Ausbildung und Lehre ausüben.
Zusätzlich wäre es an der Zeit, eine überregionale Kampagne pro Kunststofffenster zu starten.
Daniel Mund