Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl kommt das Thema “energetische Gebäudesanierung“ erneut auf den Tisch. Bauexperten und Repräsentanten der Kommunen üben deutliche Kritik an der bisherigen Umsetzung der Energiewende. Auf dem Prowindo Branchenforums in Berlin trat Ende September Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes e.V. dafür ein, die KfW-Mittel drastisch aufzustocken.
Weitere Reformen seien dringend notwendig, um die Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie zu erreichen, wonach bis 2030 etwa 50 Prozent der Gebäude Passivhauscharakter besitzen sollen: „Viel zu wenig rückt bisher die Verbesserung der Energieeffizienz in den Mittelpunkt. Die beste Energie ist diejenige, die eingespart und gar nicht erst produziert wird“, erklärte Dr. Gerd Landsberg. Er trat dafür ein, die Finanzierung der energetischen Maßnahmen nicht nur durch Steuererleichterungen zu unterstützen, sondern auch die bisher bereit gestellten KfW-Mittel in Höhe von 1,5 Mrd. auf 5 Mrd. Euro aufzustocken.
Die Prowindo-Allianz, bestehend aus sechs einzelnen Verbänden und Einrichtungen, die mit dem Kunststofffenster befasst sind, hatte die eineinhalbtägige Veranstaltung unter das Motto „Rahmen schaffen für Klimaschutz und Energiewende“ gestellt. Die Branche appelliert seit Jahren an die Politik, endlich mit der Umsetzung der Vorgaben von EU-Gebäuderichtlinie und EnEV zu beginnen. Jetzt ging Prowindo gemeinsam mit den Kunststoff-Fensterprofilherstellern in die Offensive: „Beseitigung des Investitionsstaus, sofortige Freigabe der Fördermittel, Steuererleichterungen durch 10-jährige Abschreibungen auf Sanierungskosten und eine Reduzierung der in letzter Zeit immens gestiegenen Grunderwerbssteuer“, lautet ihre Forderung.
Unterstützung fand Prowindo beim Berliner Branchenforum durch Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Referenten aus Industrie, Wohnungswirtschaft und Architektur sowie Energieexperten beleuchteten unter der Moderation von Heinz Klaus Mertes, früherer Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, das auch nach ihrer Ansicht von der Politik stiefmütterlich behandelte Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Dr. Matthias Hensel, Vorsitzender der BDI-Initiative „Energieeffiziente Gebäude“ und Geschäftsführer der LUWOGE, Ludwigshafen griff auf der Tagung die Kritik der Veranstalter an der Ungleichbehandlung einzelner Marktsektoren durch den Gesetzgeber auf. So werden z. B. Solarenergie, Windkraft, Biomasseanlagen oder Elektromobilität erheblich stärker gefördert als die energetische Gebäudesanierung. Prowindo fordert ebenfalls seit längerer Zeit, alle Teile des Gebäudes gleichmäßig in den Blick zu nehmen, also bei der Sanierung einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.
Axel Gedaschko, Senator a. D., Präsident des GDW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., betonte: „Wir können bei der Energiewende im Gebäudebereich nur vorankommen, wenn die Unternehmen unter der Maßgabe der Wirtschaftlichkeit handeln können. Die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen muss sich für Eigentümer und Mieter lohnen.“
Die Branche sei für die anstehenden Herausforderungen bestens gerüstet, hieß es abschließend von Seiten der Kunststoff-Fensterprofilhersteller. Man verfüge über ausreichende Produktions- und Recyclingkapazitäten, vor allem aber mit dem modernen PVC-Energiesparfenster über ein technologisch hochwertiges Produkt, ohne das die hoch gesteckten Energiesparziele nicht erreichbar wären.
Die Prowindo-Allianz wurde 2009 von fünf Initiatoren ins Leben gerufen: Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V. (AGPU), Bonn; European PVC Window Profile and Related Building Products Association (EPPA), Brüssel; pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., Frankfurt am Main; Qualitätsverband Kunststofferzeugnisse (QKE), Bonn, sowie Rewindo Fenster-Recycling-Service GmbH, Bonn. Mit dem SKZ - das Kunststoff-Zentrum, Würzburg, hat die Brancheninitiative 2011 einen traditionsreichen Partner hinzugewonnen.