Infolge des nach wie vor hohen Renovierungsvolumens wuchs der österreichische Fenstermarkt auch 2011 robust um 1,1 %. Dabei verlässt sich die Fensterbranche nicht auf staatliche Förderungen, sondern ist ihr eigener Market-Maker, analysieren Kreutzer Fischer & Partner im aktuellen Branchenradar.
Die österreichische Fensterindustrie erzielte 2011 einen Umsatz von 825 Mio. Euro. Rund 75 % aller Fenster werden im Gebäudebestand montiert, entweder im Zuge des Fenstertausches oder bei Zu- und Umbauten. Damit übertrifft die Fensterindustrie zum wiederholten Male die von Regierung und Experten angestrebte Sanierungsquote von drei Prozent des Gebäudebestandes, die als Zielmarke für energetische Gebäudesanierung formuliert wurde. So wurden etwa bei Ein- und Zweifamilienhäusern 2011 bei 3,4 % aller Gebäude die Fenster getauscht. Im Vergleich dazu kommt man bei der Fassadendämmung mit einer Sanierungsquote von 1,1 % des Bestandes seit Jahren nicht recht weg vom Fleck.
Die um das Dreifache höhere Sanierungsquote bei Fenstern sei jedoch keineswegs eine Folge der in den letzten Jahren ausgeweiteten Förderungen. Vielmehr habe dies primär mit dem Marktverständnis der Branche zu tun. Während nämlich so manche Experten und andere Industrien glauben, das Ziel von drei Prozent Sanierungsquote primär über die Ausweitung staatlicher Förderungen zu erreichen, sei die Fensterindustrie schon lange ihr eigener Market-Maker, so die Branchenanalysten.
Die Fensterhersteller hätten es verstanden, in den letzten 20 Jahren wie kaum eine andere Bauindustrie, durch laufende Innovation die Attraktivität ihrer Produkte zu steigern, nicht alleine in technischer Hinsicht, sondern auch als Produkt der Fassadengestaltung. Gerade bei den vorherrschenden glatten Putzfassaden sind Fenster praktisch das einzige Gliederelement einer Fassade. Durch klassische Werbung und Below-the-Line-Aktivitäten habe die österreichische Fensterindustrie die Botschaften auch unter die Entscheidungsträger gebracht, sodass Fenster heute nicht bloß Baustoff sind, sondern Exterieur.
Ein weiterer entscheidender Punkt sei die Einsicht der Hersteller, dass bei einer derart hohen Sanierungsquote, Wachstum mittel- bis langfristig nicht über eine steigende Nachfrage, sondern nur über einen Mehrwertverkauf möglich ist. Infolge würden Jahr für Jahr mehr Fenster mit Drei-Scheiben-Isolierglas, mit Sonnenschutz oder bei Holzfenstern mit vorgesetzten Aluschalen zum besseren Schutz gegen Witterungseinflüsse abgesetzt. Der Anteil von Holz/Alu-Fenstern liege mittlerweile bei mehr als 23 % und ist in keinem Land höher als in Österreich.