Der krisengeschüttelte Fenstermarkt in Westeuropa hat sich auch 2011 noch nicht restlos vom dramatischen Einbruch in 2009 erholt. Die aktuelle Studie von Interconnection Consulting zeige, dass sich die Zahlen gegenüber diesem Schreckensjahr mit Verlusten im zweistelligen Prozentbereich zwar deutlich stabilisiert haben, sie jedoch mit einem wert- und mengenmäßigen Rückgang von -1,5% bzw. -2,2% nach wie vor negativ sind.
Betrugen die Umsätze 2007 noch 26,4 Mrd. Euro, so waren es 2011 nur mehr 20,7 Mrd. Damit schrumpfte der Markt seit 2007 im Durchschnitt um jährlich 5,1%. Auch 2012 bringt noch keine Trendwende. Erst ab 2013 dürfen Fensteranbieter in Europa wieder aufatmen und auf ein leichtes Wachstum hoffen.
Auf Länderebene sei die Dynamik sehr unterschiedlich und dies spiegele den Zustand der nationalen Volkswirtschaften wieder: Zu den größten Verlierern zählen die südeuropäischen Länder Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Der Absatzrückgang zwischen 2007 und 2012 betrug dort -45,7%. Positive Ergebnisse werden nicht vor 2014 erwartet.
Die deutschsprachigen Länder dagegen zeigen der Krise die kalte Schulter. Der Fensterabsatz steigt seit 2007 stetig und erleidet auch im Krisenjahr 2009 nur einen leichten Dämpfer. Von 2010 auf 2011 wuchs der Absatz um erfreuliche 2,9% und die Umsätze sogar um 9,1%, da mehr Wert auf qualitativ hochwertige Fenster gelegt wird. Auch in den skandinavischen Ländern gehe es wieder aufwärts. England und Irland sowie Frankreich und die Beneluxstaaten verhalten sich nach ersten Krisenverlusten neutral und stagnieren.
Holz/Metall als aufgehender Stern am Fensterhimmel
Besonders in kalten Regionen war Holz aufgrund seiner Isolierleistung bisher das Non-Plus-Ultra für den Fensterrahmen. So hält das Naturmaterial in den skandinavischen Ländern derzeit einen Gesamtmarktanteil von 40,6% und im gewerblichen Bau immer noch 28,6%. Allerdings kommen schlechte Zeiten auf die guten alten Holzrahmen zu, denn sie werden nach und nach von Holz/Metall-Rahmen verdrängt. Zwar liegt Holz/Metall als Rahmenmaterial 2011 mit einem Marktanteil von 6,4% nur auf Platz vier hinter PVC (40,7%), Metall (27,7%) und Holz (23,6%), doch ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,9% in der Menge und 5,2% im Wert zwischen 2011 und 2015 lässt darauf schließen, dass Holz/Metall, getrieben von der positiven Entwicklung in den deutschsprachigen Ländern, langfristig Holz verdrängen und das drittgrößte Segment werden wird.
Wenig Bewegung bei übrigen Rahmenmaterialien
Bei den Rahmenmaterialien Metall, PVC und PVC/Metall gibt es in Zukunft im Vergleich wenig Bewegung. Metall, das besonders in Südeuropa eingesetzt wird, musste vor allem zwischen 2007 und 2011 große Verluste aufgrund der schwachen Konjunktur in dieser Region hinnehmen. In den kommenden Jahren wird der Markt stagnieren. PVC, das kostengünstigste Material, ist im deutschsprachigen Raum sowie auch in Großbritannien und Irland sehr beliebt und konnte daher in den vergangenen Jahren größere Verluste vermeiden. Das Wachstum zieht ab 2013 wieder leicht an, bleibt jedoch klar hinter Holz/Metall. Das Nischenprodukt PVC/Metall ist relativ neu am Markt und wird mit einer Absatzmenge von 1,1 Millionen verkauften Stück in 2011 und einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,1% zwischen 2007 und 2015 auch in den kommenden Jahren eine Randerscheinung bleiben.
Segmentsieger: Gewerblicher Bau, Renovierung und indirekter Vertrieb
Wenn man sich die Entwicklung der verschiedenen Segmente auf Kunden-, Geschäftsfelds- und Distributionsbasis ansieht, zeigen sich auf gesamteuropäischer Ebene klare Tendenzen. Sanierung gewinnt auf Kosten von Neubauten und erreicht 2011 58,4% Mengenanteil. 2007 herrschte noch ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen den beiden Segmenten.
Als Vertriebskanal wird in Zukunft der indirekte Vertrieb immer wichtiger. So hat der Direktvertrieb von 2007 auf 2011 2,9% Marktanteile verloren, hält aber immer noch 60,6% des Markts. Wiederum gibt es jedoch starke regionale Unterschiede. Schweden z.B. ist ein Land in mit 71,6% Marktanteil Sanierung großgeschrieben wird, während Portugal mit 79,1% auf Neubau setzt.
Hoffnungsjahr 2013, aber nur für die Großen
Ab 2013 gibt es wieder einen Silberstreif am Fensterhorizont. Erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wird es wieder ein positives Wachstum geben. Allerdings können nicht alle Anbieter aufatmen. Durch steigende Rohstoffpreise geraten vor allem kleine Unternehmen stark unter Druck und kämpfen zunehmend ums Überleben.
Der IC-Market Forecast® ist eine regelmäßig durchgeführte Markt- und Branchenanalyse, wobei wesentliche Informationen für nationale und internationale Märkte erhoben und analysiert werden. Die Studie IC Market Forecast® Fenster in Europa 2012 (Umfang: ca. 80 Seiten plus Rohdaten in Form einer Excel Tabelle) ist bei Interconnection Consulting zum Preis von € 950,- pro Land erhältlich.