Tradition ist ein vielzitierter Begriff. Ein Unternehmen, dass wahrlich über traditionelle Wurzeln verfügt ist Nestle Fenster: Seit 390 Jahren werden Fenster gebaut. Und die 12. Generation, die Zwillingstöchter von Jürgen Nestle stehen bereits in den Startlöchern. Am Wochenende weihte das Unternehmen seinen Betriebsneubau ein.
Jürgen Nestle quälte die 190 Festgäste zur Einweihung des Betriebsneubaus nicht mit einem Rückblick auf die Firmengeschichte. Schließlich hätte er dann mit den Ereignissen aus dem 30-jährigen Krieg beginnen müssen, denn zu jener Zeit gründete Ulrich Nestle das Unternehmen im Schwarzwald als Glaserei und Barbier.
Vielmehr bezog er sich auf die aktuellen Ereignisse und dankte den Beteiligten, die es ermöglichten, den Neubau bereits nach 6 Monaten Bauzeit termingerecht seiner Bestimmung zu übergeben.
Nestle Fenster haben jetzt eine neue 1500m²-Produktionshalle für die Endmontage und für die PVC-Fensterfertigung, eine Kaltlagerhalle und einen Bürotrakt, der nach Feng-Shui Grundsätzen gestaltet wurde.
Parallel zum Neubau wurde im alten Betrieb ein neues Bearbeitungszentrum für die Holzfensterfertigung in Betrieb genommen (die GLASWELT berichtete). Nestle ist froh, dass die Anlage (BMB 900) von Homag sich zwischenzeitlich als wirkliches Highlight erweise – nach einigen Einfahr- und Erprobungsphasen, in der man nicht mehr an eine erfolgreiche Inbetriebnahme geglaubt habe.
Dass man mit dem Anlagenbauer Homag einen intensiven Austausch pflegt, liegt sicher auch an der räumlichen Nähe: die beiden Unternehmen sind keine 10 km voneinander entfernt.
Neben den Danksagungen wurde der Abend aber auch genutzt, die Zukunft des Unternehmens zu beleuchten: Nestle hob in seiner Rede hervor, dass das Fundament für den Fortbestand des Unternehmens gesichert sei: Seine beiden Töchter Janine und Annkathrin sind bereits seit 2008 im Betrieb. Nach einer kaufmännischen Ausbildung haben sie eine Lehre als Glaser- und Fensterbauer absolviert und auch die Weiterbildung zum Betriebswirt des Handwerks durchlaufen.
Auch produktmäßig habe man sich erneuert: Der Produktionsleiter Kunststoff und Bruder des Unternehmenslenkers, Ralf Nestle, stellte am Abend das neue 6-Kammer-Fenstersystem von Gealan (8000 IQ Plus) vor. Hierbei wird nun die Glasscheibe mit dem Flügel verklebt und das Profil ist auch mit einem Schaumkern im Flügel erhältlich. Dadurch lassen sich Passivhaus taugliche Werte erreichen. Dazu wurden das neue Haustürenprogramm "I am" und die Weiterentwicklungen beim Holzfenster vorgestellt.
Einen besonderen Höhepunkt des Abends lieferte der Homag-Gründer Prof. Gerhard Schuler. Der bald 85 jährige hob die Bedeutung des Unternehmens Nestle für die Homag hervor: „Schon 1998 haben Sie die erste Maschine von uns gekauft, obwohl wir damals noch kein spezieller Hersteller für Fenstermaschinen waren.“ Der rege Austausch zwischen Lieferant und Kunde sei dann auch der entscheidende Impuls für Homag gewesen, sich stärker auf die Herstellung von Fenstermaschinen zu fokussieren. Auch bei der 2006 erfolgten Konzipierung der zweiten Maschinenbestellung seien Nestles klar zum Ausdruck gebrachten Anforderungen sehr hilfreich gewesen und hätten zu wichtigen Entwicklungsschritten geführt – schließlich wollte der Fensterbauer einen vollautomatischen Ablauf und die doppelte Kapazität bei gleicher Qualität.
Schuler hob aber auch die Bedeutung der Vergrößerung des Betriebes hervor: „Was sie hier geschaffen haben, ist wirklich ein Grund zu feiern, denn eigentlich kann man hier von einer Verdoppelung der Betriebsfläche sprechen. Bei der Homag würde man so etwas heute nicht mehr bewältigen können.
Fast „unvorstellbar“ war für Schuler die Unternehmenstradition und die Integration der 12. Familiengeneration: „So etwas gehört ins Guinnessbuch der Rekorde. Sie bewältigen hier etwas, was ich persönlich bei der Homag leider nicht geschafft habe.“