Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Lärmschutz — eine Frage der Fensterwahl

Lärm zählt zu den größten und zugleich meistunterschätzten Umweltproblemen der heutigen Zeit. Insbesondere bauliche Lärmschutzvorkehrungen gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. Dabei ist eine effektive Schalldämmung nicht zuletzt eine Frage der richtigen Verglasung.

Unter dem diesjährigen Motto „Kostbare Ruhe – teurer Lärm“ machte der Tag gegen Lärm im April bereits zum 13. Mal mit zahlreichen Aktionen auf die zum Teil gravierenden Folgen aufmerksam, die durch dauerhaften Lärm entstehen können. Das sind nicht wenige: Allein in 19 Ländern Europas sind nach einer Schätzung der Europäischen Umweltagentur mindestens 41 Mio. Menschen Belastungen durch Straßenverkehrslärm ausgesetzt, die gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben können. Diese reichen von Konzentrationsproblemen bis hin zu lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kein Wunder also, dass sowohl im Wohn- als auch im Gewerbebau das Thema Schallschutz immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vor allem Fenster gelten, was die Schalldämmung bei Gebäuden angeht, häufig als Schwachstellen – zu Unrecht, denn auch hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.

Die Einstufung eines Fensters in eine der sechs Schallschutzklassen (SSK) nach VDI 2719 erfolgt in der Regel nach einer Baumuster- oder Eignungsprüfung, die in einem Labor durchgeführt wird. Diese Einteilung erleichtert die Auswahl des passenden Fensters in der Praxis erheblich. Schon in der Planungsphase lässt sich auf diese Weise das geeignete Fenster für die zu erwartende Lärmbelastung auswählen. So muss beispielsweise ein Fenster der SSK 3 im Prüfstand eine Schalldämmung von mindestens 37 dB erreichen. Fenster der höchsten Schallschutzklasse, der SSK 6, erzielen mittlerweile sogar Dämmwerte von mehr als 52 dB, was einer Lärmbelastung einer stark befahrenen Schnellstraße entspricht. Darin eingeschlossen ist eine „Reserve“, da die optimierten Bedingungen des Prüfstandes von der Realität leicht abweichen können.

Welche Schallschutzklasse im jeweiligen Fall die richtige ist, sollte idealerweise durch Schallmessungen vor Ort bestimmt werden.

Die Einstufung eines Fensters in eine der sechs Schallschutzklassen (SSK) nach VDI 2719 erfolgt nach einer Baumuster- oder Eignungsprüfung, die in einem Labor durchgeführt wird. - pilkington - © pilkington
Die Einstufung eines Fensters in eine der sechs Schallschutzklassen (SSK) nach VDI 2719 erfolgt nach einer Baumuster- oder Eignungsprüfung, die in einem Labor durchgeführt wird. - pilkington

Die einfachste Art, Fenster gegen Lärm zu dämmen, besteht darin, viel Glas zu verwenden. So hat eine 12-mm-Einfachscheibe einen Schalldämmwert von 34 dB, während eine 4-mm-Scheibe lediglich 29 dB erreicht. Auch der Scheibenzwischenraum lässt sich für die Schalldämmung nutzen, etwa durch dessen Vergrößerung oder durch das Einfüllen eines speziellen Gases. Bis vor einiger Zeit wurde hierfür das farb- und geruchlose Schwefelhexafluorid (SF6) verwendet, das mittlerweile jedoch in Deutschland und weiten Teilen Europas verboten ist. Der Grund: SF6 gilt als eines der schädlichsten aller Klimagase und trägt somit erheblich zum Treibhauseffekt bei. Und auch aus energetischen Gesichtspunkten ist das Gas nicht zu empfehlen: Die Befüllung mit SF6 führt bei Isolierfenstern zu einer deutlich verringerten Wärmedämmung.

Mittlerweile lassen sich auch ohne den Einsatz von SF6 hervorragende Schalldämmwerte erzielen. Zum Beispiel, indem man Gießharz-Verbundglas oder ein Schalldämm-Verbundsicherheitsglas verwendet. Die Funktionsweise ist in beiden Fällen die gleiche: Durch das sehr weich eingestellte Verbundmaterial werden die Einzelscheiben entkoppelt und die Schwingungen über einen weiten Frequenzbereich äußerst effektiv gedämpft. Mit anderen Worten: Die Scheibe schwingt weniger lange nach. Das Ergebnis kann sich hören lassen: „Durch die Verwendung von zwei Schalldämm-Verbundsicherheitsgläsern erreichen wir mittlerweile eine Reduzierung des Lärms von über 50 dB“, berichtet Christoph Troska, Leiter der Anwendungstechnik bei Pilkington. „Damit nähern wir uns den Grenzen des technisch Machbaren.“

In den oberen Schallschutzklassen setzen sich die modernen Schalldämm-Verbundgläser im Vergleich zu den Gießharzprodukten immer mehr durch. Das liegt unter anderem daran, dass diese als Bandmaß lieferbar sind und man mit ihnen zusätzlich eine Absturzsicherung erreichen bzw. Überkopfverglasungen realisieren kann.

Glashersteller wie Pilkington setzen auch in Zukunft verstärkt auf das Thema Schalldämmung. „Der Trend geht auch bei der Schalldämmung in Richtung Dreifach-Verglasung“, stellt Christoph Troska fest.

Hilfe bei der Auswahl des passenden Schalldämmglases finden Architekten und Bauplaner auf den Internetseiten von Pilkington. Unter www.pilkington.de bietet der „Sound Simulator“ in der Rubrik „Bauglasprodukte“ die Möglichkeit, unterschiedliche Gläser und ihre schalldämmende Wirkung praxisnah auszuprobieren. Das interaktive Tool zeigt, wie sich der Umgebungslärm durch den Einsatz verschiedener Gläser reduzieren lässt. Architekten und Bauplaner können sich auf diese Weise praxisnah darüber informieren, welches Schalldämmglas für ihren konkreten Anwendungsfall am besten geeignet ist.

www.ennah.eu (Europäisches Netzwerk für Lärmforschung)

www.euro.who.int (Richtlinien der WHO und aktuelle Forschungsübersicht)

www.pilkington.de (Informationen über Schalldämmgläser und Möglichkeit zum interaktiven Test mit dem „Sound Simulator“)

www.tag-gegen-laerm.de (Informationsseite zum International Noise Awareness Day 2010)