3 Sterne für mehr Sicherheit: Eine gemeinsame Initiative von Sicherheitsexperten hat jetzt ein neues Klassifizierungszeichen vorgestellt, welches für den Endverwender leichter zu durchschauen sein soll.
„Den höchsten Stellenwert, wenn es um die Sicherung des Gebäudes geht, hat unverändert die mechanische Sicherungstechnik. Qualitativ hochwertige Elemente sind die Grundvoraussetzung für alle weiteren Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit. Der Schließzylinder stellt dabei das Herzstück des Systems dar“, so Stephan Schmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes der Schloss- und Beschlagindustrie in Velbert.
Um hier mehr Sicherheit zu schaffen, haben sich die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen, der BHE (Bundesverband der Hersteller und Errichter), die Verbände interkey und BSD sowie VdS (Vertrauen durch Sicherheit) und Fachverband der Schloss- und Beschlagindustrie zusammengesetzt. Begrüßt wird die Initiative auch vom GDV – dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.
Steigende Einbruchzahlen
Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat bei sonst insgesamt rückläufiger Kriminalität in 2010 um 6,6 % auf 121.347 registrierte Fälle zugenommen. Gestiegen sind ebenfalls die Diebstahlkriminalität und schwere Diebstähle aus Banken, Sparkassen, Postfilialen - rund 25,6 % mehr Delikte wurden hier gezählt. Aktuelle Zahlen für NRW weisen für 2011 nochmals einen Anstieg von 12,5 % bei Wohnungseinbrüchen aus, hier würden vor allem Banden, welche planmäßig Wohngebiete ausspähen und aufsuchen, aktiv sein.
Nur 16 % der Wohnungseinbrüche bzw. 23 % der Einbrüche in Gewerbeeinheiten werden aufgeklärt.
Diese Zahlen würden zeigen, wie entscheidend es ist, gegen alle Tätergruppen einen wirksamen Schutz sicherzustellen. Dabei ist das gesamte Gebäude unter die Lupe zu nehmen, um alle Schwachstellen abzusichern. Eine zentrale Stelle bildet die Haustüre insgesamt und dabei besonders der verwendete Schließzylinder.
Normatives Durcheinander
Während Normen an sich dazu dienen, technische Sachverhalte klar zu regeln, ist bei der Normierung von Schließzylindern nahezu das Gegenteil der Fall: die europäische Norm EN 1303 beinhaltet ein Klassifizierungssystem, welches in einem 8-stelligen Zahlencode es selbst dem Fachmann kaum möglich macht, anhand des „Klassifizierungsschlüssels“ eine klare Zuordnung vorzunehmen. Ferner ist auch die nationale Norm DIN 18252 nötig, um Maße und nationale Kurzzeichen zu definieren. Wenn es um Sicherheit geht, haben sich die Klassen des VdS durchgesetzt, welche aber mit der Verwendung der Buchstaben A, B, C, den Zusätzen Z für Ziehschutz und + für Eignung bei Schalteinrichtungen ebenfalls nicht besonders handlich sind. Ergebnis ist nun ein achtstelliger Zahlencode nach EN 1303, eine Kurzbezeichnung nach DIN 18252 und schließlich noch ein VdS-Kürzel, z. B. BZ+.
Um hier eine besonders für den Endverwender durchschaubare Kennzeichnung zu schaffen, haben sich die Hersteller von Schließzylindern gemeinsam mit VdS der Aufgabe gestellt, eine marktfähige Kennzeichnungssystematik zu erarbeiten. Diese soll einfach verständlich und eindeutig sein, aber auch das bisherige Spektrum abdecken. Nach einiger Beratung erfolgte recht rasch die Entscheidung, eine 3-Sterne-Kennzeichnung zu wählen, zumal es etwas Vergleichbares in den Niederlanden mit großem Erfolg gibt.
Klarheit durch Sternsystem und Risikorechner
„3 Sterne für mehr Sicherheit“ stelle eine griffige, verständliche Kennzeichnung dar, welche die bisherigen VdS-Anforderungen beinhaltet. Dabei biete
- * Stern: Hochwertige Schließzylinder für normale Gefährdungssituationen
- ** Sterne: Hochwertige Schließzylinder für erhöhten Schutz mit besonderen Eigenschaften
- ***Sterne: besondere Schließzylinder bei hohem Schutzbedürfnis.
Um die Auswahl zu erleichtern, biete VdS dem Infoportal www.vds-home.de ein webbasiertes Risikotool an. Damit kann der Nutzer eine erste Analyse seiner Gefahrensituation vornehmen. Parameter wie Nachbarschaftssituation, Einsehbarkeit, Lage, Gebäudeeigenheiten oder eigenes Schutzbedürfnis würden einen Einstieg in die Thematik schaffen. „Vielfach sind dem Nutzer die Zeichen, welche sein Objekt für einen Einbrecher interessant machen, nicht bekannt, so Thomas Urban vom VdS.“ Der Risikorechner schafft hier ein Bewusstsein, ersetzt aber nicht die Beratung durch die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen oder ein Sicherheitsfachgeschäft.
Die Branche rechnet mit einem Erfolg des 3-Sterne-Systems, zumal VdS künftig auch die Ergebnisse des Prüfinstitutes in Velbert (PIV) anerkennt. Hierdurch werde auch für die Hersteller eine zusätzliche Vereinfachung geschaffen. Das System sei für alle Hersteller offen und schaffe somit keine Marktbeschränkung. Ab dem 01. Juli 2012 werden die Schließzylinder „scharf geschaltet“.