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ifo Institut: Neubau-Bereich erholt sich und Nicht-Wohnbau stagniert

Auf einer Pressekonferenz zur BAU 2009 wagte Erich Gluch, am ifo Institut für Wirtschaftsforschung zuständig für den Bereich Branchenforschung eine Prognose für die Bauwirtschaft bis 2015. Im Folgenden lesen Sie seine Ausführungen

In Deutschland verlief die Baunachfrage in den letzten Jahren bei weitem nicht so stürmisch wie in den meisten europäischen Ländern. Dies trifft vor allem auf den Wohnungsbau zu. Hier kam es 2006 – nach einer 6-jährigen Schrumpfungsphase – allerdings zu einer äußerst positiven Entwicklung (+5,6%). Verantwortlich hierfür waren Vorzieheffekte aufgrund der Streichung der Eigenheimzulage im Neubau sowie weitere Vorzieheffekte, bedingt durch die drastische Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19% ab 1. Januar 2007. Die Wohnungsbautätigkeit wird mittlerweile ganz stark von Bestandsmaßnahmen dominiert. Diese Entwicklung dürfte im gesamten Prognosezeitraum (bis 2010) anhalten.

Mittelfristig dürften sich beim Neubau jedoch wieder positive Aspekte durchsetzen. Sowohl von der Entwicklung der Einkommen als auch der staatlichen Förderung sind zwar auch in den nächsten Jahren nur geringe stimulierende Effekte zu erwarten. Dafür verläuft die demographische Entwicklung deutlich günstiger als in den letzten Jahren. So hat sich die für den Erwerb bzw. den Erstbezug von Wohnungen besonders wichtige Altersgruppe der 25- bis 35-jährigen zwischen 1995 und 2005 von rund 14 auf nur noch rund 9½ Millionen verringert. Dies war eine erhebliche Bremse für die Wohnungsnachfrage, die nun in den nächsten Jahren nicht mehr wirken wird. Die Zahl der 25- bis 35- jährigen wird nämlich bis 2015 auf rund 10½ Millionen steigen.

Im gewerblichen Bau kann auch in diesem Jahr ein deutliches Plus von rund 5% erwartet werden – nachdem die Baunachfrage in diesem Teilsegment bereits 2006 und 2007 um jeweils rund 5% gesteigert wurde. Die weltweite Wachstumsverlangsamung, ausgelöst durch die globale Finanzkrise, wird die stark export-orientierte deutsche Industrie dämpfen. Aber auch im Dienstleistungssektor, vor allem bei Banken und Versicherungen, dürfte eher Personal abgebaut werden. Trotz weiterhin hoher Auftragseingänge muss 2009 mit einem leichten Rückgang der Bautätigkeit gerechnet werden, 2010 dürfte allerdings wieder ein Anstieg um 1% erfolgen.

Auch im öffentlichen Sektor wird die Baunachfrage in diesem Jahr um knapp 5% zulegen. Seit 2004 sprudeln die Gewerbesteuereinnahmen wieder stärker. Und diese fließen nahezu ausschließlich in die Kassen der Kommunen, die fast zwei Drittel der öffentlichen Baumaßnahmen bestreiten. Dennoch steigerten die öffentlichen Hände erst ab 2006 ihre Investitionstätigkeit. Davor war für die meisten Gebietskörperschaften Schuldentilgung zur Verbesserung ihrer Haushalte dringend geboten. Durch die Stützungsaktionen für angeschlagene Banken ist die staatliche Verschuldung jedoch innerhalb
kürzester Zeit wieder rapide angestiegen. Die verschlechterte Haushaltssituation wird sich auch bei der zukünftigen Baunachfrage bemerkbar machen. Die vielen Projekte, die bereits im Bau sind, werden jedoch einen abrupten Einbruch verhindern, so dass – nach +0,50 %  in 2009 – in 2010 mit Stagnation im öffentlichen Bau zu rechnen ist.

 

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