Im vergangenen Jahr verzeichnete das europäische Bauvolumen einen Rückgang um rund 2,5 Prozent. Für 2009 rechnen die 19 Euroconstruct-Institute, darunter auch das Münchner ifo Institut, mit einem noch dramatischeren Rückgang von ca. 4,5 Prozent. Erst ab 2011 dürfte sich die Nachfrage wieder beleben.
Verantwortlich für die europäische Baukrise ist vor allem die Nachfrageschwäche im Wohnungsbau. Diese Bausparte wird, nach dem bereits schwachen Jahr 2008 (- 7 Prozent), auch in diesem Jahr mit einem erneuten Rückgang von 7 Prozent weiter an Schwung verlieren. Besonders extrem verläuft dabei die Entwicklung in Spanien und Irland. In diesen beiden Ländern wird sich das Wohnungsbauvolumen allein in den Jahren 2008 und 2009 halbieren.
Nach stürmischen Wachstumsjahren 2003 bis 2007 folgt nun der schwerste Einbruch der letzten Jahrzehnte. "Eine Abschwächung der europäischen Baunachfrage im Jahr 2008 hätte durchaus ins Bild eines normalen Konjunkturzyklus' gepasst", erklärt Erich Gluch, Euroconstruct-Experte am Münchner ifo Institut, "und wäre daher nicht weiter verwunderlich gewesen." Die internationale Finanzkrise trage jedoch darüber hinaus ganz erheblich zu einer Verstärkung des kräftigen Abschwungs in der Baubranche bei.
Lichtblick bleibt der europäische Tiefbau, der seit 1997 pro Jahr um durchschnittlich 2 Prozent anstieg. Die Euroconstruct-Experten gehen sogar davon aus, dass sich im Durchschnitt aller 19 analysierten Länder das Tiefbauvolumen 2010 und 2011 um jeweils rund 3,5 Prozent erhöhen wird.
Eine wirklich positive Entwicklung ist in den nächsten Jahren nur in den vier in der Euroconstruct-Gruppe vertretenen osteuropäischen Ländern (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) zu erwarten. Dort dürfte die Bautätigkeit bis 2011 im Durchschnitt um ca. 8,5 Prozent pro Jahr zunehmen.