Zum alljährlichen Treffpunkt der Fensterbranche zog es am 7. und 8. Oktober 2010 wieder fast 1000 Fachleute nach Rosenheim. Ein roter Faden zog sich durch das zweitätige Tagungsprogramm: Fenster auf dem Weg in die nachhaltige Zukunft. Mehr zur Tagung mit Fotos:
Auch die Finanzwelt ist auf das Thema Nachhaltigkeit aufgesprungen, denn „immer, wenn es etwas zu verdienen gibt, ist die Börse mit dabei“, so Dr. Christine Bortenlänger von der Bayrischen Börse, die in ihrem Vortrag auf den Fenstertagen auf diesen Börsentrend einging. Leider würde der Mittelstand dieses Themenfeld viel zu wenig selbst vermarkten. Diese Gruppe wirtschafte schon immer unter Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten, spreche aber viel zu wenig darüber, so ihre Kritik.
Ift-Institutsleiter Ulrich Sieberath verwies in seinem Plenumsbeitrag darauf, dass es um mehr ginge, als nur energiesparende Fenster herzustellen. „Green Building“, Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und Umweltschutz sind die wichtigsten Aufgaben, denen sich die Baubranche in den nächsten Jahren stellen muss – und das gelte für die Herstellung, die Nutzung und das Recycling der Produkte. Dabei müsse man derzeit auch mit einem Standortnachteil leben: In Deutschland sei man sehr stark auf die Förderung regenerativer Energien fokussiert. Die Möglichkeiten zur Energieeinsparung werden da allzu oft nur am Rande betrachtet. In diesem Zusammenhang forderte er auch noch einmal die Politik auf, an der Verstetigung der KfW-Förderung zur Gebäudesanierung nicht zu rütteln.
Da die U- und g-Werte als bekannte Kenngrößen nicht mehr ausreichen würden, Bauelemente richtig zu bewerten, will sich Sieberath für ein neues „Energy-Label“ einsetzen, das den Endverbraucher zielgenauer informieren soll. Das ift sei der Auffassung, dass das System praktikabel sein muss und eine Charakterisierung der Fenster – unabhängig vom Verwendungszweck – ermöglichen müsse. Deshalb bestimme sein Ansatz die Gewinne und Verbrauche auf Heiz- und Kühltage bei definierten Randbedingungen und unterscheide dann nach den verschiedenen Einsatzregionen der Fenster in Europa. Zur BAU in München will man dann bereits ein fertiges Konzept vorstellen und hofft, dann auch bereits klassifizierte Produkte vorstellen zu können.
Auf dem Fenstertagen wurde vielen Teilnehmern klar: Planung, Anforderungen, Konstruktionen und Nachweisverfahren werden komplexer, und mit Nachhaltigkeits-Zertifikaten wird ein gänzlich neues Bewertungsverfahren im Baubereich eingeführt. Dabei werden wohl für kleinere Betriebe die Hürden größer sein, denn der Aufwand ist für alle gleich und größere Unternehmen können die Kosten auf mehr Umsatzträger verteilen.
Ein Vortrags-Highlight waren die Ausführungen von Rainer Feldmann, der als externer Sachverständiger die KfW-Bankengruppe berät und begleitet. Seine Kernaussage: Bei Überprüfungen der energetischen Bedarfsberechungen seitens der KfW seien gravierende Mängel bei der Antragserstellung und auch bei den Bauausführungen aufgetreten. „Abweichungen vom ursprünglichen Konzept sind da eher die Regel als die Ausnahme.“ Aus diesen Gründen plane die Förderbank eine Ausweitung der Vor-Ort-Kontrollen. Man überlege auch, ob man ein Zertifizierungssystem für Energieberater einführen müsse. Zur Kreditvergabe erklärte Feldmann: Die Anforderungen würden wohl nicht weiter verschärft werden, aber die Qualitätsabfragen würden deutlich strenger gehandhabt werden.
In insgesamt 30 Vorträgen und Workshops berichteten Experten – vor allem Ingenieure des ift Rosenheims – über ihr Fachgebiet.
In der Pressekonferenz berichtete der kaufmännische Geschäftsführer des ift, Dr. Jochen Peichl, über die finanzielle Situation des Instituts: Im laufenden Geschäftsjahr werde mit einem Umsatz von 14,5 Mio. Euro gerechnet, dass ein Plus gegenüber dem Vorjahr von über 4 Prozent bedeute. Er sehe als zusätzliche Geschäftsfelder das Internet und Software-Angebote.
Sieberath ging in der Pressekonferenz auf die aktuelle Umbauphase im ift ein: „In den letzten sechs Jahren wurde die Mitarbeiterzahl verdoppelt. Mit nunmehr 170 Mitarbeitern, davon ca. 120 Ingenieure, Physiker und Techniker war eine Erweiterung der Büroflächen dringend notwendig. Es sollte aber nicht nur ein reiner Zweckbau sein, denn als führendes Brancheninstitut wollte das ift Rosenheim zeigen, was moderne Fenster-, Fassaden- und Glastechnik heute leisten können, um den Energieverbrauch zu reduzieren und den Wohn- bzw. Nutzungskomfort zu verbessern.“
Daniel Mund