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glasstec 2010: Die Investitionsbereitschaft steigt wieder

Nach wirtschaftlich schwierigen Zeiten herrsche wieder Aufbruchstimmung in der Glasbranche, so der Tenor der Messeveranstalter. Insgesamt besuchten rund 45.000 Fachleute die glasstec und die solarpec, viele von ihnen mit Blick auf neue Anschaffungen.

Weiter im Aufwind: Solaranwendungen für die Fassade. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Weiter im Aufwind: Solaranwendungen für die Fassade. - Matthias Rehberger, GLASWELT
Drei Dinge prägten die glasstec 2010: erstens die steigende Investitionsbereitschaft war zu spüren, zweitens bei den Produkten war eher eine Verbesserung bei den Details zu sehen, weniger bahnbrechende Neuheiten, und drittens gab es mehr Besucher aus dem Ausland. Generell war die Stimmung positiv, man spürte, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts geht. Mit nur vier Messetagen lagen die Besucherzahlen rund 20 Prozent hinter der letzten Messe zurück

Dass die Investitionsbereitschaft steige, hörten auch die Redakteure der GLASWELT Daniel Mund und Matthias Rehberger von zahlreichen Ausstellern. Interessant war beispielsweise die Einschätzung von Andreas Dürrstein von Bottero: „Bei vielen Unternehmen gab es in den letzten Jahren einen Investitionsstau. Die Verarbeiter müssen in den nächsten fünf aufrüsten, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Bei ihm am Stand seien viele Unternehmen gewesen, die bereits konkrete Vorstellungen in Sachen Investitionen hätten. Auch wurden bei ihm am Stand interessante Aufträge geschrieben.

Positives Feedback von Seiten der Verarbeiter bekam auch die Firma Hegla: Dazu Geschäftsführer Manfred Vollbracht: „Das Interesse an durchgängigen Produktionsprozessen steigt. Wir haben eine durchgängige Fertigungslinie und die Möglichkeiten zur Fertigungsoptimierung in mittleren und kleineren Betrieben gezeigt, das hat den Besuchern gefallen.“

Deutsche Verarbeiter noch etwas zurückhaltend
Gerade bei den deutschen Verarbeitern so Matthias Heidkrüger vom Maschinenanbieter Otto Glastechnik hätte es viel mehr Anfragen als sonst gegeben. Dennoch, bei den hiesigen Firmen spüre man in Sachen Investitionen zwar den Willen, oft aber auch die angezogene Handbremse, wenn es dann wirklich an die Anschaffung gehe. Er konnte auf eine Reihe von Abschlüssen auf der Messe verweisen, rechne darüber hinaus mit einem guten Messenachgeschäft. Ähnliches bestätigten auch viele weitere Aussteller.

Direktschaltung vom Lisec-Stand in Düsseldorf zu Winterglas in Österreich, wo man die Maschinen live bei der Arbeit sehen konnte. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Direktschaltung vom Lisec-Stand in Düsseldorf zu Winterglas in Österreich, wo man die Maschinen live bei der Arbeit sehen konnte. - Matthias Rehberger, GLASWELT
Die Messe konnte diesmal mehr ausländische Besucher begrüßen. Das zeigt sich unter anderem in den Ergebnissen der Besucherbefragung zu glasstec und solarpeq: Weit mehr als die Hälfte der Besucher reiste aus dem Ausland an. Ein deutlicher Zuwachs konnte bei Glasspezialisten aus Nord- und vor allem Südamerika verzeichnet werden.

Mehr Internationalität spürte auch Heinz Teupen, Chef von TGT. Von seinem Stand wurden direkt Geräte nach Australien verkauft und selbst ein kleiner Glaser betrieb aus Südafrika waren auf seinem Stand: „Seit acht Jahren komme ich auf die glasstec, für mich war es die beste Messe überhaupt. Insbesondere das internationale Publikum war ab dem ersten Tag stark vertreten. Am ersten Tag schauen, am zweiten Tag nochmals prüfen und dann kaufen. Diesen Trend sehe ich konstant zunehmen.“ Jedoch vermisste Heinz Teupen viele Glasereien und Handwerker aus Deutschland, die wären meist am Samstag gekommen.

4 Tage Messe – pro und contra
Was die Verkürzung der Messedauer um einen
auf vier Tag anging, gab es zwei Meinungen: Die einen Aussteller waren zufrieden und meinten, gerade bei den Nebenkosten lies sich mit nur vier Tagen gutes Geld einsparen und man sei froh, auf den „Familientag“ am Samstag verzichten zu können. Dazu Stefan Heuser von TGI: Wer es an 4 Tagen nicht schafft, schafft es an 5 Tagen auch nicht.“

Demgegenüber standen andere Unternehmen, die den Samstag als weiteren Messetag begrüßt hätten. Dazu Peter Böhner von Hegla: „Wir hätten den Samstag noch gerne mitgenommen, da an diesem Tag viele, insbesondere kleinere Handwerker, immer auf die Messe gekommen sind. Ähnliches hörte man auch beim Maschinenhersteller For.El. Gerade am Samstag wären früher viele Anlagenführer und Maschinenbediener vor Ort gewesen, um sich detailliert über die neue Maschinentechnik zu informieren. Diese wären in ihrer Freizeit gekommen, jedoch für den Messebesuch unter der Woche hätte sie keine Zeit gehabt. Auch Unternehmen, die direkt auf der Messe viele Produkte an Handwerker verkaufen, vermissten den fehlenden Tag am Wochenende.

Und was die Besucherzahlen insgesamt angeht waren es an den vier Messetagen diesmal nur rund 45.000 gegenüber 55.000 in 2008.

Messe Highlight - 18-Meter-ISO
Dietmar Henze (li.) und Matthias Zander, beide von Henze Glas, präsentierten größte ISO-Scheibe Europas (Länge 18 Meter) gefertigt - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Dietmar Henze (li.) und Matthias Zander, beide von Henze Glas, präsentierten größte ISO-Scheibe Europas (Länge 18 Meter) gefertigt - Matthias Rehberger, GLASWELT
Publikumsmagnet war erneut die Sonderschau „glass technology live“, die von Prof. Stefan Behling und seinem Team des Instituts für Baukonstruktion der Uni Stuttgart organisiert wurde und einen spannenden Blick in die Glaszukunft warf. Besondere Attraktionen waren ein 21 m lange Glasträger von Glas Trösch sowie die mit 18,00 x 3,30 m größte Isolierglasscheibe Europas.

Die GLASWELT traf sich vor Ort mit Dietmar Henze und Matthias Zander, beide von Henze Glas, die Firma, die Europas größte ISO-Scheibe (18,00 x 3,30 m) gefertigt und auf der Sonderschau präsentierten. Auf die Frage, warum sein Unternehmen eine solche Scheibe gefertigt habe, meinte der geschäftsführende Gesellschafter Henze: „Ich bin seit 45 Jahren in der Brache, jetzt wollte ich zeigen, was beim ISO möglich ist und unterstreichen, wie man als Mittelständler Grenzen publikumswirksam überschreiten kann.“

Moderne Gebäudehüllen aus Glas waren ebenfalls zentrales Thema in dem der glass technology live benachbarten FassadenCenter, das wichtige Unternehmen und Verbände zum Thema gebündelt präsentierte. Auch das begleitende Symposium zur Sonderschau mit über 60 Vorträgen war sehr gut besucht.

Rahmenprogramm erfuhr guten Zuspruch
Prof. Jens Schneider von der Uni Darmstadt war Mitorganisator und Referent der Konferenz "engineered transparency". - Messe Düsseldorf - © Messe Düsseldorf
Prof. Jens Schneider von der Uni Darmstadt war Mitorganisator und Referent der Konferenz "engineered transparency". - Messe Düsseldorf
Das umfangreichere Rahmenprogramm der glasstec wurde insgesamt sehr gut angenommen. So verbuchte die Premiere der in Kooperation mit den TUs Dresden und Darmstadt ausgerichteten Konferenz „engineered transparency“ mit den Themen Glas, Fassade und Solar mehr als 200 Teilnehmer aus 22 Ländern.

Weitere Punkte des Rahmenprogramms waren der Architektenkongress zum Thema „Glas ist Energie“ mit über 300 Teilnehmern sowie die Glaskunstausstellung „glass art“ mit der Präsentation von mehr als 300 Exponaten internationaler Künstler. Abgerundet wurde das Angebot durch ein Seminarprogramm für das Glaserhandwerk sowie den internationalen Autoglaserwettbewerb mit deutscher Vorausscheidung.

Hans Werner Reinhard, der stellvertretender Geschäftsführer der Messe Düsseldorf unterstrich im Schlussbericht der Messe, dass die glasstec ihre Rolle als wichtigster internationaler Treffpunkt der Glasbranche bestätigt habe. Das mag stimmen. Dennoch machen sich die neuen Glasmessen in Asien auch hierzulande bemerkbar.
Matthias Rehberger

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