Nach einem deutlichen Umsatzeinbruch im Krisenjahr 2009 ist die Kunststoff verarbeitende Industrie mit ungeahntem Tempo wieder auf ihren bisherigen Wachstumskurs zurückgekehrt. Jetzt sorgt sich die Branche aber, wie sie künftig ihren Fachkräftebedarf decken soll.
Mit einem Zuwachs von rund 15 Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres 2010 trägt die Branche nachhaltig zum wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland bei. Im Vorfeld der am 27. Oktober 2010 in Düsseldorf beginnenden Leitmesse der Kunststoffindustrie, der „K“ 2010, sorgt sich die Branche jedoch darum, wie sie zukünftig ihren Bedarf an Fachkräften decken soll. Denn bereits heute hat laut einer Umfrage des Gesamtverbandes Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) nahezu ein Viertel der Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Bewerber für die freien Ausbildungsplätze für den Branchenberuf Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik zu finden. Diese Entwicklung wird sich nach Einschätzung der Experten in den kommenden Jahren zu einer Gefahr für die boomende Industrie ausweiten.
Jährlich werden in der Kunststoff verarbeitenden Industrie zwischen 2.000 und 2.500 Ausbildungsplätze zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik angeboten. Für das Ausbildungsjahr 2010/2011 konnten viele der offenen Stellen jedoch nicht besetzt werden.
Rund 80 Prozent der betroffenen Unternehmen nannten die geringe Eignung der Bewerber für die anspruchsvolle Tätigkeit des Verfahrensmechanikers als Hauptgrund hierfür. Verfahrensmechaniker steuern und richten Maschinen ein, die unterschiedliche Erzeugnisse aus Kunststoff wie zum Beispiel Kunststoff-Fensterrahmen produzieren. Der Beruf setzt dabei vor allem sehr gute Kenntnisse in naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Mathematik, Physik und Chemie sowie technisches Verständnis voraus.
Der GKV fordert die Politik daher auf, sich verstärkt damit zu beschäftigen, wie Schulabgänger besser auf eine Tätigkeit in technischen Berufen vorbereitet werden können.
Laut GKV wird sich der Mangel an geeigneten Bewerbern auf die Kunststoff verarbeitende Industrie stärker als auf andere Branchen auswirken. Schließlich erwarten die Experten für diesen Industriezweig ein enormes Wachstum, da Kunststoff in immer mehr Bereichen zu einem wichtigen Werkstoff wird. Daraus folgt ein höherer Bedarf an gut qualifiziertem Personal, dem der demographische Wandel mit sinkenden Schulabgängerzahlen und gleichzeitig steigenden Zahlen bei den Renteneintritten von Facharbeitern gegenübersteht.
Daher wird gerade für die Kunststoff verarbeitende Industrie prognostiziert, dass die Schere zwischen angebotenen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und der Bewerberzahl in den kommenden Jahren immer weiter auseinanderklaffen wird.
Doch nicht nur die Politik sieht der Verband in der Pflicht, um ausreichend Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen, sondern auch die Unternehmen der Branche. Gilt es doch, den relativ wenig bekannten aber mit guten Perspektiven ausgestatteten Beruf des Verfahrensmechanikers bekannter zu machen und in die Köpfe der immer geringer werdenden Zahl von Schulabgängern zu tragen.
Auf der weltgrößten Kunststoffmesse „K“, die vom 27. Oktober bis 03. November 2010 in Düsseldorf stattfindet, setze der GKV diese Forderung bereits um, heißt es. Unter seiner Federführung wurde gemeinsam mit anderen wichtigen Organisationen und Lehreinrichtungen der Kunststoffindustrie die Kunststoff-Ausbildungsinitiative „kai“ ins Leben gerufen. „kai“ vernetzt die Veranstaltungen der Initiatoren GKV, PlasticsEurope Deutschland e.V., des Verbandes Deutscher Ingenieure e.V., des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V., des kunststofflandes NRW, des Instituts für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen und der Dr. Reinold Hagen Stiftung zu einem spannenden Programm, das Jugendliche für einen Beruf in der Kunststoffbranche begeistern soll. Unter www.gkv.de kann das detaillierte Programm von „kai“ eingesehen werden.