Die Veredlungsprofis von Döring Glas produzieren seit 1951 gebogenes Glas. Heute vermarktet das Unternehmen, das zur Saint-Gobain Deutsche Glas gehört, seine Produkte weltweit. Fassadenscheiben der Berliner Glasbieger kommen aktuell bei zwei interessanten Projekten in Dublin und in Wien zum Einsatz.
Das einprägsamste Merkmal des neuen Kongresszentrums ist seine stark geneigte, zylindrisch gebogene Glasfassade, die von dem bekannten Fassadenbauer Waagner-Biro Stahlbau AG, Wien, gefertigt wird. Die rund 50 Meter hohe, freitragende Konstruktion erstreckt sich über neun Ringelemente sowie drei Ebenen in der Lobby. Döring Glas lieferte hierfür insgesamt 2300 m² gebogenes Glas. Die großformatigen Scheiben (bis zu 2000 x 5200 mm) haben ein Einzelgewicht von bis zu 600 kg. Hierbei kamen neben einer großen Anzahl von rechteckigen Glaselementen auch eine Reihe von Modellscheiben zum Einsatz. Die schwierige und außergewöhnliche Montage der Scheiben in großer Höhe konnte nur mithilfe einer am Drehkran hängenden Saugbatterie (Hebekraft 1t) bewältigt werden. Zusätzlich wurden die Montagearbeiten von spezialisierten Industriekletterern unterstützt.
Die Verglasung des Kongresszentrums ist mit einer neutralen High-Performance-Sonnenschutzbeschichtung bestückt, die sowohl Sonnenschutz als auch Wärmeschutz bietet. Denn der Bauherr verlangte eine hochwertige Verglasung mit niedrigem Ug-Wert, hoher Lichtdurchlässigkeit und niedrigem g-Wert. Für die erforderliche bauaufsichtliche Zustimmung im Einzelfall führte Döring Glas Kugelfallversuche und Nachweise zur Resttrag- und Standfähigkeit in einer ausgedehnten Versuchsreihe durch.
Büro-Hochhaus in Wien
Die geschwungene Grundform des Hochhauses weitet sich nach oben aus, weshalb die Realisierung der geneigten Glasfassade großes Können vom Fassadenbauer und von den Glasbiegern aus Berlin erforderte: 132 geometrische Modellscheiben mit einer Größe von bis zu 1500 x 4000 mm wurden für das Bauvorhaben gefertigt. Besondere Anforderungen bei der Herstellung der gebogenen Gläser stellte die Ermittlung der exakten Formen und Biegeachsen dar.
Bei den gebogenen Scheiben handelte es sich zwar „nur“ um zylindrische Biegungen, aber die hatten es in sich: Um die Einbausituation einer kegelförmigen Biegung nachzubilden, mussten die Gläser in trapezförmige Glaszuschnittsformen gebracht werden, mit teilweise einseitigen geraden Verlängerungen sowie Modellschnitten in Form von zwei Segmentbögen an den gegenüberliegenden Seiten. Die Passgenauigkeit der Scheiben konnte nur mit modernster digitaler Vermessungstechnik geprüft werden. Mithilfe eines Proliners, einem speziellen digitalen Aufmassgerät, wurde jede Scheibe vor dem Versand digital vermessen.
Die Gläser der Bürofassade basieren auf zwei VSG-Einheiten, die absturzsichernd wirken und mit Sonnenschutz-, Wärmeschutz- und Schallschutzeigenschaften sowie mit einem Siebdruck ausgestattet sind. Die Ganzglasfassade ist nicht nur optisch ein Blickfang, sie beeinflusst auch positiv auf die Energiebilanz des Gebäudes.
Spezialgläser auch für Berlin
Die von Gnädinger Architekten gestaltete Fassade soll an die Struktur von Muskelfasern erinnern – organisch geschwungene Bänder und Glas wechseln sich ab. Döring belieferte das Bauvorhaben mit zylindrisch gebogenen Isoliergläsern mit geschliffenen Kanten und eingesetzten U-Profilen. Die maximalen Glasformate betragen bis zu 2200 mm x 3400 mm, manche der Gläser besitzen einen Biegewinkel von bis zu 110°.
Bereits etwas länger fertig gestellt ist das Berliner Upper Eastside Gebäude. Gleich drei renommierte Architekturbüros entwickelten das Gebäudeensemble an der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden: Gerkan, Marg und Partner, Augusto Romano Burelli sowie Kahlfeldt Architekten entwarfen die fünf Häuser an Berlins beliebtester Flaniermeile mit dem Anspruch, die typische Berliner Baukultur zeitgemäß zu interpretieren. Die insgesamt 58.000 m2 dienen als Einzelhandels-, Büro- und Wohnfläche. Die Berliner Glasprofis lieferten bei diesem Projekt gebogene Sonnenschutzgläser für eine Tonnendachverglasung. Eingebaut wurden dort 170 zylindrisch gebogene Verbundsicherheitsgläser (16/2 mm) mit umlaufend fein justierten Kanten, insgesamt belief sich die Glasfläche auf rund 510 m².