Die Fensterhersteller in Deutschland verzeichnen eine positive Sonderkonjunktur und können fast als “krisenfreie Zone“ bezeichnet werden, so ein Ergebnis einer Forsa-Umfrage, die vom Baubeschlagsspezialisten Roto in Auftrag gegeben und heute präsentiert wurde.
Der deutschen Fenster- und Türenbranche dürfte es wie bisher auch weiter gelingen, sich von der gesamtwirtschaftlichen Rezession im Inland beinahe abzukoppeln. Obwohl der Fensterbeschlagshandel Lage und Perspektiven etwas skeptischer einschätzt, zeigt er sich ebenfalls überwiegend in stabiler Verfassung. Außerdem scheint der mittelständische Wirtschaftszweig für den Fall gut gerüstet zu sein, dass ihn die Krise doch noch nachhaltig trifft. Während die Unternehmen die staatlichen Konjunkturpakete per saldo als nützlich und richtig einstufen, beklagen sie zum Teil eine stark restriktive Praxis bei Kreditversicherern. Mit Blick auf den Verlauf der generellen Wirtschaftskrise ziehen die Firmen eine klare Trennlinie zu ihrer eigenen (relativ günstigen) Situation. Diese Quintessenz ergibt sich aus einer qualitativen Exklusivstudie, die das forsa-Institut im Auftrag der Roto Frank AG durchführte. Damit verfügen Branche, Marktpartner und Öffentlichkeit erstmals über neutrale, fundierte und umfassende „Krisen-Informationen“, hob der schwäbische Bauzulieferer Ende August 2009 während einer Pressekonferenz hervor.
Die „weitgehende Krisenresistenz“ zeige sich zunächst bei der Umsatzsituation. Der Studie zufolge musste seit Herbst 2008 lediglich ein Fünftel der Unternehmen Einbußen von meist weniger als 10 % verkraften. Vor allem Fenster- und Türenhersteller seien von der Krise praktisch überhaupt nicht betroffen: 53 % melden einen unveränderten und 42 % sogar einen gestiegenen Umsatz.
Auch auf der Ertragsseite musste die Branche laut forsa der Krise bisher mehrheitlich keinen Tribut zollen. 42 % der Betriebe berichten danach über eine seit Herbst 2008 unveränderte und 31 % sogar über eine bessere Ertragslage. Die Parallele zur Umsatzbetrachtung: Fenster- und Türenproduzenten bewerteten die Situation erneut erheblich günstiger als der Handel.
Dies sei ein „ebenso klares wie erfreuliches Indiz“ für ein insgesamt gelassenes und normales Marktverhalten. Die Zahlen bestätigten daher, dass es für die meisten Betriebe keine Notwendigkeit gebe, sich in „aktionistischen Preiskämpfen“ aufzureiben, konstatierte der Roto-Chef.
Auch beim Auftragseingang konnten die forsa-Interviewer per saldo keine Krisenstimmung registrieren: Insgesamt 27 % der Betriebe erzielten danach im bisherigen Jahresverlauf ein gegenüber 2008 unverändertes und rund 50 % ein höheres Bestellvolumen. Erneut war der Handel mit der Entwicklung häufiger unzufrieden als die Herstellergruppe.
Keine Orderflaute
Investitionen: Kein Streichkonzert
Sofern die Mittel gekürzt würden, betrage der Rückgang zwischen 15 und 30 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresniveau. Er betreffe dann mehrheitlich alle Unternehmenssektoren. Tendenziell seien Verarbeiter etwas investitionsfreudiger als Handelsfirmen. Jedenfalls könne man erkennen, dass es der Branche nicht an Zukunftsmut und damit an der Basis für eine aktive Zukunftsgestaltung fehle.
Noch keine „Kreditklemme“ aber Kreditversicherer werden restriktiver
Mit dem Verhalten der Banken ist die Branche bisher laut forsa offenbar im Großen und Ganzen zufrieden. 81 % der Unternehmen haben danach von einer „Kreditklemme“ bis dato nichts gemerkt. Aber immerhin 19 % spürten bereits Restriktionen bei der Kreditvergabe – durch gekürzte Kreditlinien, schlechtere Konditionen oder „andere negative Reaktionen“. Insofern seien doch Ansätze eines Trends erkennbar, Firmen im Kreditranking herabzustufen.
Wesentlich heftiger ist die in den Bewertungen zum Ausdruck kommende Kritik an der Praxis der Kreditversicherer seit Ausbruch der allgemeinen Wirtschaftskrise. Deren Verhalten hat sich danach bereits für insgesamt 50 % konkret ausgewirkt. Für 62 % davon schlage sich das in „drastisch verschlechterten“ und für 38 % in „etwas verschlechterten“ Konditionen nieder.
Aus Sicht von Roto sei das ein „alarmierendes Resultat“. Es komme der Verdacht auf, dass man die Krise zur „Risikominimierung durch die Hintertür“ nutzen wolle.