Der deutsche Markt für Fertigteilhäuser hat den Schwung der vergangenen Jahre mitgenommen und verbuchte 2015 ein Umsatzplus von 11,5%. Das Gesamtmarktvolumen der Branche betrug 3,94 Mrd. Euro. Auch die Flüchtlingsproblematik, die für Wohnungsknappheit sorgt, könnte laut einer Studie von Interconnection Consulting, der Branche weitere Impulse geben und ihr Nischendasein in der deutschen Bauindustrie allmählich beenden.
Die aktuelle Flüchtlingskrise bietet für die Fertigbauindustrie ein großes Potential, denn auch Flüchtlinge brauchen sichere Unterkünfte. Ein zweiter Aspekt, der Wachstum generiert, ist der allmählich steigende Marktanteil von Fertigteilhäusern innerhalb der gesamten Bauindustrie. Während auf Märkten wie Österreich der Marktanteil der Fertighausbranche bei rund 35% liegt, betrug der Marktanteil in Deutschland 2015 gerade einmal 19,9%. Die Interconnection-Prognose geht dabei davon aus, dass sich der Anteil der Branche am gesamten Bauvolumen bis 2019 auf 20,9% erhöhen werde. Grund dafür: Auch in Deutschland suchen die Konsumenten vermehrt nach schnellen und sicheren (Fixpreis) Lösungen, in der Bauindustrie.
Die Durchschnittspreise für Fertighäuser stiegen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4%. Der Anteil der Häuser unter 150.000 Euro sinkt dabei stetig und betrug 2015 nur noch 33,6%. Gründe für die weiter steigenden Preise, trotz der Flaute am Bau, sind die immer stärker nachgefragten energieeffizienten Bauten und der Trend zu schlüsselfertigen- und belagsfertigen Häusern.
Niedrigenergiehäuser gewinnen insgesamt an Marktanteilen, nicht zuletzt auch durch die höheren Anforderungen aufgrund der Energiesparverordnung. Durch das steigende Angebot und den sich daraus ergebenden niedrigeren Preisen von Niedrigenergiehäusern wird das Passivhaus weiter Marktanteile verlieren (2019: 2,7%). Als Niedrigenergiehäuser gelten Häuser, deren Energieverbrauch bei max. 50kWh/m² liegt. Bei Passivhäusern liegt dieser Wert unter 15 kWh/m².
In Deutschland macht der Anteil der Fertighäuser, die mit der Holz-Rahmen-Bauweise errichtet werden 81,4% aus – Tendenz steigend. Massivhäuser – aus vorgefertigten Ziegel- oder Betonwänden – fristen im Vergleich dazu ein Nischendasein. So dominierend die Riegelbauweise in der Bauweise ist, so sind mit 82,7%, die Einfamilienhäuser der beliebteste Haustyp in der Fertighausbranche. Eine deutliche Steigerung wird es laut Interconnection auch im Bereich der mehrgeschossigen Wohnbauten geben. Dort soll der Anteil von heute drei Prozent auf 4,1% 2019 anwachsen. Reihenhäuser und Zweifamilienhäuser verlieren hingegen an Boden.
Die Marktkonzentration der Top 10 Player nahm 2015 weiter zu und erreichte ein Level von 36,2%. Nach einer Marktbereinigung und Umstrukturierungen konnten sich vor allem die größeren Hersteller Deutschlands durchsetzen. So verbuchte einer der größten deutschen Hersteller, die Deutsche Fertighausholding (DFH) 2015 mit 340 Mio. Euro einen neuen Umsatzrekord. Im letzten Jahr konnte die DFH 2.100 Häuser fertigstellen. Nicht viel für ein Land mit 80 Millionen Einwohner, was wiederum zeigt, dass es sich beim deutschen Fertighausmarkt noch immer um einen Nischenmarkt handelt.
Das IC-Market Tracking® ist eine regelmäßig durchgeführte Markt- und Branchenanalyse, die wesentliche Informationen für nationale, europäische und internationale Märkte erhebt und analysiert. www.interconnectionconsulting.com