Eine gewisse "Sanierungsmüdigkeit" bescherte der Fensterindustrie in Österreich erneuert ein schwieriges Jahr. Die Nachfrage nach Fenstern und Hauseingangstüren schrumpfte im letzten Jahr bereits das vierte Jahr in Folge, so der aktuelle Branchenradar “Fenster & Hauseingangstüren in Österreich 2014“. Der wertmäßige Rückgang betrug vergleichsweise geringe -2,1 %.
Der Rückgang beschleunigte sich auf knapp minus 8 %. Verantwortlich für die negative Entwicklung war der Einbruch des Sanierungsmarktes um mehr als 12 % (Der Neubau wuchs indessen um rund +1,5%).
Speziell private Haushalte in Ein- und Zweifamilienhäusern hielten sich bei Ersatzinvestitionen stark zurück. Diese „Sanierungsmüdigkeit“ traf im letzten Jahr aber nicht nur den Fenstermarkt alleine, praktisch alle auf den Sanierungsmarkt fokussierten Baustoffe waren davon betroffen.
Die Ursache für die auffallend zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Eigenheimbesitzer lag einerseits in einer gefühlten Unsicherheit bezüglich der allgemeinen Wirtschaftslage und einer damit möglicherweise drohenden Arbeitslosigkeit. Andererseits wurden mancherorts aber auch geplante Renovierungsvorhaben infolge des späten Starts der Bausaison auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Allerdings war diese Verschiebung oftmals auch erzwungen, weil die Handwerks-Kapazitäten ab Mitte des Jahres vielerorts ausgelastet waren und die Betriebe kein oder zu wenig zusätzliches Personal einstellten.
Darüber hinaus „leidet“ der österreichische Fenstermarkt in gewisser Weise unter seinem eigenen Erfolg. Denn die Sanierungsquote ist bereits extrem hoch. Aktuell werden österreichweit jährlich in rund 2,2% aller Wohnungen die Fenster getauscht. Die Sanierungsquote bei Fassaden liegt indessen gerade mal bei rund einem Prozent des Gebäudebestands, bei Dächern sogar nur bei 0,5 Prozent. Bezogen auf einen mittleren Zeitraum ist bei Fenstern eine Steigerung wohl wenig realistisch.
Einmal mehr zeigt sich aber auch, dass der Sanierungsscheck und andere einschlägig konfigurierte Transferleistungen, also Förderungen nach dem Gießkannenprinzip, ihre Wirkung völlig verfehlen. Denn wenngleich der Sanierungsscheck im Jahr 2013 wieder voll ausgeschöpft wurde - von einer Hebelwirkung ist nichts zu spüren. Und das aus gutem Grund: Verpuffen doch nachweislich mehr als 90% der „verlorenen Zuschüsse“ in Mitnahmeeffekten, heißt es in dem Branchenradar.
Trotz des ungemeinen Verkaufdrucks stürzten sich die Fensteranbieter aber in keine sinnentleerte Preisschlacht. Vielmehr versuchte man zusätzliche Wertschöpfung zu generieren, indem man zum „nackten“ Fenster, also zu „Rahmen, Glas + Beschlag“, mehr denn je noch weitere fensternahe Features verkaufte, allen voran Sonnenschutzprodukte. Entgegen kommt der Branche aber auch der Trend zu großflächigen Fensterfronten bei neuerrichteten Ein- und Zweifamilienhäusern.
Infolge konnte der Umsatzrückgang bei vergleichsweise moderaten -2,7% gestoppt werden. Insgesamt setzten damit im letzten Jahr die Hersteller von Fenstern & Hauseingangstüren am österreichischen Markt 934 Millionen Euro um.
Umsatzentwicklung Fenster + Hauseingangstüren total | Millionen Euro
Quelle: BRANCHENRADAR FENSTER & HAUSEINGANGSTÜREN IN ÖSTERREICH 2014