Mit EuroWindoor AISBL wurde jetzt eine neue Interessenvertretung der europäischen Fenster-, Außentüren- und Fassadenindustrie gegründet. Die bisherige Organisation EuroWindoor als eine Kooperation der europäischen Materialverbände FAECF, FEMIB, EPW und UEMV hat sich aufgelöst. Der Verband hat gleich seine Arbeit aufgenommen und spricht sich in einem ersten Positionspapier gegen einen europäisches Energielabel aus.
EuroWindoor AISBL (AISBL: Association Internationale Sans But Lucratif, deutsch: Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht) will in erster Linie versuchen, die EU-Institutionen in Schlüsselfragen rund um Fenster, Türen und Fassaden anzusprechen. Die 12 nationalen Verbände, die den neuen Verband bilden, repräsentieren bedeutende europäische Fenster-, Türen- und Fassadenhersteller. Die Unternehmen, die hinter der neuen Organisation stehen, sind in ganz Europa aktiv und nehmen in der Zusammenarbeit mit Händlern, Montageunternehmen und Bauherren eine herausragende Marktposition ein.
„Die Schaffung eines einzigen materialunabhängigen Verbands und damit die Bündelung der Interessen in einer neuen, verbesserten Organisationsstruktur bedeutet, dass wir die Fenster-, Türen- und Fassadenbranche in Europa effektiver vertreten können“, erklärte Joachim Oberrauch, der Präsident von EuroWindoor AISBL.
Mit zwei Positionspapieren zum „EU-Energielabel für Fenster“ und zur „RoHS II Directive“ hat der neue europäische Verband EuroWindoor AISBL schon seine Rolle in zentralen gesetzgeberischen Projekten wahrgenommen.
Infragestellung des Nutzens eines europäischen Energielabels
Obwohl EuroWindoor sich nachdrücklich für europaweite Maßnahmen zur Energieeffizienz einsetzt, kann der Verband nicht das vorgeschlagene europäische Energielabel unterstützen.
Zur Begründung: "Fenster werden mit ihren sehr spezifischen Produkteigenschaften bereits national geregelt. Außerdem hängt die Energieeffizienz von Fenstern von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab wie etwa den unterschiedlichen Klimaeigenschaften (selbst innerhalb einzelner Länder), der jeweiligen Himmelsrichtung des verbauten Fensters und verschiedener Gebäuderichtlinien. Aufgrund der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) sind die Mitgliedstaaten bereits für die Festlegung kostenoptimaler Energieeffizienzanforderungen für Gebäude und Komponenten verantwortlich. Zudem gibt es bereits eine CE-Kennzeichnung für Fenster. Schließlich wurde durch die Europäische Kommission kein deutlicher Zusammenhang zwischen der Einführung des EU-Energielabels und Energieeinsparungen belegt. Ein EU-Energielabel dürfte kaum hilfreich sein, Verbraucher bei der Wahl von energie- und kostenoptimalen Produkten in ganz Europa zu unterstützen. Somit ist es sehr unwahrscheinlich, dass die erwarteten Vorteile aus der Einführung des Labels tatsächlich eintreten."
EuroWindoor engagiere sich für die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden in Europa. Deswegen schlägt die Interessensvertretung eine Alternative zum EU-Energielabel vor: eine neue Regelung innerhalb der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) mit Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden für Neubau und Sanierung, die auf der vollständigen Energiebilanz beruht (einschließlich solarer Gewinne) und nicht nur auf dem U-Wert, mit dem ausschließlich der Wärmeverlust angegeben wird, jeweils spezifiziert nach den besonderen klimatischen Bedingungen der verschiedenen Mitgliedstaaten.
Begrenzung des Umfangs der Rohs II Directive
Die „RoHS II Directive“ ist eine seit Juli 2011 gültige EU-Richtlinie, die die Verwendung gefährlicher Stoffe wie zum Beispiel Blei, Chrom VI oder Cadmium in Elektro- und Elektronikgeräten begrenzt und ab 2019 auch für Fenster und Türen mit elektrischer Funktion in Kraft tritt.
Das zentrale Problem aus Sicht von EuroWindoor ist, dass die Richtlinie die Anforderung nicht allein auf das elektrische Bauteil, sondern auf das ganze Bauprodukt übertrage. Stattdessen fordert EuroWindoor, sich auf das elektrische Bauteil zu beschränken. Weiterhin werde den zu kurzen Übergangszeitraum sowie die mangelnde Übereinstimmung mit anderen vergleichbaren Regelungen kritisiert.
Hintergrund:EuroWindoor AISBL ist am 28. April 2015 in Brüssel gegründet worden. Am 10. August erhielt EuroWindoor AISBL die offizielle königliche Anerkennung in Belgien und kann jetzt organisatorisch und gesetzlich uneingeschränkt aktiv werden. In Kopenhagen tagten am 1. Juli 2015 erstmals Vorstand (Directing Council) und Hauptversammlung (General Assembly). Außer den Positionspapieren verabschiedete EuroWindoor AISBL auch sein Arbeitsprogramm, mit dem der neue Verband zukünftig die Interessen der europäischen Fenster-, Tür- und Fassadenbranche vertritt.
Mitglieder können nationale Verbände der Fenster-, Türen- und Fassadenhersteller werden und außerdem nationale und europäische Verbände der Zulieferindustrie sowie Unternehmen der Fenster-, Türen- und Fassadenbranche einschließlich der Zulieferer für diese Branche, soweit sie ihren Firmensitz in Europa haben. Die bisherige Organisation EuroWindoor als eine Kooperation der europäischen Materialverbände FAECF, FEMIB, EPW und UEMV hat sich aufgelöst. EPW und FEMIB haben ihre bisherigen Aktivitäten gestoppt und an EuroWindoor übergeben.