Der europäische Wohnungsbau setzt seine Erholung fort: In 17 der 19 Euroconstruct-Mitgliedsländer dürfte der Umfang der Bauleistungen im laufenden Jahr zunehmen; in acht Ländern wird der Zuwachs voraussichtlich sogar die 3%-Marke übertreffen. Deutschland ist allerdings bildet mit Italien und der Schweiz das Schlusslicht: Es würden sich die kräftig gestiegenen Baukosten und die massiv verteuerten Grundstücke doch wesentlich stärker bemerkbar als vielfach erwartet, heißt es.
2015 wird das Wohnungsbauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern voraussichtlich um 1,7% auf rund 625 Mrd. Euro (in Preisen von 2014) zunehmen. Im Neubausegment dürfte die Baunachfrage um nahezu 2,5% wachsen und einen Umfang von 252 Mrd. Euro (in Preisen von 2014) erreichen. Das Neubausegment dürfte auch mittelfristig hohe Zuwachsraten aufweisen.
Die volumenmäßig bedeutenderen Bestandsmaßnahmen werden dagegen 2015 „nur“ um 1,2% auf 373 Mrd. Euro zunehmen; im Jahr 2016 rechnen die Bauexperten – vor allem wegen des inzwischen erreichten hohen Niveaus der Bestandsmaßnahmen – mit einer noch geringeren Wachstumsrate.
Die Belebung der Wohnungsbaunachfrage ist maßgeblich auf die verbesserte wirtschaftliche Lage in Europa zurückzuführen. So hat die Arbeitslosenzahl im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2008 wieder abgenommen.
Gleichwohl wird vor überschwänglichem Optimismus gewarnt, da die Eurokrise nicht überwunden ist. Mittelfristig könnte sich die Aufwärtsentwicklung im europäischen Wohnungsbau demnach wieder deutlich verlangsamen.
Wie geht es in Deutschland weiter?
Und der »Wohnungsbauboom« in Deutschland könnte früher als erwartet seinen Höhepunkt erreichen. Bislang deuten nämlich die Baugenehmigungsdaten für das laufende Jahr auf eine nur noch leicht steigende Nachfrage nach Geschosswohnungen hin. Zwar seien die Rahmenbedingungen weiterhin ausnehmend günstig, doch lasse der Umfang der Neubautätigkeit zu wünschen übrig. Die überwiegend aufgrund diverser staatlicher Auflagen kräftig gestiegenen Baukosten und die massiv verteuerten Grundstücke machten sich anscheinend doch wesentlich stärker bemerkbar als vielfach erwartet. Hält die derzeitige Entwicklung an, so würde der Zubau deutlich unterhalb des eigentlichen Bedarfes liegen.
Insgesamt dürften die Wohnungsbauleistungen in Deutschland nur leicht zunehmen. Zwar geht das ifo Institut beim Neubausegment von einer Zunahme von rund 4½% im Jahr 2015 aus, der Umfang der Bestandsmaßnahmen dürfte hingegen nur stagnieren. Noch immer entfällt der größte Teil des Wohnungsbauvolumens hierzulande auf Arbeiten im Gebäudebestand (Anteil 2015: ca. 70%), und es existiert auch weiterhin ein enormer Bedarf bezüglich Instandhaltung und Modernisierung. Die Frage ist aber, ob das mittlerwei le erreichte Niveau von weit über 100 Mrd. Euro pro Jahr dauerhaft gehalten werden kann.
Im europäischen Forschungs- und Beratungsnetzwerk Euroconstruct kooperieren Institute mit spezifischem Know-how im Bau- und Immobiliensektor aus 15 westeuropäischen sowie vier osteuropäischen Ländern. Das ifo Institut ist Gründungsmitglied und deutsches Partnerinstitut des Netzwerks.