Karlsruher Fensterkongress 2012: Auf dem in der Karlsruher Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik abgehaltenen Kongress ging es Mitte Februar darum, in wie weit das Fenster für den Bestand die Energiewende positiv beeinflussen kann.
Schon zum 4. Mal hatte das Team um Institutsleiter Prof. Dr. h. c. Klaus Layer eine entsprechende Veranstaltung mit respektablen Vorträgen auf die Beine gestellt. In diesem Jahr konnte man ein noch mal deutlich gestiegenes Besucherinteresse verzeichnen – das Auditorium der Akademie war jedenfalls mit rund 144 Teilnehmern voll besetzt.
Einer der ersten Referenten, Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Fensterverbandes VFF in Frankfurt, beklagte gleich zu Beginn die mangelnde Kontinuität in der Energiepolitik der Bundesregierung. "Ein Mann ein Wort - ein Politiker nur Worte" - so sein abschließendes Urteil darüber, wie die Politik derzeit die Wohnbauförderung angehe und eben nicht zu deren Zusagen stehe. Dennoch - und auch für Tschorn selbst verwunderlich - sei der Fenstermarkt 2011 sehr stabil gewesen. Der Verband selbst hatte noch einen Rückgang für 2011 prognostiziert, da die KfW-Förderung zurückgefahren wurde und das Konjunkturprogramm ausgelaufen sei.
Zugleich wies er auf die nächsten Herausforderungen für die Branche hin: Rund 1000 Fensterbauer werden seit 2007 wieder aufgegeben haben - dies sei ein Ergebnis der neuen Branchenstrukturanalyse des VFF, die auf der fensterbau/frontale vorgestellt werde. Damit man selbst in Zukunft auch nicht dazu gehöre, müsse man sich genau positionieren. In Bezug auf das Holzfenster verwies Tschorn darauf, dass man sich noch intensiver mit dem Werkstoff auseinandersetzen müsse. Gerade das Produkt Holzfenster stehe doch für angenehme Haptik, Wärme und Wohlbehagen – aber der Anbieter argumentiert trotzdem immer noch überwiegend mit technischen Werten, so Tschorn in seinem Fazit.
Dr. Ebert vom ZAE-Bayern (Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung e.V.) vermittelte in seinen Beitrag Ausflüge in die bauphysikalischen Zukunftsthemen. Er referierte über Low-E-Beschichtungen und ihre Auswirkungen z. B. auch für den Sonnenschutz auf innenliegenden Rollos. Mit transparenten und leitfähigen ITO-Beschichtungen auf der Außenseite des Glases könnten die Außenkondensatbildung in der Nachtzeit (vor allem im Sommer) verhindert werden. Aber da sei man noch in der Entwicklungsphase.
Rainer Oberacker, Leiter der technischen Beratungsstelle im Landesverband schließlich blickte in seinen Ausführungen auf 30 Jahre Fenstertechnik zurück. Anlass seines Referates war die Tatsache, dass er die Position des technischen Beraters in diesem Jahr an Manfred Weber übergibt und Oberacker altersbedingt ausscheidet. Er zeigte den Teilnehmern nostalgische Ideen von vor 30 Jahren. Damals sei vieles doch einfacher gewesen, beispielsweise wären bei Einhaltung der normativen Vorgaben zur Fensterherstellung die Kriterien der Gebrauchstauglichkeit bereits erfüllt gewesen. Die Verglasungsvorschriften hätten damals nur rund 12 Seiten umfasst - heute sähe das ja ganz anders aus.
Ulrich Sieberath schließlich stellte die Ideen des ift-Rosenheims zum Energy-Label vor. "Wir haben ein vernünftiges System gemacht." Ab Anfang März sei das Energy-Label stehe allen das System unter www.ift-service.de zum testen bereit. Mittlerweile seien bereits von den ift-Mitgliedern 1500 Labels ausgedruckt worden - alle anderen Systeme, die bisher im Umlauf sind, seien recht chaotisch, so sein Urteil.
Dazu hat Sieberath das neue ift-Gebäude mit vielen innovativen Elementen vorgestellt. Auch er hätte feststellen müssen, dass trotz der umfangreichen Technik oft auch vergessen werde, dass auf der anderen Seite Menschen sitzen würden: Jeder habe andere Empfindungen und so sei es schwierig gewesen jeden zufrieden zu stellen. Mit diesen Erfahrungen habe sich bei ihm weiter die Vision manifestiert, das Fenster als ein mechatronisches Element anzubieten. Das Fernziel sei das "Plug and Play" am Fenster.
Ein weiteres Anliegen war für ihn, auf die kommende Bauproduktenverordnung hinzuweisen, die für 2013 verpflichtend sei. Gegenüber der Richtlinie gelte dann, dass man keine CE-Kennzeichnung ohne Leistungserklärung abgeben könne. Die wenigsten Unternehmen seien momentan in der Lage, die Rückverfolgbarkeit genau zu belegen, da würde noch eine Menge Arbeit auf die Branche zukommen.
Einen Veranstaltungsbericht wird auch im Märzheft der GLASWELT abgedruckt, die am 9. März erscheint. Autor: Daniel Mund