Das Große Tropenhaus im Botanischen Garten Berlin-Dahlem wurde während der letzte drei Jahre aufwändig saniert. Heute erfüllt es seinem Zweck nach dem neuesten Stand der Bautechnik auch in energetischer Hinsicht. Möglich wurde dies durch eine neue Fassade, die dem Original von vor 100 Jahren optisch weitgehend entspricht.
Auch heute ist das große Tropenhaus noch eines der imposantesten und größten freitragenden Gewächshäuser der Welt:
60 Meter lang, 29 Meter breit und insgesamt 26,5 Meter hoch, überspannt die Stahlkonstruktion stützenfrei eine Grundfläche von etwa 1.750 Quadratmetern und einen Rauminhalt von nahezu 40.000 Kubikmetern. Durch die Sanierungsarbeiten im Inneren sowie die neue Fassade erstrahlt das Berliner Wahrzeichen in neuem Glanz und entspricht im Aussehen weitgehend dem Originalzustand.
Möglich wurde dies durch den Einsatz einer speziell entwickelten, höchst lichtdurchlässigen Sicherheits-Isolierverglasung von Glas Trösch. Durch die Verwendung einer UV-durchlässigen SentryGlas-Zwischenlagen von DuPont im Verbund-Sicherheitsglas des Überkopfbereiches sorgt diese für optimale Wachstumsbedingungen für die weltweit bedeutende Pflanzensammlung. Gleichzeitig reduziert ihr hoher Wärmeschutz den Energiebedarf des Gebäudes erheblich.
Ein Wahrzeichen mit Tradition
Das Große Tropenhaus wurde in den Jahren 1905 bis 1907 nach Plänen des Baurates Alfred Koerner erbaut. Vorbild waren die großen Gewächs- und Ausstellungshäuser des 19. Jahrhunderts, die von England ausgehend das Bauen revolutionierten: Eisen und Glas eroberten die Architektur. Mit der funktionalen Entkoppelung von Tragwerk und Hülle setzten ihre Konstrukteure einen Prozess in Gang, bei dem sich diese Trennung langsam auch räumlich manifestierte; er gipfelte in den vollständig losgelösten Curtain Walls der Moderne. In diese Entwicklung eingeordnet stellt das große Tropenhaus architektonisch eine besondere Rarität dar: Mit seiner frei tragenden Konstruktion aus riesigen stählernen Dreigelenkbögen, in die die gläserne Hülle eingehängt wurde, war es bei seiner Fertigstellung 1907 seiner Zeit weit voraus.
Zum Sanierungsbeginn im August 2006 mussten zunächst etwa 4000 bis zu 160 Jahre alte Pflanzen in ein eigens errichtetes provisorisches Gewächshaus und andere Zwischenlager umgesiedelt werden. Die Acrylglasfassade wurde inklusive ihrer Pfosten-Riegel-Konstruktion komplett rückgebaut. Die anschließenden Sanierungsarbeiten am historischen Stahltragwerk - Entfernung von Farbe und Rost durch Sandstrahlen, Austausch schadhafter Bauteile sowie neuer Farbauftrag - erforderten die staubdichte Verhüllung des Tropenhauses für die folgenden zwei Jahre.
Die neue Fassade gleicht dem Original
Das Konstruktionsraster der neuen Fassade ist mit einer "Fenstergröße" von 85 x 65 Zentimetern deutlich kleinteiliger als das der Nachkriegsfassade mit ihren großformatigen Acrylglastafeln. An die Stelle der Acrylglastafeln mit ihrem hohen Wärmedurchgangswert sollte eine hoch wärmedämmende Isolierverglasung mit einem besonders hohen Lichttransmissionswert treten. Um im Unglücksfall die Mitarbeiter und Besucher vor herabstürzenden Glassplittern zu schützen, musste diese im Überkopfbereich ab einer Neigung von 11 Grad zur Senkrechten außerdem innenseitig als Verbund-Sicherheitsglas ausgeführt werden. Herkömmliches Verbund-Sicherheitsglas besitzt eine Zwischenlage aus Polyvinylbutyral (PVB), welche aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegen UV-Strahlung mit einem UV-Sperrfilter ausgestattet ist.
Nach umfangreichen Recherchen des Generalplaners Haas Architekten fand sich die Lösung mit Sanco-Isolierglas von Glas Trösch, das für den Überkopfbereich in einer vollkommen neuartigen, gemeinsam mit den Herstellern Glas Trösch und DuPont entwickelten Kombination von Glas- und Beschichtungsarten hergestellt wurde.
Ohne UV wachsen keine Pflanzen
Im Überkopfbereich besteht die multifunktionale Fassadenverglasung (Ug = 1,1 W/m² K) aus einer äußeren ESG-Scheibe und einer inneren VSG-Scheibe aus Eurowhite von Glas Trösch, ist mit einer Luxar Anti-Reflex- und einer ENplus Low-E-Beschichtung versehen sowie einer speziellen UV-durchlässigen SentryGlas-Zwischenlage.
„Ein UV-transparentes VSG zu finden, erwies sich als schwierig“, so der Architekt Friedhelm Haas. „Viele VSG-Folien sind mit einem UV-Sperrfilter ausgerüstet. Die Botaniker forderten jedoch einen naturnahen UV-Anteil im Licht, wegen der Pflanzen. Auf der Suche nach Alternativen stießen wir auf den Einsatz der kristallklaren SentryGlas Zwischenlage von DuPont ohne UV-Sperradditiv.“ High UV-transmission SentryGlas, so die Bezeichnung dieser speziellen Gewächshaus-Type, besteht aus einem Kunststoff, der UV-stabil ist. Ihre Festigkeit ist deutlich höher als die von PVB, ihre Steifigkeit ist sogar rund 100 mal so hoch.