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1. Westdeutsche Fenstertage: Infos aus der "grünen Hölle"

Handfeste Informationen vermittelte der Landesverband Rheinland-Pfalz schon immer auf seinen Fensterfachtagungen. Initiator Alexander Dupp hat sich aber jetzt entschieden, alles ein klein wenig anders zu machen: Der Branchentreff (17+18.03.2011) wurde nicht nur auf zwei Tage ausgedehnt. Auch ein attraktiver Treffpunkt wurde gefunden: Mitten in der “grünen Hölle“ am Nürburgring.

© Daniel Mund / GLASWELT

Dem Ruf in die Eifel sind über 130 Fenstermacher gefolgt. Die Tagung präsentierte sich als reichhaltige Informationsplattform, welche auch das Interesse von Fensterbauern aus weiten Teilen Deutschlands geweckt hatte: „Es ist schon toll, was man hier auf die Beine gestellt hat“, so Harald Winter. Gerade die Themen rund um die Holzmodifizierung interessieren mich sehr, führt der Inhaber der Winter Holzbau GmbH gegenüber der GLASWELT weiter aus. Am Rande des Tagungsgeschehens präsentierten sich dazu die Zulieferer. Hier konnte der Teilnehmer mehr über die fachgerechte Montage, innovative Glasentwicklungen und Kantelprodukte und Details rund um die Fensterfertigung erfahren.

Landesinnungsmeister Siegfried Schmidt erwähnte in seinem Grußwort die Bedeutung der Tagung als Pilotveranstaltung: Jetzt solle eine Tradition begründet werden, denn die Westdeutschen Fenstertage würden immer im Nicht-fensterbau/frontale-Jahr als 2-tägige Veranstaltung Wissen vermitteln und als überregionaler Branchentreff fungieren. In den Jahren dazwischen bleibt es dann bei der eintägigen Fachverbandstagung.

 

Alexander Dupp, Vorsitzender der Fachgruppe Fenster und Fassade im Fachverband Rheinland-Pfalz - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Alexander Dupp, Vorsitzender der Fachgruppe Fenster und Fassade im Fachverband Rheinland-Pfalz - Daniel Mund / GLASWELT

Und der Vorsitzende der Fenster-Fachgruppe des Fachverbandes Rheinland-Pfalz, Alexander Dupp betonte: „Die Chancen, die unserer Branche erwachsen, seien aufgrund der energiepolitischen Entwicklungen sehr groß. Wichtig ist aber, dass wir Fensterfachleute uns auch mit den nötigen Informationen versorgen und durch Tagungen wir diese weiter Netzwerke knüpfen können.“


Der betriebstechnische Berater des Fachverbandes, Wolfgang Rödler, gab im Anschluss wertvolle Tipps zur Sprossenfenster-Herstellung und wie diese dann bei der U-Wert-Berechnung berücksichtigt werden müssen, denn Institute hätten eine einfache Regelung gefunden. Sein Fazit: „Glasteilende Sprossen kann man U-wertmäßig vergessen, das man hier ein Maluswert von 0,4 aufschlagen muss.“

 

Ulrich Tschorn, VFF - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Ulrich Tschorn, VFF - Daniel Mund / GLASWELT

Ulrich Tschorn vom Verband Fenster und Fassade rief auch am Nürburgring – wie schon auf vielen anderen Branchenevents – die Akteure zu mehr Eigeninitiative beim Marketing auf. Seine Prognose zum Fenstermarkt 2011: Der Markt wird ein Minus von 1,3 Prozent verkraften müssen. Das Holzfenster verliert dabei kräftiger (-3,8 %), allerdings gewinnen Holz-Alu-Fenster auch überproportional (+ 5,6 %) hinzu. Seine Warnung: Auch die Rohstoffpreise und Zulieferprodukte würden steigen. Deshalb gelte es, ein Fenster nicht unter Wert zu verkaufen und das Interesse der Kundschaft durch intensive Marketingmaßnahmen zu wecken.
Tschorn ging es in Nürburg auch um die Bedeutung des Qualitätsgedanken. Er warb als Geschäftsführer der RAL-Gütegemeinschaft für das RAL-Kooperationszeichen, mit dem Innungsbetriebe in Rheinland-Pfalz einfach mit den RAL-Standards auch im eigenen Betrieb Qualitätsniveaus etablieren und auch an die Öffentlichkeit gehen können. Zudem gebe es jetzt ein Kooperationszeichen für reine Montagebetriebe: Es sei wichtig, auch auf der Baustelle, die Standards einzuhalten. Als Beispiele nannte er die Bauaufnahme vor einer Montage und das Übergabeprotokoll und die Wartungs- und Bedienungsanleitung für den Kunden nach Abschluss der Arbeiten.
Für Tschorn ist es glasklar: Es gelte, nicht gleich beim Verkaufsgespräch die Reklamationen mitzuverkaufen. „Dienstleistungen und Produkte müssen den Versprechungen des Verkäufers entsprechen.
Aber auch ein ordentliches Erscheinungsbild trage für ihn dazu bei, als Handwerker Erfolg zu haben. Das fängt bei der Arbeitskleidung an und hört noch lange nicht beim Firmenfahrzeug auf: Auch die eigene Ausstellung sagt viel über die Arbeitsweise und die Projektabwicklung des Fensteranbieters aus.
Sein abschließender Aufruf: „Bieten sie Zusatznutzen an. Zeigen sie dem Kunden, was die Zukunft bringt und nicht, was Stand der Technik ist. Demonstrieren Sie z. B. das „Topffenster“ für die Küche, damit die Hausfrau hinter dem Herd problemlos ein Fenster öffnen kann. Und bieten Sie Jalousetten an, die Licht in den Raum bringen.“
Für Tschorn ist der Preis einer von 84 Tasten auf dem Klavier. „Beherrschen Sie die komplette Klaviatur, dann wird diese eine Taste immer bedeutungsloser.“

 

Heinz Blumenstein, Bundesverband Proholzfenster - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Heinz Blumenstein, Bundesverband Proholzfenster - Daniel Mund / GLASWELT

Anschließend ging es auf der Tagung um den Werkstoff Holz: Die Holzzertifizierungssysteme FSC und PEFC wurden vergleichend dargestellt und Heinz Blumenstein vom Bundesverband Proholzfenster vermittelte seine Vision für den natürlichen Fensterwerkstoff: „Wir wollen in absehbarer Zeit 30 Prozent Marktanteil für Holz und Holz-Alu erreichen.“ Ökobilanzen brächten die Vorteile des Holzfensters zum Vorschein und zusätzlich schaffe die Produktion viele heimische Arbeitsplätze. Auch das müsse man seinem Kunden vermitteln. An die Politik gewandt forderte er: Das Holz dürfe nicht immer nur bei der energetischen Nutzung gefördert werden, sondern auch bei der stofflichen Verwertung, wie z. B. bei den Holzfenstern.

In weiteren Vorträgen hatten auch ausstellende Zulieferunternehmen die Gelegenheit, ihre Produkte vorzustellen: So zeigte Jörg Neben, Produktmanager bei Roggemann die Eigenschaften von Accoya-Kanteln auf. „Wir möchten damit keine anderen Holzarten verdrängen, sondern dem Holzfenster zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten erschließen.“ Denn: Durch die Holzmodifikation könne man eine schnellwachsende Kiefer mit der Dauerhaftigkeitsklasse 1 versehen.
Dabei würde das Fenster aber nur rund 15 bis 18 Prozent teurer werden müssen.

 

Holzwirt Eike Gehrts - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Holzwirt Eike Gehrts - Daniel Mund / GLASWELT

Holzwirt Eike Gehrts stellte passend zum Thema die neue DIN 68800 (Holzschutznorm) vor und gab einen Überblick über modifizierte Hölzer. Die neue DIN sei immer noch in Überarbeitung, aber er rechne damit, dass sie noch dieses Jahr in Kraft treten werde. Wichtige "Tretminen" hätte man über die Verbandsmitwirkung entschärfen können, aber die Gefahr bestehe weiterhin, dass „Fassadenelemente und Wintergärten zu kesseldruckimprägniertem Holz mit Glasausfachung“ degradiert werden.

 

Martin Laubrock, Winkhaus - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Martin Laubrock, Winkhaus - Daniel Mund / GLASWELT

Martin Laubrock von Winkhaus wies in der Eifel auf die Einbruchstatistiken der Polizei hin: Das Aufhebeln bzw. die Zerstörung der Verglasung würden 80 Prozent der Einbrüche ausmachen. Da bei der Prüfung zum WK1-Fenster keine manuelle Einbruchsversuche unternommen werden, würde diese Stufe von der Polizei auch nicht empfohlen, so der Anwendungstechniker. Auch in seinem Bereich gibt es normative Neuerungen: Bei der neuen DIN EN 1627-1630 (Inkrafttreten in der 2. Jahreshälfte 2011) werden die Widerstandsklassen umbenannt. Die bekannten "WK"-Klassen heißen künftig "RC". Und der bei den statischen Prüfungen verlangte Sandsack wird ersetzt durch den Impactor (ein Reifen, der einen härteren Schlag vermittelt).

© Doeker / www.tischlerhandwerk.de
Und Abends ging es am Tagungsort gesellig weiter und die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, im Gokart schnelle Runden zu drehen.

Am Freitag gab dann weiteren gehaltvollen Input: Unter anderem vermitttelte Ralf Spiekers einen Ausblick auf die Verschärfung der EnEV und deren gesetzliche Werte. Burkhard Sauskojus von Otto Chemie informierte über Klebetechniken bei der Verglasung von Fenstern und Reiner Oberacker, Leiter der technischen Beratungsstelle im Landesverband Baden-Württemberg, referierte über die TRAV, 3-fach ISO und die neue Glas-DIN 18008.

Viele Teilnehmer äußerten sich abschließend beeindruckt über die Tagung: "Die Wissensvermittlung gepaart mit einem interessanten Umfeld und toller Atmosphäre war hier einzigartig", so der allgemeine Tenor der Gäste. Die GLASWELT wird in ihrer Aprilausgabe berichten...                                                        Daniel Mund

Reges Interesse auf der begleitenden Ausstellung auf den westdeutschen Fenstertagen - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Reges Interesse auf der begleitenden Ausstellung auf den westdeutschen Fenstertagen - Daniel Mund / GLASWELT
Branchentreff am Nürburgring - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Branchentreff am Nürburgring - Daniel Mund / GLASWELT
Branchentreff am Nürburgring - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Branchentreff am Nürburgring - Daniel Mund / GLASWELT