_ Der 135 m lange und bis zu 17 m hohe Pavillon ist durch einen Glaskorridor an das Hauptgebäude angebunden. Der Anbau besteht aus 100 parallelen, außen wie innen sichtbaren Rahmen aus Brettschichtholz, die von hohen Verglasungen durchbrochen sind.
Die teilweise in tiefe Gebäudeeinschnitte integrierten Structural Glazing Fassaden spiegeln das Grün des alten Baumbestands auf dem parkähnlichen Gelände. Entlang des Gebäudes klappen die schmalen, vertikal verlaufenden Fichtenholzelemente immer weiter auf und geben mehr und mehr Verglasungen frei. Der Gebäudeentwurf stammt vom spanischen Architekturbüro MX-SI aus Barcelona.
Isoliergläser für rauhe Wetterbedingungen
Die silikonversiegelten Verglasungen sind im wahrsten Sinne des Wortes tragender Teil der außergewöhnlichen Fassade. Alle ISO-Einheiten wurden vom finnischen Isolierglashersteller Seloy (aus Huittinen) mit einem Dichtstoff von Kömmerling gefertigt.
Für die 2- und 3-fach-Aufbauten (U-Wert 0,5 W/ (m2K), g-Wert 27 %) wurden unterschiedliche Glastypen von Pilkington verwendet, unter anderem ESG und VSG. Eine Reihe von ISO-Einheiten wurden als Stufengläser gefertigt, bis zu Dicken von 58 und 62 mm pro Einheit. Die Maximalformate der gefertigten Gläser reichten bis 4739 x 1166 mm und 4225 x 1895 mm. Die Kleinsten der verbauten Gläser waren die Türgläser im Format 1000 x 2000 mm.
Fast alle verbauten Gläser stammten von Pilkington, die als Jumbo-Größen an den Glasverarbeiter Seloy Oy www.seloy.fi geliefert wurden. Emaillierte Gläser und einige ESG Gläser stammten von Pal-Klaas. Wo Sonnenschutz gefordert war, wurden Pilkington Suncool Silber 50/30 verwendet. Diese Gläser basieren auf dem Weißglas Optiwhite mit Ausnahme Suncool Silber (Pilkington produziert dieses Glas nicht als Optiwhite). Ein Teil der Gläser wurde zusätzlich mit sandgestrahltem Muster veredelt. Die ISO-Einheiten sind mit Silikon abgedichtet, für die Befestigung wurde teils ein Schüco-Montagesystem verwendet.
Ohne Warme Kante geht es nicht
In den geklebten Elementen verbirgt sich ein Warme-Kante-System, das aufgrund seines flexiblen Randverbunds den extremen thermischen Belastungen der nordischen Witterung gewachsen ist, so die Glasspezialisten.
Kern der Abdichtung ist der Dichtstoffabstandhalter Ködispace 4SG von Kömmerling. Mit diesem Warme-Kante-System seien die Isoliergläser außerordentlich robust, belastbar und langlebig – also perfekt geeignet für die bauphysikalischen Eigenheiten von Structural Glazing Aufbauten.
Zudem verhelfe die präzise robotergesteuerte Herstellung mit Ködispace 4SG den Glaselementen zu einer außerordentlichen Ästhetik: Bei den 3-fach-Isoliergläsern lasse der schwarze Dichtstoff den SZR optisch fast unsichtbar werden.
Drei Fragen zum Projekt
Bei dem silikonversiegelten ISO kam der Dichtstoffabstandhalter Ködispace 4SG von Kömmerling zum Einsatz. Hierzu erläutert Dr. Knut Göke, Produktmanager der Kömmerling Chemische Fabrik GmbH, welche Anforderungen an die Isoliergläser und den Randverbund gestellt wurden und wie Verglasungen dann umgesetzt wurden.
GLASWELT – Welchen Anforderungen waren die Isoliergläser bei diesem Projekt in Nordeuropa ausgesetzt?
Dr. Knut Göke – Durch die extremen Temperaturen, die in den Fassaden entstehen, dehnen sich die Isoliergläser und ziehen sich wieder zusammen. Der Randverbund ist damit enormen Belastungen ausgesetzt. Trägt er diese Pumpbewegungen der Isolierglaseinheit nicht mit und kann sie nicht ausgleichen, wird er undicht. Die Elastizität des Randverbunds ist deshalb eine wesentliche Voraussetzung für ein dauerhaft dichtes Isolierglas. Anderenfalls droht der ISO-Einheit ein Gasverlust und damit geht dann der Verlust der Wärmedämmungsfunktion einher.
GLASWELT – Der neue Museumsbau besitzt eine Structural Glazing Fassade, warum eignet sich Ködispace 4SG für solche SG-Systeme?
Dr. Göke – Hierbei handelt es sich um ein thermoplastisches Abstandhaltersystem, das auch die Funktion des Primärdichtstoffs mit übernimmt und gleichzeitig metallische Abstandhalter und Trockenmittel überflüssig macht. Aufgrund seiner speziellen Zusammensetzung geht Ködispace 4SG sowohl mit dem Glas als auch mit dem Sekundärdichtstoff, in diesem Beispiel, Silikon eine chemische Bindung ein. Der komplette Randverbund bleibt dauerhaft elastisch, also auch langfristig gasdicht. Auch passende, auf Verträglichkeit geprüfte Sekundärdichtstoffe von Kömmerling wurden für die Fenster des Museumsbaus verwendet, um ein sicheres Warme-Kante-System aus einer Hand anzubieten. In der Fertigung wird das schwarze Polyisobutylen aus dem Fass direkt auf die Scheibe extrudiert und bildet so einen dichten, homogenen Abstandhalter, inklusive Primärdichtung.
GLASWELT – Welche Vorteile kann das System in dem neuen Gösta Pavillon ausspielen?
Dr. Göke – Die tiefen Minustemperaturen im finnischen Winter fordern die Verglasungen des Museums sehr. Deshalb waren hochdämmende Isoliergläser mit Warmer Kante notwendig, die auch extremen Klimalasten standhalten können. Weiter legten Architekten und Bauherrschaft großen Wert auf die optische Erscheinung. Die besondere Optik des nahezu unsichtbaren Abstandhalters unterstreicht den architektonischen Entwurf.—
Bautafel
Neuer Pavillon des Serlachius-Museum
Bauherr: Gösta Serlachius Kunststiftung
Planer/Architekt: MX-SI Architekturstudio (Barcelona/Spanien)
Fassadenbauer: Jämsän Kone- ja Rakennuspalvelu Oy (Jämsä/Finnland)
Isolierglashersteller: Seloy Oy (Huittinen/Finnland)
Abstandhalter und Randverbund: Kömmerling Chemische Fabrik