Der Vorstand der Roto Frank AG beurteilt die aktuelle “Großwetterlage“: Die Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Baukonjunktur und die Entwicklung der Fenster- und Türenbranche im Besonderen, sodass verlässliche Prognosen derzeit unmöglich seien. Für den eigenen Konzern rechnet er 2008 mit einem Umsatzplus zwischen 5 % und 7 %, stellt sich aber 2009 auf ein “Jahr ohne Wachstum“ ein.
Die gegenwärtigen Konsequenzen der Finanzmarktkrise können, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Eckhard Keill, zu einer Lähmung von Investitionen und Konsum führen. Erste Anzeichen dafür gebe es bereits. Es bleibe abzuwarten, ob die „gigantischen“ staatlichen Rettungs- und Konjunkturprogramme die erhoffte Wirkung erzielten. Trotz aller Unwägbarkeiten sollten international operierende Unternehmen laut Keill „nicht in Panik verfallen, sondern auf Kurs bleiben und ihre Hausaufgaben machen“.
Sorgenkind „Wohnungsbau“
Mit Blick auf die Bauwirtschaft sei daran zu erinnern, dass parallel zum Einbruch in den USA auch europäische Immobilienmärkte wie Spanien und Großbritannien „kollabierten“. Nach den für 19 Länder gültigen Euroconstruct-Prognosen müsse man in Europa von einer deutlichen Wachstumsabschwächung auf jährlich insgesamt nur noch 0,5 % von 2008 bis 2010 (nach über 2,5 % von 2005 bis 2007) ausgehen. Besonders große Probleme erwarten die Marktforscher für den Wohnungsbau, bei dem sie für 2008 und 2009 ein um 5,5 % geringeres Volumen vorhersagen. Mit einem Minus von 12,5 % sei der Neubau besonders betroffen. Generell rechnet Keill damit, dass Großprojekte bzw. Unternehmen mit erheblicher Abhängigkeit von „spekulativen Fremdfinanzierungselementen“ in Schwierigkeiten geraten dürften.
Die bauwirtschaftliche Lage speziell in Deutschland sei unverändert von einer relativ stabilen Entwicklung im öffentlichen und vor allem gewerblichen Bau einerseits und der anhaltenden Wohnungsneubau-Schwäche andererseits geprägt. Das Fertigstellungs-Volumen bleibe nach Prognosen des ifo-Institutes bis 2010 auf dem „extrem niedrigen Niveau“ von unter 200000 Wohnungen pro Jahr.
Für den Roto Frank-Konzern berichtete Finanzvorstand Michael Stangier über eine „insgesamt gute, planmäßige Entwicklung“ in den ersten neun Monaten 2008. Als wesentliche Wachstumsmotoren nannte Stangier für den Fenster- und Türenbereich Russland, China und Südeuropa. Dagegen habe man in den USA, Großbritannien und Spanien spürbare Rückgänge verkraften müssen. Per saldo stabil mit „positiver Tendenz in den letzten Monaten“ war das Deutschland-Geschäft in den ersten drei Quartalen 2008, hieß es.
„Weiter nicht befriedigend“ ist den Angaben zufolge die Ertragssituation. Ursache dafür seien die hohen Zusatzbelastungen vor allem durch die Stahlpreis-Verteuerung. Eine bessere Ertragsentwicklung bedinge die „volle Durchsetzung“ der von beiden Divisionen im Jahresverlauf vorgenommenen Preisanhebungen.
Trotz verschlechterter Rahmenbedingungen bewegten sich die Investitionen weiter auf „hohem Niveau“. Auch künftig will Roto unter Berücksichtigung des Geschäftsverlaufes gezielt in die langfristige Expansionsstrategie investieren. Aktuell sei dies bereits durch die per 01.10.2008 wirksame Übernahme der Gluske-BKV GmbH Wuppertal untermauert worden. Das strategische Engagement diene der dauerhaften Stärkung des Geschäftsfeldes „Door“ der Division Fenster- und Türtechnologie. Das gelinge u. a. durch die Erweiterung des Produktportfolios um Türschwellen und Verglasungsklötze.
Bei der reinen Betrachtung substanzieller Parameter schätze das Unternehmen 2009 die Entwicklung in USA, Großbritannien und Spanien eher negativ bzw. in Russland und China eher positiv ein. Das Deutschland-Geschäft dürfte danach etwa auf Vorjahresniveau bleiben. Summa summarum stelle sich der Roto Frank-Konzern für 2009 auf ein „Jahr ohne Wachstum“ ein. Erklärtes Ziel sei es jedoch, Marktanteile zu gewinnen.
In der Dezember-Ausgabe der GLASWELT lesen Sie mehr über Roto: Neue europäische Fenster-Erkenntnisse / Roto stellt repräsentative Mehrländer-Umfrage vor / Deutschland, Großbritannien, Polen und Ungarn im Vergleich / Wichtiges Verbrauchervotum für Marktbearbeitung