_ Die Bedeutung einer fachgerechten Montage von Fenstern und Türen sollte sich in der Branche inzwischen hinreichend herumgesprochen haben. Nach anfänglichen begrifflichen Verwirrungen zwischen einer „RAL-Montage“ und einer „Montage nach anerkannten Regeln der Technik“, wurden vor allem mit Erscheinen des Leitfadens zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren bereits im Jahre 2010 inhaltlich die anerkannten Regeln der Technik und damit die geltenden Normen und Vorschriften wiedergegeben. Die darin enthaltenen Regelwerke, wie z. B. die DIN 4108 Wärmeschutz im Hochbau oder die DIN 18055 Anforderungen und Empfehlungen für Fenster und Außentüren, sind noch viel älter und stammen z. T. aus den 80er-Jahren – kurz: enthalten also keine völlig neuen Erkenntnisse, die sich erst herumsprechen und in der Praxis bewähren müssen.
So haben sich in den letzten 10–15 Jahren nahezu alle Verbände und Institutionen, die meisten Fenster- und Profilhersteller sowie Hersteller von Zusatzprodukten für den Fensterbau bemüht, die Bedeutung der Montage und einer fachgerechten Ausbildung der Anschlussfuge in zahlreichen Seminaren und Ausbildungen zu vermitteln.
Doch warum häufen sich dann in der Gutachterpraxis Schadensfälle, die genau aus dieser fehlerhaften Ausbildung der Anschlussfuge resultieren?
In der Praxis zeigt sich, dass das Bauteil Fenster in den letzten Jahren qualitativ massiv verbessert wurde und daher vom Fenstersystem selber die wenigsten Probleme herrühren. Vielmehr kommt es zu Schäden, die aus den verschiedenen Beanspruchungen von Fenstern und Türen und deren Anschlüssen in Alt- und Neubau resultieren.
Die Ursachen dieser Schadensfälle sind vielfältig. Nach wie vor ist es nicht gelungen, die Montage von Fenstern und Türen im Rahmen eines anerkannten Ausbildungsberufes zu regeln. Noch immer darf jeder, der ein Gewerbe zur Montage von Bauelementen anmeldet, ohne jeglichen Nachweis oder gar Meistertitel, hochwertige Fenster und Haustüren verbauen.
Ohne Kenntnisse über Befestigung, Statik, Bauphysik oder erforderliche Montagematerialien wird eine Montage nach anerkannten Regeln der Technik dann schnell zum Glückstreffer. Auch fehlt bei den meisten Montagen eine korrekte Ausführungsplanung. Anschlussfugen sind zu planen, vor allem dann, wenn verschiedene Gewerke an der Fugenausbildung beteiligt sind, z. B. Vollwärmeschutz und Außenfensterbank, Schwellenanschluss unten und Abdichter. Noch immer fehlt es an Absprachen und Vereinbarungen, geschweige denn wird die Anschlussfuge als planerische Aufgabe, die ggf. Zeichnungen oder Systembeschreibungen beinhaltet, gesehen.
Selbst in der Sanierung im Privatkundenbereich sind diese Planungsschritte erforderlich, die dann oft direkt vom Handwerker erwartet werden, weil auch im Bestand unterschiedliche Einbaulagen, das Vorhandensein von Rollladenkästen, unterschiedliche Mauerwerksstärken u.v.m. eine Planung erforderlich machen würden. Die Erfahrung zeigt aber, dass hier oft dem Monteur vor Ort die Planung überlassen wird bzw. keine Vorgaben zur Montage gemacht werden.
Eine qualifizierte Montage kostet Zeit
Zunehmend ist auch der Kosten- und Zeitdruck bei der Montage. Eine Montage nach anerkannten Regeln der Technik erfordert zusätzliche Montagematerialien, wie Dichtbänder, Rundschnüre usw., die Montage dauert länger und wird dadurch kostenintensiver. Oft haben Montagebetriebe oder Fensterbauer Schwierigkeiten, diese Montagekosten direkt an ihre Kunden weiterzugeben. Das heißt, hier ist viel Aufklärung und fachkundige Beratung erforderlich, die schon im Verkaufsgespräch beginnen muss.
Zuletzt fehlt es auch in der Fensterbranche in allen Bereichen, v.a. aber der Montage, zunehmend an qualifizierten Fachkräften. Auch hier sind die Ursachen vielfältig. Das Image der Monteure hat unter den vielen nicht fachgerechten Montagen gelitten. Leider sind auch viele Betriebe nicht bereit, Zeit und Geld in die Ausbildung ihrer Monteure zu investieren. Und trotz aller inzwischen möglichen Hilfsmitteln, ist die Montage von Bauelementen immer noch eine körperlich anstrengende Arbeit und die gezahlten Löhne waren in den letzten Jahren nicht immer auf angemessenem Niveau.
Beruf „Fenstermonteur“ wieder interessanter machen
Sicherlich gibt es auch viele sehr positive Beispiele, vor allem namhafter Fensterhersteller, deren Montagebetriebe und Monteure zahlreiche Schulungen und Ausbildungen durchlaufen (müssen) und so fit für die komplexer werdenden Anforderungen an die Montage gemacht werden. Zudem gibt es leistungs- und qualifikationsabhängige Entgeltkomponenten oder andere Vergünstigungen, die den Beruf „Fenstermonteur“ wieder interessant machen können. Denn schließlich ist der Monteur direkt beim Kunden vor Ort das Aushängeschild eines jeden Unternehmens und hinterlässt so einen positiven oder negativen bleibenden Eindruck.
Die Gründe für Schäden, die aus der Montage resultieren sind also vielfältig und sollten nicht immer nur dem ausführenden Handwerker zugeschrieben werden. Oftmals fehlt es schlicht an Fachwissen, an den erforderlichen Vorgaben bezüglich der Montage, der Planung oder an Aufklärung des Kunden bereits im Verkaufsgespräch. All diesen Punkten kann mit entsprechender Fachkompetenz entgegengetreten werden. —
Der BVFTFS schult Montageleiter sowie Monteure in allen Bereichen der Montage – jede Schulung endet mit einer Prüfung. Alle Monteure welche dann in den Expertenlisten auf www.bvftfs.de veröffentlicht. Die Schulungen werden alle zwei Jahre aufgefrischt und Erlerntes an Baustellen überprüft.
Die Autoren
Die Autoren Markus Vater und Jürgen Kaminiarz engagieren sich ehrenamtlich im BVFTFS – im Bundesverband Fenster Türen Fassaden Sachverständiger e.V. Der Verband vertritt seine Mitglieder in Fachgremien und Ausschüssen und bietet umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten rund ums Thema Fenster an.