Welche UW-Wert-Verbesserung bringt eine Warme Sprosse und lohnt sich der Aufwand? Diese Fragen müssen sich ISO-Hersteller und Fensterbauer stellen, wenn ein Endkunde Sprossenfenster wünscht. Michael Rossa vom ift Rosenheim erläutert, wie man die Warme Sprosse berechnet.
Eine Sprosse aus Metall ist ein „thermischer Kurzschluss“ im Scheibenzwischenraum des Isolierglases.
Der Aufschlag auf den Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters liegt je nach Ausführung bei bis zu 0,4 W/m²K. Sprossen sind daher aus bauphysikalischer Sicht ein Knackpunkt. Nach Anhang J der überarbeiteten EN 14351-1:2006+A1: 2010 ist die Sprosse bei der Berechnung zu berücksichtigen.
Eine wärmetechnische Alternative zur konventionellen Metallsprosse ist die „Warme Sprosse“. Diese ist wärmetechnisch optimiert, da Kunststoffe mit einer niedrigen Wärmeleitfähigkeit eingesetzt werden. Diese Technik ist die gleiche wie bei Warm-Edge-Randverbundsystemen.
Berechnung der Sprosse
Wie ist der Wärmedurchgangskoeffizient (UW) für ein Fenster mit Warmer Sprosse zu ermitteln? Die EN 14351-1, Tabelle J.1 enthält für wärmetechnisch optimierte Sprossen keine pauschalen Zuschlagswerte für den UW-Wert. Deshalb ist eine andere Vorgehensweise erforderlich.
Zum einen kann der Verarbeiter wie bei wärmetechnisch optimierten Randverbundsystemen den linearen Wärmeverlustkoeffizienten für die Sprosse mit einem FEM- Programm (von einer notifizierten Stelle) ermitteln lassen. Den UW-Wert des Sprossenfensters kann der Hersteller nach EN ISO 10077-1
mit dem ψ-Wert für die Sprosse nach der folgenden Formel selbst ermitteln (der Term LSp*ψSp/AW berücksichtigt den Sprosseneinfluss):
Die Berechnung des UW-Werts darf der Hersteller eigenverantwortlich durchführen. Die Eingangsdaten müssen allerdings von einer notifizierten Stelle1 (z. B. dem ift Rosenheim) stammen. Für die Berechnung des ψSp-Werts für die Warme Sprosse werden von der notifizierten Stelle eine Schnittzeichnung der Sprosse mit Bemaßung benötigt, eine Tabelle der verwendeten Materialien und deren Wärmeleitfähigkeit sowie die Ug-Werte der eingesetzten Isoliergläser. Der Hersteller erhält als Ergebnis einen Prüfbericht mit den ermittelten ψSp-Werten.
Das Diagramm zeigt den Aufschlag ΔUW auf den UW-Wert für verschiedene ψSp-Werte. Diese sind mit den pauschalen Aufschlagswerten der Tabelle J.1 nach EN 14351-1 zu vergleichen.
Der Unterschied zwischen Tabellenverfahren und Rechenverfahren mit thermisch optimierter Sprosse kann in der Größenordnung von 0,1 liegen und so den UW-Wert des Fensters entsprechend verbessern. Im Diagramm kann der Verarbeiter leicht ablesen, wann sich der Einsatz einer wärmetechnisch optimierten Sprosse lohnt.
Darum lohnt die Warme Sprosse
Bei wärmetechnisch optimierten Fenstern sollten auch Isoliergläser mit Warmer Kante eingebaut werden. Dabei ist auch der Einsatz von Warmen Sprossen sinnvoll. Diese verbessern den Wärmeschutz und ermöglichen eine erhöhte Oberflächentemperatur im Bereich der Sprosse und damit eine Reduzierung von Tauwasser auf der raumseitigen Glasoberfläche. Die Nachweise des ψSp-Werts sind von einer notifizierten Stelle zu erstellen. Die Berechnung des UW-Werts für die CE-Kennzeichnung kann der ISO-Hersteller selbst durchführen.
Michael Rossa
Tipp der Redaktion: Auf der Webseite der EU findet sich eine Liste der notifizierten Stellen .
Der Autor: Michael Rossa ist Prüfstellenleiter für das Segment Glas am ift Rosenheim und Lehrbeauftragter an der Hochschule Rosenheim für die Bereiche Glas und PV.
www.ift-rosenheim.de