Der Isolierglashersteller Glas Herzog aus Waghäusel hat vor Kurzem eine neue Isolierglaslinie für die “Warme Kante“ installiert. Matthias Rehberger von der GLASWELT befragte Andreas Herzog und Christoph Rubel (vom Spacer-Lieferanten Edgetech) über die Details der Umstellung auf Warme-Kante Abstandhalter.
Andreas Herzog: Der Anteil von 3-fach-Isolierglas und die Nachfrage nach der Warmen Kante nehmen stetig zu. Unsere vorhandenen Produktionskapazitäten waren ausgelastet, deshalb konnten wir in der Vergangenheit nicht immer alle Kundenwünsche hinsichtlich der Lieferzeiten erfüllen. Unser Ziel war es, eine vollautomatische Isolierglas-Produktion mit optimiertem Personaleinsatz zu installieren. Jetzt wird unsere Produktivität durch die neue, hochautomatisierte ISO-Linie steigen, da die Anlage auf 3-fach-Einheiten ausgerichtet ist. Gleichzeitig können wir den Superspacer – einen flexiblen Abstandhalter aus Silikonschaum – automatisch von der Rolle applizieren.
Da wir bereits früher die Edgetech-Produkte manuell verarbeitet haben, mussten wir bei der Einrichtung kein Neuland betreten. Darüber hinaus sind wir seit Jahren mit dem Service des Anbieters zufrieden.
GLASWELT: Was für Gläser fertigen Sie generell und produzieren Sie auf der neuen Anlage? Beides – 2-fach- und 3-fach-ISO?
Herzog: Auf der neuen Linie produzieren wir alle Arten von Scheiben mit Warmer Kante, in 2-fach- und 3-fach-Isolierglasaufbauten; zudem können wir jetzt auch übergroße Scheiben bis zu einem Format von 5000 x 2700 mm herstellen.
Christoph Rubel: Mit Super Spacer lassen sich ISO-Einheiten von Kleinstformaten bis hin zu Bandmaßen (6000 x 3210 mm) produzieren. Bei den großen Scheiben erfolgt dies präzise durch die automatische Applikation, ohne dass ein Produktionsmitarbeiter auf der Leiter ein Profil balancieren und applizieren muss. Eine gleichbleibende Parallelität der Abstandhalter im Bereich von Bruchteilen von Millimetern ist durch die Automation gegeben.
Herzog: Wir haben uns für Bystronic glass entschieden. Mit diesem Anbieter haben wir in unserem Unternehmen schon über Jahrzehnte hinweg gute Erfahrungen gemacht.
Rubel – Unsere Abstandhalter lassen sich mit den Maschinen der drei größten, in Europa beheimateten Anlagenbauer für Isolierglas (automatisch) applizieren.
Wir sind froh mit der Entscheidung für Bystronic glass, weil wir hier den Maschinenhersteller und den Kunden auch räumlich nahe zusammen haben. Beide arbeiten schon lange miteinander. Das macht für uns das Leben im Produktionsalltag und im Falle einer Problemlösung einfacher. Somit können wir Glas Herzog gemeinsam mit dem Maschinenanbieter eine gute Kooperation zusichern.
GLASWELT: Herr Rubel, auf welche Fallstricke muss ein Verarbeiter bei der Umstellung auf flexible Abstandhalter besonders achten?
Rubel: Produktionsprozess mit flexiblen Spacern ist ein anderer mit traditionellen Isolierglas-Abstandhaltern. Mit unseren Spacern hat der Bediener ganz andere Möglichkeiten, um Abweichungen von der optimalen Produktionsqualität auszugleichen. Das heißt, aufgrund des manuellen Handlings hat der Verarbeiter früher das Abstandhalterprofil durch mechanische Manipulation in seine richtige Position gebracht.
Bei der automatisierten Applikation der Silikonschaum-Spacer gibt es das nicht mehr. Sollte etwas geändert werden oder es tritt ein Problem auf, ist heute ein Eingriff in die Menüs der Bedienerführung – sprich eine Veränderung eines Parameters in der Maschinensteuerung – nötig. Diese veränderte Einflussnahme muss der Bediener erst lernen. Sitzt das aber, will eigentlich keiner mehr zur herkömmlichen Produktion zurück, so meine Erfahrung. Hier sind wir im Schulterschluss mit den Maschinenbauern, um diese Lernkurve so steil und kurz wie möglich zu halten. Und das funktioniert sehr gut.
GLASWELT: Welche weiteren Vorteile sehen Sie durch die Umstellung?
Herzog: Die Applikation der Superspacer ist wie gesagt voll automatisiert. Dazu kommt, dass jetzt die Arbeitsschritte des Befüllens und Butylierens der herkömmlichen Alu-Abstandhalter entfallen. Somit können dort keine Fehler passieren. Weiter erfolgt das Setzen der Spacer passgenau, ganz gleich ob wir 2-fach- oder 3-fach-Isolierglas fertigen. Und der Arbeitsplatz ist staubfreier, da kein Trockenmittel auf den Boden fällt. Die Produktion läuft insgesamt störungsfreier, da die vorgeschalteten Prozesse der ESA Doppelkopf-Applikator übernimmt.
GLASWELT: Und welche Vorteile sehen Sie für Ihre Kunden?
Herzog: Unsere Kunden, die Fensterbauer, profitieren von einer gleichbleibenden hohen Qualität. Dazu kommen unsere verbesserten Lieferzeiten
GLASWELT: Wie schätzen Sie die Entwicklung am ISO-Markt ein, wird das 2-fach-Isolierglas in absehbarer Zeit aussterben?
Herzog: Der Trend der letzten Jahre hin zu 3-fach-Isolierglas wird noch weiter anhalten. Und bei den zugehörigen Abstandhaltern wird die Warme Kante zum Standard werden. Auch hinsichtlich der Vorgaben der EnEV sowie ihrer zukünftigen Verschärfungen. Das 2-fach-Isolierglas wird aber nicht aussterben. Es gibt noch so viele erhaltenswerte Fenster, bei denen ein Austausch lohnt, aber kein 3-fach-ISO eingesetzt werden kann.
Rubel: Der Markt wird zu automatisierbaren Spacern übergehen, weg von Profilen mit diskreten Materialien (Trocknungsmittel) und Prozessen (Biegen, offline Butylieren). Erst weitere legislative Anforderungen werden ein deutliches Anwachsen des 3-fach-Anteils (oder 2 x 2-fach oder 4-fach) auslösen.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.
www.glas-herzog.de