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BF-Forschungsprojekt “Warme Kante“ abgeschlossen - Neue Werte für Abstandhalter

Das Isolierglas-Forschungsvorhaben “Äquivalente Wärmeleitfähigkeit Warme Kante“ wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen. Als Ergebnis hat sich die Grundlage für die repräsentativen Psi-Werte von ISO-Abstandhaltern geändert. Entsprechend wurden die BF-Datenblätter “Psi-Werte Fenster“ überarbeitet, ebenso das BF-Merkblatt “Kompass Warme Kante“. Diese können online kostenlos

Durch den Aluminium-Abstandhalter im Isolierglas kann am Rand der Glasscheibe leicht Tauwasser entstehen. Um dem vorzubeugen, gibt es heute Warme Kante Abstandhalter. - Bundesverband Flachglas - © Bundesverband Flachglas
Durch den Aluminium-Abstandhalter im Isolierglas kann am Rand der Glasscheibe leicht Tauwasser entstehen. Um dem vorzubeugen, gibt es heute Warme Kante Abstandhalter. - Bundesverband Flachglas
Wärmebrücken am Glasrand, wie sie von herkömmlichen Abstandhaltern aus Aluminium oder Stahl verursacht werden, sind in heutigen Fenster- und Fassadenkonstruktionen unerwünschte Störstellen. Im Zuge immer strengerer Energiespar-Vorschriften ist deshalb die Warme Kante bei Isolierglasabstandhaltern weiter auf dem Vormarsch.

Als Warme Kante wird bei Mehrscheiben-Isolierglas ein Abstandhalter zwischen den Glasscheiben bezeichnet, der aus Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit besteht. Bei Fenstern und Türen wird der Begriff auch übergreifend für eine verbesserte Wärmedämmung im Bereich des Glaseinstands am Flügelelement verwendet.

Darum optimierte Abstandhalter
Wärmetechnisch verbesserten Abstandhalter leisten einen wesentlichen Beitrag für bessere Wärmedurchgangskoeffizienten von Fenstern (Uw) und Fassaden (Ucw). Für eine vergleichbare Verbesserung dieser U-Werte an anderer Stelle – z. B. am Rahmen- oder Fassadenprofil – muss erheblich mehr Aufwand betrieben werden.
Beispiel für ein überarbeitetes Datenblatt. - Bundesverband Flachglas - © Bundesverband Flachglas
Beispiel für ein überarbeitetes Datenblatt. - Bundesverband Flachglas


Dabei ist wichtig, dass die zur Uw- bzw. Ucw-Wert-Ermittlung verwendeten Kennwerte der Warme-Kante-Systeme auf einer soliden Basis stehen. Der BF-Arbeitskreis „Warme Kante“ will Fensterbauern und Isolierglasherstellern mit den Datenblättern „Psi-Werte Fenster“ verlässliche und seriös vergleichbare Daten bereitstellen. Da die Abstandhalter-Konstruktionen immer komplexer und auch filigraner wurden, stieß die alte Methode zusehends an ihre Grenzen. Vor diesem Hintergrundwurde das Forschungsprojekt ins Leben gerufen.

Repräsentative Psi-Werte erleichtern die Ermittlung des Uw-Wertes von Fenstern
Es gibt mehrere Wege, um den psi-Wert (Ψg ), d.h. Wärmebrückenverlustkoeffizient des Glasrandes, als Eingangswert für die Berechnung des Uw-Wertes von Fenstern zu erhalten:
  • Die BF-Datenblätter ‚Psi-Werte Fenster‘ sind eine pragmatische Lösung und der vergleichsweise einfachste Weg zu den Psi-Werten (Ψg).

  • Die repräsentativen Psi-Werte der Datenblätter sind präziser und zudem vorteilhafter als die

  • pauschalierten Werte aus dem Anhang E der DIN EN ISO 10077-1. Bei diesen Tabellenwerten wird nicht nach Warme-Kante-Systemen unterschiedlicher Leistungsfähigkeit differenziert, entsprechend ungünstig fallen sie aus. Gleichzeitig bedeutet die Nutzung der BF-Datenblätter im Rahmen ihres zulässigen Anwendungsbereiches aber wesentlich weniger Aufwand als eine detaillierte Berechnung nach DIN EN ISO 10077-2.
Das gemeinsame Forschungsvorhaben (1) von BF, ift Rosenheim und FH Rosenheim hat jetzt die Grundlage für die repräsentativen Psi-Werte verändert. Diese werden jetzt auf Basis einer messtechnisch ermittelten äquivalenten Wärmeleitfähigkeit von Abstandhalter inklusive Butyl und Trockenmittel berechnet. Die ift-Richtlinie WA 17/1 erläutert das neue Messverfahren im Detail.
Auch der Kompass "Warme Kante" wurde überarbeitet. - Bundesverband Flachglas - © Bundesverband Flachglas
Auch der Kompass "Warme Kante" wurde überarbeitet. - Bundesverband Flachglas

In der ift-Richtlinie WA-08/2 ist detailliert beschrieben, unter welchen Voraussetzungen die Datenblätter verwendet werden dürfen:
  • Der tatsächliche Glaseinstand muss mindestens 13 mm betragen.

  • Der Uf-Wert des Rahmenprofils muss bei Holz-, Holz/Alu- oder Kunststoff-Rahmen größer oder gleich 1,0 W/(m²K) und bei Metallfenstern größer oder gleich 1,3 W/(m²K) sein.

  • Bei außen freiliegendem Glasrand dürfen die repräsentativen Psi-Werte nicht verwendet werden.

  • Sind die Glasscheiben dicker als 4 mm, müssen die repräsentativen Psi-Werte mit folgenden Zuschlägen erhöht werden:

  • Pro mm größerer Glasdicke der Außenscheibe um 0,001 W/(mK)

  • Pro mm größerer Glasdicke der Innenscheibe um 0,002 W/(mK)

  • Die Glasdicke der mittleren Scheibe bei Dreifach-Aufbauten ist nicht relevant.


Der "Kompass Warme Kante" vermittelt Grundlagen zur warmen Kante, stellt die bisherigen Ergebnisse aus dem Arbeitskreis vor und soll als Leitfaden für die korrekte Nutzung der BF-Datenblätter „Psi-Werte Fenster“ dienen.

Vereinfachte Bemessung
Die gemessene äquivalente Wärmeleitfähigkeit Lambda-Two-Box (λeq,2B) vereinfacht individuelle Berechnungen. Für Fenster, die obige Vorgaben nicht erfüllen, muss der individuelle Ψg-Wert für jede Glas-Rahmen-Kombination detailliert gemäß DIN EN ISO 10077-2 berechnet werden. Auch hierfür bieten die Datenblätter ‚Psi-Werte Fenster‘ eine Erleichterung: In ihrem unteren Bereich sind jeweils sogenannte Two-Box-Modell Kennwerte für den Randverbund angegeben. Die Methodik ist in der ift-Richtlinie WA-08/2 näher erläutert.

Schematische Darstellung des Two-Box-Modells zur Bestimmung des Psi-Werts für Isolierglas-Abstandhalter. - Bundesverband Flachglas - © Bundesverband Flachglas
Schematische Darstellung des Two-Box-Modells zur Bestimmung des Psi-Werts für Isolierglas-Abstandhalter. - Bundesverband Flachglas


Durch die vereinfachte Modellierung ist das Two-Box-Modell eine enorme Erleichterung für Vielrechner. Ist die äquivalente Wärmeleitfähigkeit λeq,2B einmal gemessen, können für individuelle Fensterberechnungen nach DIN EN ISO 10077-2 zur Modellierung des Isolierglas-Randverbunds einfach zwei Rechtecke (Box 1 und 2) verwendet werden.

Wichtig ist dabei, dass die Bauhöhen der Rechtecke den tatsächlichen Bauhöhen von Dichtstoff und Abstandhalter entsprechen. Die Bauhöhe h2 des jeweiligen Warme-Kante-Systems findet sich zusammen mit der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit auf dem BF-Datenblatt ‚Psi-Werte Fenster‘.

Ab 2014 gelten nur noch die neuen Datenblätter
Nach der alten Methode erstellte Datenblätter „Psi-Werte Fenster“ sind noch bis zum 31.12.2013 gültig, falls für das jeweilige Warme-Kante-System noch kein Datenblatt nach neuem Verfahren erstellt wurde.

Eine gleichzeitige Nutzung von Datenblättern mit „gerechneten“ und „gemessenen“ äquivalenten Wärmeleitfähigkeiten für ein und dasselbe System ist unzulässig. Ab dem 1.1.2014 sind nur noch Datenblätter auf der Grundlage von gemessenen äquivalenten Wärmeleitfähigkeiten der Abstandhalter zulässig. Datenblätter neuer oder geänderter Produkte werden bereits jetzt nur noch auf Basis gemessener äquivalenter Wärmeleitfähigkeiten erstellt.

Achtung: Die Datenblätter „Psi-Werte Fenster“ sind nur für Fenster anwendbar. Für Fassaden gibt es noch kein vergleichbares Hilfsmittel, sie müssen gemäß der Norm DIN EN ISO 12631 behandelt werden.

Kostenloser Download
Die aktuell gültigen BF-Datenblätter „Psi-Werte Fenster“ sowie das BF-Merkblatt Nr. 004 „Kompass Warme Kante für Fenster“ lassen sich kostenlos abrufen. Klicken Sie einfach hier .